»Riesenschweinerei«

Bezirksausschuss schimpft über Baustellenplanung der Stadt

Eine zweite Fahrspur in Gegenrichtung könnte das Verkehrschaos in der Johanneskirchner Straße mindern. Stattdessen parken hier Autos.	Foto: hgb

Eine zweite Fahrspur in Gegenrichtung könnte das Verkehrschaos in der Johanneskirchner Straße mindern. Stattdessen parken hier Autos. Foto: hgb

Bogenhausen · Wo immer auch in der Stadt Leitungen verlegt, Asphaltbeläge erneuert oder Straßenabschnitte wegen eines Bauprojekts angelegt werden, ist das tägliche Verkehrschaos vorprogrammiert. So war es bis vor Kurzem in der Effnerstraße in beiden Richtungen durch die Reduzierung auf eine Fahrbahn der Fall, akut ist es der Einbahnverkehr in der Johanneskirchner- und der Riemer Straße.

Die Regelung in Johanneskirchen kritisierte harsch Martin Tscheu, Verkehrsexperte der SPD im Bezirksausschuss (BA), denn in vergleichbaren Situationen seien Straßen in beiden Richtungen befahrbar gewesen. Die Lage in Daglfing wertete Xaver Finkenzeller (CSU) als »verheerend«. Die Lokalpolitiker sind überdies unisono stocksauer, dass »die Stadt den BA nicht informiert hat«. Tscheu bezeichnete dies als »Skandal«, Finkenzeller als eine »Frechheit«. In Johanneskirchen wird die durch einen Grünstreifen getrennte Straße erneuert. Vorausgesetzt, dass sich die Arbeiten nicht verzögern, ist der etwa zwei Kilometer lange Abschnitt noch bis Freitag, 18. Oktober, nur in Richtung Cosimastraße befahrbar. Die Umleitung zwingt viele Autofahrer und auch den Metrobus 50 so lange zu einer kleinen Rundfahrt durch den Stadtteil. Die Bürgervertreter forderten einstimmig die Stadtverwaltung auf, ab sofort, also noch während der laufenden Maßnahmen, die Johanneskirchner Straße in beiden Richtungen befahrbar zu machen, die Einbahnregelung aufzuheben. Möglich wäre dies durch ein Parkverbot auf einer Spur – die dort neben einigen privaten Autos, zahlreich abgestellten Werbeanhänger, Mietbusse und Wohnmobile ärgern die Ortspolitiker ohnehin seit Langem.

»Das ist eine Riesenschweinerei, das kann doch wohl nicht sein, die Leute sind entsetzt«, wetterte Tscheu. Denn die Autofahrer suchen sich Schleichwege. Lastwagen und selbst Busse fahren laut seiner Aussage statt auf der Umleitungsstrecke durch die enge Meistersingerstraße, durch ein reines Wohngebiet. CSU-Fraktionschef Robert Brannekämper verurteilte die Vorgänge pauschal als ein »Multiorganversagen der Stadt«, hängte ironisch an: »Eine Spitzenleistung der Verwaltung«. Weiter im Süden sieht es nicht besser aus. »Teile Daglfings sind von der Außenwelt nahezu abgeschlossen«, moniert die CSU in einem Antrag. Der Hintergrund: An der Riemer Straße entsteht ein Baumarkt, zwei Linksabbiegerspuren sowie Geh- und Radweg werden eingerichtet. Die Fahrbahn ist nur in einer Richtung frei, ist stadtauswärts mindestens bis Mitte November gesperrt, die Buslinie ist eingestellt, die Autobahnausfahrt Daglfing gesperrt.

All das »führt zu langen Staus und zu wahnsinnigen Umwegen«, beklagt sich CSU-Planungssprecher Finkenzeller. Die Christsozialen fordern deshalb von der Stadt eine »erhebliche Beschleunigung der Bauarbeiten« – und zwar »sofort« – wie Finkenzeller anfügte. Er sah mehrmals »nur zwei oder drei Arbeiter«, sah die »Arbeiter herumlungern – das geht nicht«. Und er will, dass »auch samstags und sonntags gearbeitet wird«. Im Zusammenhang mit den Bauarbeiten des Markts fordert die CSU in einem zweiten Ansinnen von der Stadt »Sofortmaßnahmen für den Reit- und Voltigierverein« an der Burgauer Straße. Wegen des Baulärms mussten die wöchentlich mehrmals stattfindenden Therapie-Reitstunden für Menschen mit Behinderungen »unterbrochen oder teilweise sogar ganz abgesagt werden«. Laut Finkenzeller scheuten die Pferde immer wieder, mehrfach seien schon Kinder abgeworfen worden.

Helmut G. Blessing

Artikel vom 08.10.2013
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