Start im November mit einer breit angelegten Veranstaltungsreihe

Erstes Trauer-Netzwerk im Landkreis Ebersberg

BU am Textende.

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Ebersberg · »Alles ist im Fluss – Das Leben fließt so einfach«: Unter diesem Motto steht das Programm des Katholischen Kreisbildungswerk (KBW) Ebersberg für Herbst und Winter. Doch manchmal fließt das Leben nicht so einfach, sondern lässt einen stranden: Die Trennung vom Lebenspartner, der Abschied von einem Lebenstraum, der Verlust eines geliebten Menschen beispielsweise sind einschneidende Momente, denen oft tiefe Trauer folgt. Um auch diesen Aspekt des Lebens zu berücksichtigen und ein Tabuthema in die Gesellschaft zu tragen, initiierte das KBW in Zusammenarbeit mit dem Caritaszentrum und dem Hospizverein das »Netzwerk Trauer«.

Im November startet das Netzwerk mit einer breit angelegten Veranstaltungsreihe unter dem Titel »Wenn der Tag die Nacht ablöst. Über Abschied, Trauer und Neubeginn«. Auftakt ist am Mittwoch, 6. November, mit dem Film »Die Saiten des Lebens«, der um 20.30 Uhr im Alten Kino Ebersberg, Eberhardtstraße 3, gezeigt wird. Es folgen Vorträge zu verschiedenen Themen, zum Beispiel »Wenn Eltern sich trennen – Erklärungsansätze zum Trauerprozess bei Kindern«, eine ­Lesung unter dem Titel »Eine kurze Geschichte vom Sterben«, Nacht-Wandler Abendgesänge der Gruppe »Entzücklicka«, eine Friedhofsführung unter dem Gesichtspunkt »Trauerkultur im Wandel der Zeit« und anderes. »Dieses Programm ist jedoch längst nicht alles. Es dient lediglich dazu, das Netzwerk bekannt zu machen«, erklärt KBW-Geschäftsführerin Claudia Pfrang. Daran beteiligt sind ­viele weitere Einrichtungen wie das Evangelische Kreisbildungswerk, die Ehe- und Familienberatungsstelle Ebersberg, der Grafinger Verein »Verwaiste Eltern«, der Sozialpsychiatrische Dienst, aber auch Seelsorger und Therapeuten aus dem Landkreis. Sie bieten zusätzliche Veranstaltungen wie Workshops, Sing- oder Gesprächsgruppen an. »So wie die Trauer viele Gesichter hat, so muss auch das Trösten ganz unterschiedlich sein«, sagt Pfrang. Unter ihrer Leitung trifft sich seit Dezember letzten Jahres regelmäßig ein Arbeitskreis (AK) mit Vertretern des Netzwerkes im KBW, um Möglichkeiten zu eruieren, wie Trauernden geholfen werden kann. Andrea Scheller, Heilpraktikerin für Psychotherapie, Referentin im KBW und Mitglied des AK weiß: »Trauer ist nichts Pathologisches, sondern ein natürlicher Prozess, der wichtig für unser Überleben ist. Unterdrückte Trauer kann krank machen«. Aber leider gebe es dafür in unserer Leistungsgesellschaft nicht viel Platz, ergänzt Claudia Höwing, Sozialpädagogin im Caritas-Zentrum Ebersberg. Diesen Platz will beispielsweise das »Trauercafé Lichtblick«, ein neues Projekt des Hospizvereins, schaffen. Ab 2. November bietet das Treffen jeden ersten Samstag im Monat von 10 bis 12 Uhr im Café des EVBZ Steinhöring, Bahnhofsplatz 2, Betroffenen einen Raum, wo sie Menschen begegnen können, die ebenfalls einen Verlust erlitten haben, wo sie reden können - oder auch nicht.

»Angestoßen wurde das Netzwerk Trauer von Dekan Josef Riedl, der nach dem Auslaufen eines Trauerkurses die Notwendigkeit eines Nachfolgeangebotes erkannte«, erzählt Pfrang. Eine daraufhin durchgeführte Fragebogenaktion im Landkreis habe ergeben, dass im Eltern-Kind-Bereich ein hoher Bedarf bestehe. »Aber auch die Kommunen haben sich rege beteiligt. Sogar eine Friedhofsverwaltung schrieb uns, sie könne ein Trauerangebot gut gebrauchen«, so Pfrang. »Das wäre uns nie in den Sinn gekommen.« Auch wenn die Veranstaltungen für das kommende Jahr feststehen, treffe sich der Arbeitskreis auch weiterhin. Im September 2014 gebe es ein neues Programm. »Außerdem hoffen wir, dass das Netzwerk irgendwann ein Selbstläufer wird, wenn es erst einmal herumgesprochen hat«, sagt Pfrang. Das Faltblatt mit allen Veranstaltungen des Netzwerk Trauer liegt kostenlos bei allen beteiligten Netzwerkpartnern, in den Pfarreien, Gemeindeverwaltungen und Bestattungsinstituten sowie in der Klinik Ebersberg aus.

Von Sybille Föll

BU: Das Team vom »Netzwerk Trauer« (von links): Sonja Jennison (Verein »Verwaiste Eltern«, Grafing), KBW-Geschäftsführerin Claudia Pfrang, Claudia Höwing (Caritas), Martina Wiesböck (Sozialpsychiatr. Dienst), Andrea Scheller (Referentin KBW), Hans Anzenberger (Leiter Ehe- und Familienberatungsstelle) und Hedwig Geisberg (Seelsorgerin). Foto: Sybille Föll

Artikel vom 10.10.2013
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