Erstmals zugänglich

Am Sonntag wird der Berg-am-Laimer Hochbunker geöffnet

Wie es sich bei Fliegeralarm da drinnen anhörte, und wie man sich fühlte,  bringen den Besuchern Tonaufnahmen und auch zwei Zeitzeugen nahe.	Fotos: js

Wie es sich bei Fliegeralarm da drinnen anhörte, und wie man sich fühlte, bringen den Besuchern Tonaufnahmen und auch zwei Zeitzeugen nahe. Fotos: js

Berg am Laim · Wer wissen will, was sich hinter den Mauern des Turms an der Kreuzung der Waldstraße und der Sonnwendjochstraße verbirgt, sollte am Sonntag, 8. September, am Tag des offenen Denkmals dort vorbei gehen.

Die MVHS und der Bezirksausschuss Berg am Laim (BA 14) öffnen das Gebäude, das im zweiten Weltkrieg als Bunker zum Schutz vor Luftangriffen diente, erstmals der Öffentlichkeit. Außerdem auf dem Programm: eine Ausstellung des Stadtteil-experten Erich Kasberger und Zeitzeugengespräche. »Die Menschen haben ein merkwürdiges Interesse an Gebäuden, die nicht zugänglich sind«, sagt Winfried Eckardt, Leiter der MVHS München Ost. In seiner Stimme liegt ein leichtes Zögern. Der Tag des offenen Denkmals, der alljährlich bundesweit im September stattfindet, biete diesmal jedoch eine Gelegenheit, diese Neugierde zu befriedigen. Die Veranstaltung steht unter dem Motto »Jenseits des Guten und Schönen – unbequeme Denkmale«.

Ein solches unbequemes Monument gibt es in Berg am Laim in der Grünanlage an der Waldstraße. In dem 1941 erbauten Hochbunker habe die umliegende Bevölkerung Zuflucht bei Fliegeralarm gesucht, erklärt Kasberger, Autor des Buches »Berg am Laim«. Der Historiker war lange Jahre Geschichtslehrer am Michaeligymnasium und hat dem BA die Öffnung des Gebäudes vorgeschlagen. Im Inneren des Turmes werden während der Veranstaltung Tonaufnahmen von Luftangriffen aus dem zweiten Weltkrieg zu hören sein. Ein einstündiger Film, der durchgehend abgespielt wird, liefert Eindrücke von den Zerstörungen in München und im Viertel, unter anderem in der Mutschellestraße. Zudem gibt es eine Bilddokumentation, die beim Bombenangriff auf den Pfarrhof in St. Stephan entstanden ist. Der Ramersdorfer Pfarrer Georg Kiefinger habe damals fotografiert, wie der Berg-am-Laimer Pfarrer Karl Graf auf einer Bahre weggetragen worden sei, erzählt Erich Kasberger.

Wie ein Fliegeralarm in Berg am Laim konkret ablief, berichten ab 11 Uhr die Zeitzeugen Karl Daumer und Elfriede Knechtl, die als Kinder selbst in dem Bunker Schutz gesucht haben. Von 12 bis 15 Uhr gibt es halbstündlich Führungen. Um 15.30 Uhr zeigt der Künstler Jörg Baesecke das Papiertheater »Papierkrieg«. Wiederholte Besichtigungsmöglichkeiten des Bunkers sind nicht vorgesehen. Zwar sei das Bauwerk in einem »überraschend guten Zustand«, meint Eckardt. Jedoch entspreche es nicht den heutigen Sicherheitsstandards. Die erstmalige Öffnung werde daher »für die nächste Zeit die einzige bleiben«.

Aufgrund der Enge in dem Gebäude ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Um übermäßigen Andrang zu vermeiden, werden vor dem Termin ab 10 Uhr vor Ort kostenfreie Karten ausgegeben. Pünktlich sein lohnt sich. Julia Stark

Artikel vom 03.09.2013
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