Schule will anderen Namen

Erwin-Lesch-Schule Unterhaching beantragte Namensänderung

Die Erwin-Lesch-Schule am Grünwalder Weg in Unterhaching will einen neuen Namen	Foto: K. Kohnke

Die Erwin-Lesch-Schule am Grünwalder Weg in Unterhaching will einen neuen Namen Foto: K. Kohnke

Unterhaching · Die Erwin-Lesch-Schule am Grünwalder Weg in Unterhaching will einen neuen Namen. Einen entsprechenden Antrag stellte die Schulleitung bereits beim Landratsamt München. Der Grund ist Leschs offenkundige Systemnähe während der Zeit des Nationalsozialismus.

Leschs Vergangenheit brachte der Münchner Professor Dr. Ulrich Heimlich von der Ludwig-Maximilian-Universität in einem Fachartikel ans Licht. Zuvor hatte bereits eine Kollegin in einem Buch von der »braunen Vergangenheit« Leschs gesprochen. Heimlich, Leiter des Lehrstuhls für Lernbehindertenpädagogik, nahm die Spur auf und begann zu recherchieren. Lesch, 1893 geboren, war seit den 20er Jahren als »Hilfsschullehrer« in München tätig und soll zwischen 1933 und -45 mit den Nationalsozialisten kooperiert haben. Rund 30 Jahre leitete er die Hilfsschule in der Kirchenstraße, war später stellvertretender Stadtschulrat sowie Vorsitzender, dann Ehrenvorsitzender des Verbands für Sonderpädagogik. 1974 verstarb Lesch im Alter von 81 Jahren in München.

Ulrich Heimlich kommt im Rahmen seiner Arbeit, die in der Zeitschrift »spuren« des Verbandes Sonderpädagogik, Landesverband Bayern, erschienen ist, zu dem Schluss: »... kann kein Zweifel daran bestehen, dass Erwin Lesch die Nazi-Behindertenpolitik mit all ihren Konsequenzen in Richtung Zwangssterilisation und Euthanasie mitgetragen hat.« Seine Erkenntnisse gab der Professor weiter: an das Kultusministerium, den bayrischen Verband Sonderpädagogik, das Landratsamt München und Fachkollegen. Einen Vorabdruck seines Artikels »Sonderpädagogik in der Nazizeit in Bayern – dargestellt am Beispiel des Münchner Hilfsschullehrers Erwin Lesch« erhielten auch die Schulen mit dessen Namen. Denn neben dem Förderzentrum am Grünwalder Weg ist noch eine Schule im oberpfälzischen Neumarkt betroffen. Dort soll der Name jetzt ebenfalls gelöscht werden. Das Sonderpädagogische Förderzentrum Neuburg an der Donau mit Außenstellen in Aresing und Schrobenhausen hat den Namen aufgrund »der Nazi-Vergangenheit von Erwin Lesch« bereits geändert.

Die Einrichtung heißt jetzt nach der österreichischen Kinderbuchautorin »Mira Lobe-Schule«. Auch im Falle der Unterhachinger Schule sind die wichtigsten Schritte schon eingeleitet: »Ein Antrag auf Namensänderung liegt hier bereits vor«, bestätigte dazu die Pressesprecherin des Landratsamts München, Eva Schatz. Gleich nach der Sommerpause werde der Kreisausschuss über die Sachlage beraten, der Kreistag einen entsprechenden Beschluss fassen. Diesen leite das Landratsamt als Sachaufwandsträger der Schule schließlich an die Regierung von Oberbayern weiter, so die Sprecherin. Ebenfalls reagieren muss nun auch die Gemeinde Unterhaching. Denn die Erwin-Lesch-Straße gleich neben der Schule wird wohl ebenfalls einen neuen Namen brauchen. K. Kohnke

Artikel vom 21.08.2013
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