Partymüll zwischen Großhesselohe und Oberföhring nimmt überhand

Ballermann Isarufer?

Verwüstete Wiesen, Mini-Müllhalden rund um die viel zu kleinen Abfallbehälter, spitze Gegenstände im Sand und Flaschenscherben im Uferbereich – viele Erholungssuchende packt an der Isar derzeit das große Grauen.	Foto: hgb

Verwüstete Wiesen, Mini-Müllhalden rund um die viel zu kleinen Abfallbehälter, spitze Gegenstände im Sand und Flaschenscherben im Uferbereich – viele Erholungssuchende packt an der Isar derzeit das große Grauen. Foto: hgb

München/Bogenhausen · Für Flaschensammler sind die Wege entlang der Isar zwischen Oberföhringer Wehr und der Brücke St. Emmeram nach warmen Abenden ein lohnenswertes Ziel.

Jede Menge Bier- und Plastikflaschen, ab und zu sogar ganze Träger finden sich dort. Für Spaziergänger, Jogger und Radler sind die sandigen Uferstreifen und die Kieswege eine Tortur: Abfallreste und Scherben wohin man auch tritt, denn viele Glasflaschen wurden einfach achtlos weggeworfen. Ballermann Isarufer: Die Feiernden hinterlassen ihre Spuren, üble Schattenseiten der Sonnentage.

So wie es aussieht, nehmen ganz viele Erholungssuchende ihren Müll nicht mit nach Hause, vielmehr lassen sie ihn an Ort und Stelle liegen. Im Umfeld der wenigen und stets überfüllten kleinen Abfalleimer findet man Pizzakartons, Plastik- und Kühltüten, zerfetzte Regenschirme und zerrissene T-Shirts, leere Wodka-, Schnaps-, Wein- und Sektflaschen. Unzählige Scherben, Dutzende leere und volle Bierflaschen liegen im Wasser. Grill- und Essensreste säumen das Ufer und finden sich auch in den Büschen. Krähen und Ratten werden so angelockt. Abfalleimer werden aus der Verankerung gehebelt und ausgeleert, manche liegen halb im Wasser und rosten vor sich hin. Ja selbst auf den Kiesinseln ist der Müll verstreut. Angesichts dieses Chaos wird verständlich, dass es die Reinigungstrupps nicht schaffen können, Tag für Tag allen Unrat zu beseitigen. Container oder wenigstens große Behälter gibt es keine in diesem Isar-Abschnitt.

Ein älterer Spaziergänger kickt mit seinem Spazierstock einen Flaschenhals an den Wegrand. Er schimpft lauthals: »Unglaublich diese Sauerei, die gehören doch richtig bestraft. Geld ist das einzige, das wirkt. Warum greift denn die Polizei hier nicht ein, warum wird das nicht kontrolliert?« Fotografiert werden möchte der Mann nicht, er fürchtet die Leute, »die hier die Sau raus lassen, die hauen mir sonst noch eine rein«. Doch Polizisten, Grünanlagenaufseher, Naturschutzwächter und von der Stadt eigens engagierte private Security-Männer konzentrieren sich auf den Isar-Bereich Stadtmitte. Sie können nicht überall zwischen Großhesselohe und Oberföhring sein, erwischen nur die wenigsten der schwarzen Schafe in flagranti.

Alljährlich steigt die Müllmenge entlang der Isar in der Landeshauptstadt. Fast 200 Tonnen kamen laut Baureferat im vergangenen Jahr zusammen. Der Großteil des Mülls landet an Party-Schwerpunkten wie am Flaucher in riesigen Containern, Grillkohlebehältern und mehr als sechs Dutzend Gitterboxen, aber eben leider nicht alles. Die Folge: Manche Stellen entlang der Isar sollte man an warmen Sommertagen vorsorglich nicht mehr betreten, schon gar nicht barfuß. Zu groß ist die Verletzungsgefahr durch Scherben, so inzwischen auch am Flussufer ab dem Wehr Oberföhring, denn viele Feiernde weichen aus dem überfüllten Zentrum an den Rand der City aus.

Um die Party- und Müllprobleme in den Griff zu bekommen, fordert der Bezirksausschuss (BA) Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt von der Stadt ein Verbot von Glasflaschen zu erlassen. Die aufgestellten Abfallcontainer sollen beleuchtet und feste Toiletten anstelle der bislang zur Verfügung stehenden Dixi-Klos gebaut werden. Auch die Bogenhauser Lokalpolitiker sind sich der Problematik an ihrem Isar-Abschnitt bewusst, große Glas- und Müllboxen erachtet man als notwendig. Erstaunlich: »Ich habe bislang noch keine Klagen gehört«, so Gremiumsvorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne). Auf Initiative von CSU-Rat Xaver Finkenzeller will das Kommunalparlament nach den Sommerferien das Thema beraten und Anträge ans Rathaus richten, damit es nächstes Jahr besser wird. Er befürwortet mit Solaranlagen ausgestattete Container, in denen mit dem erzeugten Strom der Abfall zusammengepresst wird, »denn so passt in die Behälter die dreifache Menge rein«. Ein Glasflaschenverbot beurteilen Umweltausschuss-Leiterin Brigitte Stengel (CSU) und SPD-Verkehrsexperte Martin Tscheu allerdings skeptisch: »Wer hält sich schon an ein Verbot, wenn es nicht ständig kontrolliert wird?« Helmut G. Blessing

Artikel vom 19.08.2013
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