Gute Ranzen helfen

Kleiderkammer unterstützt Bedürftige auch zum Schulanfang

Nicole Bößl (r.) und Evelyn Töpfer freuen sich unter anderem über gut erhaltene Schulranzen für bedürftige Kinder. 	Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Nicole Bößl (r.) und Evelyn Töpfer freuen sich unter anderem über gut erhaltene Schulranzen für bedürftige Kinder. Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Maxvorstadt · Der Sohn bräuchte Fußballschuhe, die Tochter eine Zahnspange, doch das Geld dafür ist nicht da. Und wie sich die Schulranzen für beide leisten? Kenan (Name geändert), der Vater, hat viele Sorgen, seit er aus dem Iran geflüchtet ist.

Doch er wird, obwohl er in München weder Freunde noch weitere Familie hat, damit nicht alleine gelassen. Die Kleiderkammer der Inneren Mission München im Stadtzentrum hilft ihm, wo sie nur kann. Zum Beispiel mit der so genannten Schulranzen-Aktion. »Die einen können Gutes tun, indem sie Schulranzen spenden, und die anderen erfahren Gutes, indem sie Schulranzen erhalten«, sagt Evelyn Töpfer, Leiterin der Kleiderkammer. Die Aktion läuft bereits das dritte Jahr in Folge, rund 150 Schulranzen wechseln dabei jährlich ihre Besitzer. »Uns kommt es darauf an, dass die Ranzen sauber und funktionsfähig sind«, so Töpfer.

Bereits seit 20. August läuft die Aktion, bisher wurden 51 Ranzen ab- und 38 Stück wieder ausgegeben. Und laufend erhält Töpfer Anrufe von Münchner Müttern und Vätern, die gerne die Schultasche ihres Sprösslings für den guten Zweck der Kleiderkammer überlassen wollen. »Die fragen meist genau nach, in welchem Zustand der Ranzen sein muss, damit er abgegeben werden kann«, berichtet Töpfer. Sie findet es toll, wie spendenfreudig die Münchner seien. Manche würden sogar Stifte und Hefte hineinlegen und auch Süßigkeiten, Turnbeutel und Federmäppchen, wie Nicole Bößl von der Textilausgabe an der Dachauer Straße berichtet. Die Kehrseite sei jedoch, dass einige die Gelegenheit auch nutzen würden, um verdreckte und löchrige Schultaschen, die niemand mehr brauchen kann, loszuwerden. Die würden natürlich aussortiert. Deshalb appelliert Bößl, nur solche Ranzen vorbeizubringen, die so aussehen, dass sich kein Kind dafür schämen müsste, »sondern ihn mit Würde tragen kann«.

Mehr denn je brauchen Kinder Hilfe, wie sie die Kleiderkammer der Inneren Mission München anbietet. Denn in Deutschland erleben immer mehr Kinder, was es heißt, arm zu sein. Laut Zahlen des Deutschen Kinderschutzbundes leben über 2,5 Millionen Kinder in Einkommensarmut, dies entspricht etwa 19,4 Prozent aller Menschen unter 18 Jahren. »Wenn die Eltern in finanziellen Nöten stecken, leiden darunter besonders die Kinder«, sagt Töpfer. »Doch Kinder aus armen Familien sollen nicht außen vor bleiben, sollen die Armut nicht tragen müssen, sondern, ebenso wie ihre Freunde, an der Gesellschaft teilhaben können.« Dabei treffe es nicht, wie oft ein Vorurteil besagt, ausschließlich Familien mit Migrationshintergrund, sondern auch Familien mit deutscher Nationalität, meist solche mit vielen Geschwistern. »Bevor sie sich an uns wenden, müssen sie oft eine innere Schwelle überschreiten. Viele schämen sich, zuzugeben, dass sie Unterstützung brauchen«, erzählt Töpfer. Sie prüft in ihren Unterlagen, welche Antragsteller bedürftig genug sind, um kostenlos einen Schulranzen zu erhalten.

Dass die Anfrage gerade bei Schulanfang besonders hoch ist, versteht sich von selbst. Wenn man bedenke, wie teuer die Ausstattung für die Schule ist – für manche Familien sei das einfach viel zu viel, so Töpfer. Bereits einer der gängigen Schulranzen würde im Schnitt 90 Euro kosten. »Die Leute schätzen es sehr, dass wir ihnen unter die Arme greifen«, sagt Bößl. Auch Kenan ist überglücklich, dass seine Kinder nicht leer ausgehen. Nicht nur neue Schulranzen hat er bekommen. Auch die Fußballschuhe und die Zahnspange werden wohl demnächst finanziert.

Die Kleiderkammer nimmt noch Schulranzen und Turnbeutel an. Dringend gesucht werden auch intakte und verkehrstüchtige Kinderfahrräder und gut erhaltene Herrenkleidung. Sie können in der Kleiderkammer in der Seidlstraße 4 dienstags bis donnerstags von 8.30 bis 16.00 Uhr sowie freitags von 8.30 bis 14.00 Uhr abgegeben werden. Weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 12 15 95 74 oder unter der E-Mail-Adresse kleiderkammer@im-muenchen.de. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 03.09.2013
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