Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

Kunst und Handwerk

Beim Töpfern werden Gegenstände aus Ton/Lehm geformt. Übrigens ist die Töpferei ein sehr altes Handwerk, die ersten gefundenen Keramikfiguren sind über 24.000 Jahre alt. F.: Museum

Beim Töpfern werden Gegenstände aus Ton/Lehm geformt. Übrigens ist die Töpferei ein sehr altes Handwerk, die ersten gefundenen Keramikfiguren sind über 24.000 Jahre alt. F.: Museum

München · Das Handwerk hat eigentlich eine noch längere Geschichte als die Landwirtschaft. Denn Werkzeuge oder Kleidung fertigten die Menschen schon bevor sie sesshaft wurden und Viehzucht und Ackerbau betrieben. Allerdings hat sich bei uns erst im Mittelalter das Handwerk als eigenständiger Beruf herauskristallisiert.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

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Zuvor fertigte man die benötigten Gebrauchsgegenstände selbst. Das heißt neben den häuslichen Tätigkeiten war man praktisch sein eigener Handwerker für fast alle Aufgaben. Gab es in Griechenland bereits in der Antike den Begriff des Handwerkers, so dauerte es bei uns, von wenigen Ausnahmen wie Baumeister oder Metallgießer abgesehen, bis ins 11. Jahrhundert, als mit der immer schnelleren Entwicklung der Städte und einer somit wachsenden Nachfrage eine Spezialisierung der verschiedenen Handwerker nötig und wirtschaftlich wurde. Von da ab entwickelten sich Werkstätten und Zünfte in allen europäischen Ländern, auch in Bayern. Auf dem Land war es allerdings weiterhin so, dass neben einigen klassischen Handwerksberufen wie etwa Müller, Zimmerer oder Schmied die Bauern weiterhin Gebrauchsgegenstände für ihren Eigenbedarf selbst herstellten, beziehungsweise sich mit kleinen handwerklichen Tätigkeiten einen Nebenerwerb schufen. Beispiele dafür sind Besenbinder, Schindelmacher oder Holzschnitzer.

Ich habe bewusst diese drei Holzverarbeiter aufgeführt, denn es ist neben dem klassischen Handwerk bereits ein Kunsthandwerker darunter, nämlich der Schnitzer. Der Unterschied hierbei ist, dass zum Beispiel eine Krippenfigur des Holzschnitzers keinen praktischen Nutzen hat, im Gegensatz zum Besenbinder oder Schindelmacher, die beide nützliche und notwendige Gegenstände herstellen. Die Übergänge sind freilich fließend, denn ein schön verzierter Türbeschlag vom Schmied hat ja trotz der schmückenden Optik auch eine technische Funktion. Erst im 19. Jahrhundert grenzt sich das Kunsthandwerk mit Berufen wie Kunstschmied, Keramikmaler oder Töpfer noch eindeutiger von der Industrie ab, auch um gegen einen steigenden Preisdruck bestehen zu können. Ich selbst habe eine Ausbildung zum Maler und Restaurator gemacht und bin schon früh mit den Überschneidungen der beiden Sparten Handwerk und Kunsthandwerk in Berührung gekommen.

Und wenn ich an den Aufbau unseres Freilichtmuseums denke, bei dem ich jeden Balken selbst in der Hand hielt, erinnere ich mich an viele kleine Details. Sei es ein aufwendig gestaltetes Türschloss, ein besonders schön verziertes Windbrett eines stolzen und kreativen Zimmerers oder die aufwendige Bleiverglasung eines Fensters, eben auch ein bisschen nach Können und Begabung des ausführenden Handwerkers. Da würde man heute wohl manche Arbeit näher an der Kunst als am Handwerk sehen. Sie merken schon ich komme ins Schwärmen, und in der Tat, mich begeistern diese Kleinigkeiten immer wieder und ich freue mich einfach daran, wenn eine über hundert Jahre alte Uhr heute noch genauso funktioniert wie kurz nach ihrer Fertigstellung. Da war vielleicht doch der ein oder andere Handwerker ein verkappter Kunsthandwerker.

Und wenn auch Sie Interesse am Übergang vom Handwerk zur Kunst haben, lade ich Sie ein, kommendes Wochenende unseren Kunsthandwerkermarkt im Museum zu besuchen. Zahlreiche Handwerker, oder sollte ich besser sagen Künstler, darunter Holzbildhauer, Stoffdrucker, Kürschner und viele mehr stellen ihrer Produkte zur Schau und ich kann Ihnen versprechen, Sie werden begeistert sein. Vielleicht erstehen Sie ja ein schmuckes Kleinod oder Sie kommen mit den Handwerkern ins Gespräch und lassen sich in die Kunst der jeweiligen Zunft einführen. Und wenn Sie anschließend Appetit auf eine ordentliche Brotzeit oder ein kühles Bier haben, empfehle ich ihnen unser altbayerisches Wirtshaus »Zum Wofen«, wo Sie mit traditionellen Speisen und selbstgebrautem Museumsbier verwöhnt werden. Ganz nebenbei, auch unser Koch und unser Braumeister werden vom ein oder anderen als Kunsthandwerker bezeichnet.

Ich freu mich auf Sie!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 09.10.2013
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