Bis der Kuhstall bebt

Die »Screams« beherrschen: Metalband sucht Sänger

Alle Mitglieder von Sulphor haben sich das Symbol der Band tätowieren lassen, wie hier Schlagzeuger Bummerl, Gitarrist Kü und Bassist Hosä (v.l.). 	Foto: sf

Alle Mitglieder von Sulphor haben sich das Symbol der Band tätowieren lassen, wie hier Schlagzeuger Bummerl, Gitarrist Kü und Bassist Hosä (v.l.). Foto: sf

Ebersberg/Stachet · Wenn Bummerl seine Drums bearbeitet, Kü und Albi das letzte aus ihren Gitarren holen, Hosä seinen Bass vibrieren lässt und Caya in die Tasten ihres Keyboards haut, dann bebt in Stachet jeder Kuhstall.

»Metal mit deutschen Texten« beschreibt die Band »Sulphor« ihren Stil, den sie in einem Nebengebäude des Bräustüberls in Stachet, einem kleinen Ortsteil von Jakobneuharting südwestlich von Grafing, pflegt. Doch seit Anfang Juli fehlt ein entscheidendes Element: die Stimme. Sänger Flo musste wegen Unstimmigkeiten gehen, jetzt sucht die Gruppe einen neuen Frontmann oder auch eine Frontfrau. »Die Screams, also das Gebrüll, muss er oder sie genauso beherrschen wie den Klargesang«, sagt Kü bestimmt.

Der 36-Jährige ist Mitbegründer der Band und als einziger von der ursprünglichen Besetzung übrig geblieben. Vor zehn Jahren hatte sie sich formiert, probte im umgebauten Kartoffelkeller eines Freundes in Glonn und nannte sich »Sulphur«, zu deutsch »Schwefel«. Aber so heißen laut Kü noch gefühlte 65 andere Bands, »also haben wir einfach das zweite u durch o ersetzt«. Sulphor ist also ein reiner Fantasiename. 2006 stiegen Bummerl, 37, Hosä, 42, und Caya, 29, in die Band ein und brachten frischen Wind in die zerbröselnde Truppe. Es entstanden viele Songs, deren gesellschaftskritische Texte vorwiegend Flo schrieb.

Die Musikarrangements sind meistens Gemeinschaftsarbeit. 2008 entstand die erste CD mit neun Songs, im Herbst 2013 sollte die zweite erscheinen. »Ohne Sänger ist das natürlich nicht machbar, deshalb hoffen wir, dass wir bald wieder jemanden finden«, so Bummerl. Ihm ist wichtig, dass er oder sie finanziell unabhängig ist. »Von der Musik lässt es sich nicht leben, wir haben alle gute Jobs«, so der Schlagzeuger. Welche, verraten sie nicht, ebenso wenig wie ihre bürgerlichen Namen. »Das hat mit dem hier nichts zu tun, das ist eine eigene Welt«, sagt Bummerl abwehrend.

Doch keiner von ihnen hätte etwas dagegen, in nur einer Welt zu leben – in der, die mit Musik und Konzerten, CD- und Videoproduktionen ausgefüllt ist. Kleine Erfolge haben sie bereits aufzuweisen: Beim Bandwettbewerb »Emergenza« kamen sie 2007 als Metal-Band ins Süddeutschland- Finale, spielten im Vorprogramm der Metal-Band »Tankard« und hatten schon größere Auftritte im Backstage-Werk und in der Backstage-Halle in München. Zehn bis 15 Auftritte pro Jahr sind es, für die sie meistens durch Oberbayern touren, »mit einem Ausreißer nach Düsseldorf«, sagt Kü grinsend. Allerdings sei die Metal-Szene in München und der näheren Umgebung recht dünn. Es gibt laut Bommerl zwar viele Keller-Bands, aber die Konzerte seien nicht sehr gut besucht. In Nürnberg sei es schon besser und je weiter entfernt von ­München, desto verbreiteter ist der Musikstil. »In den 80ern hatte Metal seine Hoch-Zeit, in den 90ern war er fast tot«, so Bommerl. Aber jetzt lebe die Szene wieder auf, in den Top 100 der Album-Charts fänden sich viele Metal-Bands.

Absolutes Highlight in der Karriere von Sulphor war 2008 die Video-Produktion zu dem Song »Schuld«, eine knallharte Abrechnung mit allen Gläubigen aus der Sicht Gottes. Dafür verwandelten die Musiker halb Stachet in eine Filmkulisse. In der kleinen Kapelle haben sie hunderte Lichter aufgestellt, auf einer Wiese einen riesigen Scheiterhaufen errichtet, der dann nicht brannte, weil es anfing zu regnen. Da mussten sie dann mit Stroh und Benzin ein bisschen nachhelfen. Produzent war damals der Schauspieler Jürgen Tonkel, ein Spezl von Kü.

Die nächste große Veranstaltung wird am Samstag, 30. November, im Landgasthof Bichler in Emmering stattfinden. Sonst organisiert die Band seit fünf Jahren immer im Dezember in Stachet ein Konzert unter dem Namen »Stachet bebt«, zu dem noch fünf bis sechs andere Bands eingeladen werden. Diesmal, anlässlich des zehnten Geburtstages von »Sulphor«, bebt Emmering, weil dort in den Saal mehr Gäste passen. Und es kommen nicht nur andere Metal-Gruppen, sondern verschiedene Sänger performen jeweils zwei Songs von »Sulphor«.

Alles Nähere erfahren Fans auf der Facebook-Seite www.facebook.com/Sulphor. Wer Sängerin oder Sänger bei der Band werden möchte, wendet sich an Hosä, Tel. 01 71/4 45 65 34. Sybille Föll

Artikel vom 03.09.2013
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