Klinik »in Fahrt«

Neues Krankenhaus an der Nußbaumstraße: Baubeginn 2015

Gerd Koslowski am Eingang des alten Klinikbaus an der Ziemssenstraße: Hier soll die neue »Portalklinik« entstehen.	Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Gerd Koslowski am Eingang des alten Klinikbaus an der Ziemssenstraße: Hier soll die neue »Portalklinik« entstehen. Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Zentrum · Ein juristisches Tauziehen blockierte monatelang alle weiteren Schritte. Doch nun nimmt die Sache wieder Fahrt auf. Gemäß dem inzwischen feststehenden Siegerentwurf soll ab dem Jahr 2015 an der Ecke Nußbaum- und Ziemssenstraße eine neue Portalklinik gebaut werden.

Noch wird die vom Konzept vorgesehene Grundstücksfläche als Parkplatz genutzt. Westlich davon steht das alte Bettenhaus, das ebenfalls dem neuen Projekt weichen muss, mit insgesamt 11.000 Quad­ratmetern Nutzfläche. Laufe alles nach Plan, kann Ende 2019 eröffnet werden, kündigt Gerd Koslowski, Kaufmännischer Direktor im Klinikum Großhadern, an. Knapp 95 Millionen Euro soll der vierstöckige Neubau kosten. Das Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) übernimmt davon über 50 Prozent, den Rest zahlt der Freistaat. Man wolle in der Innenstadt weiterhin der Hochleistungsmedizin-Standort in den Fachgebieten Innere Medizin, Chirurgie und Geburtshilfe sein, so Koslowski. Und das mit modernerer Struktur und Ausstattung. Hinzu komme die stärkere Vernetzung mit dem Klinikum Großhadern. Doch welche Architektur steht der Portalklinik am besten zu Gesicht? Darüber machten sich zig Profis Gedanken: An dem 2012 ausgeschriebenen Wettbewerb beteiligten sich 40 Architekten. Erstplatzierter wurde das Berliner Architektenbüro Stefan Ludes. Doch das Ergebnis wurde vor Gericht angefochten, da in der 30-köpfigen Jury Michael Ludes saß, der Bruder des Architekten.

Die Konsequenz: Stefan Ludes wurde ausgeschlossen, das Münchner Büro Nickel & Partner, zunächst auf Platz zwei, rückte an die Spitze. Diese Entscheidung wollte Ludes nicht akzeptieren, klagte sich in den Wettbewerb zurück – und gewann mit seinem Entwurf erneut. Das Oberlandesgericht befand, das Verwandtschaftsverhältnis zwischen dem Bewerber und einem Jurymitglied müsse allgemein bekannt gewesen sein, zumal es nur maximal 15 einschlägige Architekturbüros gebe. Ein Ausschluss sei deshalb nicht gerechtfertigt. Dass Stefan Ludes doch noch das Rennen gemacht hat, begrüßt Koslowski: »Sein Konzept hat uns in allen Punkten absolut überzeugt.« Unter anderem wegen der planerischen Lösung hinsichtlich der Abläufe im Gebäude. Gemeint ist: Möglichst kurze Wege von A nach B, optimale Orientierung für Patienten. Zudem, und darauf hat die Stadt München laut Koslowski besonders geachtet, füge sich der Neubau städtebaulich gut in das bestehende Quartier ein. Auch müsse niemand fürchten, der typische offene Charakter des Klinikviertels würde verloren gehen. »Das, was unser Gelände so lebendig macht, bleibt auch weiterhin erhalten«, versichert Koslowski. Die geplante Portalklinik ist Teil einer Neustrukturierung der Uni-Kliniken. Wäre es nach einem Beschluss der bayerischen Landesregierung aus dem Jahr 2006 gegangen, so hätte die Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) ihre Klinikstandorte in der Innenstadt weitgehend aufgeben müssen. Dem versuchten die Betreiber gegenzusteuern und begannen 2008 mit einer Konzeptentwicklung.

Ambulanzvolumen: 50.000 Fälle jährlich

Die Portalklinik am Campus Innenstadt wird zukünftig 200 Betten umfassen, die Ambulanz ist auf etwa 50.000 Fälle jährlich ausgelegt. Und natürlich gibt es auch weiterhin eine Notaufnahme. »Gerade zur Wiesnzeit ist der Zustrom von Patienten enorm, sei es wegen Alkoholvergiftungen oder wegen Knochenbrüchen«, berichtet Koslowski. Während kleinere und mittlere Eingriffe in den vier OP-Sälen der neuen Portalklinik gemacht werden können, etwa Entfernungen von hormonbildenden Tumoren, sieht es bei komplexeren OPs anders aus. Betroffene Patienten werden nach Großhadern verlegt, etwa im Falle einer Knochenmarks- oder Organtransplantation. Und was die zukünftigen Münchner Kindl angeht: Im sogenannten Mutter-Kind-Portal sollen rund 2000 Geburten jährlich erfolgen. »Die Portalklinik ist eine eigenständige Klinik«, betont Koslowski. Und er betont es deshalb, weil es diesbezüglich mehrfach Missverständnisse gab. Gemutmaßt wurde unter anderem, das Innenstadtklinikum solle nur noch eine Art Einfallstor für Patienten werden, die von dort an andere Kliniken weitergeleitet werden.

Wird der Name bleiben?

»Um derlei Annahmen in Zukunft zu vermeiden, denken wir darüber nach, ob wir den Namen Portalklinik überhaupt beibehalten wollen«, sagt Koslowski, der den Namen selbst allerdings nicht ins Gespräch brachte: »Ich weiß gar nicht, wie es kam, aber auf einmal war er in der Welt.« Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 01.10.2013
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