Bitterer Beigeschmack

Mieter durch Nachverdichtungspläne in der Hochkalterstraße aufgeschreckt

Harlaching · Klaus Hahnzog ist nicht nur als früherer Dritter Bürgermeister der Landeshauptstadt und Landtagsabgeordneter zu Bekanntheit gelangt, der SPD-Politiker ist auch seiner »Scholle« besonders verbunden.

Seit vielen Jahren lebt der wackere Politveteran an der Hochkalterstraße in Harlaching. »Sehr gerne!« wie er zuletzt auch im örtlichen Bezirksausschuss (BA) Untergiesing-Harlaching betont hatte. Doch in den heimatlichen Freudenkelch mischt sich bei Hahnzog und den anderen Bewohnern der Anwesen Hochkalterstraße 2 bis 14 längst auch ein bitterer Beigeschmack.

Nachvollziehbarer Grund: Die Bayerische Versorgungskasse plant auf dem Gelände eine ziemlich umfangreiche Nachverdichtung. Gegen die Detailplanungen wehren sich die zumeist langjährigen Mieter wie zuletzt im Bezirksausschuss mit Verve. Hahnzog stellte als Wortführer der Bürger im Stadtteilgremium die Details vor und bat das Gremium um Unterstützung. Nicht ohne Erfolg: der BA sprach sich einstimmig gegen den bereits ergangenen Vorbescheid aus. Das Vorhaben der Versorgungskasse als Eigentümerin der Wohnanlage nimmt sich durchaus umfänglich aus.

Insgesamt 32 neue Wohnungen sollen zu den 139 bestehenden vor Ort gebaut werden – die fünf Bestandsgebäude aus diesem Grund um jeweils ein Geschoß aufgestockt werden. Doch dabei soll es nicht bleiben: zwei terrassenförmige Neubauten sollen in das bestehende Bauensemble integriert werden. Für die Mieter würde dies nicht nur den Verlust einer beliebten Grünfläche im rückwärtigen Teil der Wohnanlage bedeuten. Auch würden die Neubauten dem Wohnbestand optisch wie real sehr nahe rücken. »Da wird eine Verbesserung der Grünsituation angepriesen«, schimpfte der Alt-Bürgermeister im Stadtteilgremium. »Dabei wird grün vernichtet, weil etliche Bäume gefällt werden und der Neubaumaßnahme weichen sollen.« Auch die Rettungszuwegung einer erweiterten Bebauung sei nicht geklärt. Hahnzog legte gar nach: auch in einem Schreiben an Stadtbaurätin Elisatbeth Merk kritisierte er, die Nachverdichtung sei »nur ein Vorwand«. Mit diesem neuen Zauberwort gelte es vielmehr, Baurecht exzessiv auszunutzen. Die Stimmung unter den Mietern an der Hochkalterstraße ist deshalb schlecht in diesen Tagen. Für den Fall einer Baugenehmigung vonseiten der Stadt kündigte Hahnzog im Tenor mit ebenfalls in der BA-Sitzung anwesenden Bewohnern der Siedlung »Widerstand« an.

Bezirksausschuss unterstützt

Für deren geballte Kritik zeigte der Bezirksausschuss denn auch großes Verständnis. Wohnraumschaffung dürfe »nicht ohne Sinn und Verstand« stattfinden, befand CSU-BA-Fraktionsprecher Andreas Babor. Das Quartier rund um die Hochkalterstraße sei von Nachverdichtung ohnehin schon umfangreich betroffen. BA-Chef Clemens Baumgärtner (CSU) unterstrich das Anrecht der Anwohner auf umfangreiche und ausreichende Information. Immerhin will die Bayerische Versorgungskasse für den Fall, dass die Stadt den Planungen zustimme, eine Meiterversammlung einberufen, verlautete im BA. Das habe die BVK zugesagt. Es dürfte ein spannender Termin werden, bei dem die Mieter nicht nur viele Fragen stellen, sondern auch ihrem Unmut über einen deutlich drohenden Verlust an Wohnqualität deutlich artikulieren dürften. Indes bemühte sich BA-Chef Baumgärtner, in der schwelenden Auseinandersetzung zwischen den Parteien kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen.

Die Versorgungskammer sei bisher »nicht dafür bekannt, ohne Augenmaß zu verdichten und Mietpreise hochzujubeln«, gab der Christsoziale zu bedenken. Wenn sie aber am Ende nicht bauen dürfe, bestehe durchaus die Gefahr eines Verkaufs an eine Immobilien-Heuschrecke. Dann bestehe auch noch die Gefahr von Luxussanierungen. So weit soll es nach Sicht des BA gar nicht kommen. Ein Kompromiss sei in sachlichem Zusammenwirken aller Beteiligten möglich. Auf den Fortgang dieses Zusammenwirkens werden die Mieter an der Hochkalterstraße in diesen Tagen besonders achten. Harald Hettich

Artikel vom 14.08.2013
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