Flächendeckender Glasfaserausbau in Grünwald

Machbar und finanzierbar?

Grünwald · Kann flächendeckend für ganz Grünwald ein Glasfasernetz ausgebaut werden? Die Gemeinde stellt sich mutig dieser Zukunftstechnologie und hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.

Die ersten Ergebnisse und Umsetzungsempfehlungen liegen vor: Glasfaser sei machbar, aber viele Fragen sind noch offen.

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Grundversorgung auf hohem Niveau

Schon heute ist die Daten-Versorgung der Grünwalder Haushalte mit mindestens 16 MBit/s flächendeckend auf recht hohem Niveau, stellt die vom Gemeinderat beauftragte Beratungsgesellschaft fest. Wenig überraschend, denn in der strukturstarken Region nahe der Großstadt gibt es viele Telekommunikationsanbieter und Auswahl zwischen Kabel-, DSL- und Mobilfunk-Lösungen. Kommt man allerdings in den Bereich ab 50 MBit/s und höher, dann wird die Verfügbarkeit im Gemeindegebiet sehr gering. Das ist genau die Größenordnung, ab der Glasfaser mitspielt. Mit diesen Kabeln werden die Daten nicht wie bei DSL- oder Kabel-Anschlüssen mittels Strom, sondern durch Lichtimpulse übertragen. Höchste Geschwindigkeiten und Bandbreiten sind denkbar, für Privatkunden bewegen sich die Angebote heute bei 100 oder 200 MBit/s.

Wer will Glasfaser im Haus haben?

Telefoninterviews bei Privathaushalten und Firmen in Grünwald haben erste Trends ergeben. Die meisten sind mit ihrem heutigen Internetanschluss sehr zufrieden, auch die eher niedrigen Preise taugen den Kunden. Gewerbetreibende wollen ebenso wie Privatleute nicht tiefer in die Tasche greifen. Für einen zukünftigen Glasfasernetzbetreiber bedeutet das einen hohen Wettbewerbsdruck. Neben den monatlich geschätzten Gebühren über 50 Euro stellt sich auch die Frage, wer sich die neuen Kabel tatsächlich durch den gesamten Garten und ins Haus verlegen lassen will. Die beste Art der Realisierung, so die Einschätzung des Ingenieurbüros aus dem Taunus, wäre ohne Mitverlegung mit der Fernwärme. Denn das Einsparpotential sei zu gering, der gemeinsame Ausbau zu langsam, Abstimmungen mit den Gewerken hoch und die Glasfaserkabel müssten standardmäßig unter den Gehwegen und nicht wie die Fernwärme in der Mitte der Straße liegen. Im Augenblick werden bereits Leerrohre beim Wärmeausbau verlegt. Falls 50 Prozent der Grünwalder Haushalte ans Glasfasernetz angeschlossen werden, veranschlagt die Machbarkeitsstudie 9,3 Millionen Euro Ausbaukosten. Diese Summe hält man im Gemeinderat für sehr knapp kalkuliert. Hier müsste exakter anhand der Grünwalder Verhältnisse berechnet werden. Denn der Gemeinderat sieht das Projekt als Technologievorsprung und Geschenk an die Bürger, das der Gemeinde aber nicht zu viel Geld kosten darf.

Wenn die Gemeinde das Netz aufbaut, wer sollte es dann betreiben? Es gibt zwar in Norddeutschland und im Schwarzwald Gemeindeverbände, die auch den Betrieb selbst umsetzen, allerdings unter völlig anderen Bedingungen als in Grünwald. Denn in den ländlichen Regionen gab es vorab keine guten Internet- und TV-Anbindungen. In Pullach, Unterföhring oder überhaupt in Bayern ist man bisher in Sachen Glasfaser nicht weiter gekommen und es gibt keine Erfahrungswerte. Am wirtschaftlichsten sei der Eigenbetreib mit einem Partner aus der Telekommunikationsbranche und nicht die Vermietung des neuen Netzes sagen die Externen. Schon nach fünf Jahren können man so Einnahmen erzielen. Allerdings, immer unter der Annahme, dass die Hälfte oder mehr Haushalte das Angebot annehmen, was man im Gemeinderat für »extrem sportlich« hält. Dazu kommt, dass Film-Unternehmen und andere Gewerbe in Grünwald teilweise bereits Glasfaser haben.

Abgespeckte Nachuntersuchen

Für einen Grundsatzbeschluss ist es dem Gemeinderat angesichts dieser positiven Machbarkeitsstudie zu früh. Einige Detailfragen sollen demnächst geklärt werden. Zunächst will Bürgermeister Neusiedl (CSU) die bayerischen Fördermittel genau eruieren. Dann sind ihm konkrete Anfragen an Netzbetreiber nach Interesse an der Vermarktung und Nutzung der Grünwalder Glasfaser als erste Indikatoren wichtig. Einstimmig spricht man sich dafür aus, auch die wichtigen Großkunden nach ihrem Wechselwillen zu befragen. Wenn diese Informationen vorliegen, geht das Thema erneut in den Gemeinderat. bus

Artikel vom 11.08.2013
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