Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München/Schliersee · Sommerfrische auf dem Land

Ein „Sommerfrischler“ findet im Markus Wasmeier Freilichtmuseum am Schliersee immer ein geeignetes Plätzchen zum Entspannen.	Foto: Dieter Schnöpf

Ein „Sommerfrischler“ findet im Markus Wasmeier Freilichtmuseum am Schliersee immer ein geeignetes Plätzchen zum Entspannen. Foto: Dieter Schnöpf

München · Sommerzeit ist Reisezeit. Nachdem nun wirklich alle Bundesländer Ferien haben ist wieder einiges los auf den Straßen. Viele Leute fahren in den Urlaub durch ganz Europa. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

  • Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, ehemals Skirennläufer, ausgezeichnet als Sportler des Jahres, stellt das Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee vor

Mit der Landschaft und Lebensart in Bayern können wir uns eigentlich nicht beklagen.
Ganz Bayern und speziell das Voralpenland ist ein beliebtes Urlaubsziel geworden. Begonnen hat die touristische Erschließung Bayerns in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Bewohner der Städte suchten Ausgleich und Erholung auf dem Land. In den Städten war es im Sommer stickig und heiß, denn die Spuren der Industrialisierung waren deutlich zu spüren. Der Rauch der Kamine und der Staub der Straßen legte sich wie eine Glocke über die Häuser und Gassen. So verließen viele Bürger die Stadt für eine Zeit und fuhren in die sogenannte Sommerfrische. Bei Ludwig Thoma kann man lesen, wie das damals zuging und wie damit auch zwei Welten aufeinander trafen. Denn die Städter machten auf die Landbevölkerung einen komischen Eindruck und auch umgekehrt war es nicht anders. So beschreibt Ludwig Thoma zum Beispiel wie ein Gast aus der Stadt den Stier des Bauern bewundert, weil er so ein schönes Euter habe. Ob die Episode wahr ist, ist nicht überliefert, aber Begebenheiten dieser Art dürfte es gegeben haben. Das zog natürlich den Spott der Einheimischen nach sich, denn auf dem Land konnte jedes kleine Kind einen Stier von einer Kuh unterscheiden.

Doch trotz der Unterschiede in der Lebensart und dem ein oder anderem Missverständnis war der aufkommende Tourismus ein willkommenes Zusatzeinkommen für die Bauern, die allein mit der Landwirtschaft nur ein karges Leben fristeten. Fast jeder Hof, der den Platz hatte, versuchte Zimmer zu vermieten. Entlang der Bahnlinien wuchs der Fremdenverkehr am schnellsten und auch Tagesausflüge wurden durch die Eisenbahn und die damit verbundene Mobilität möglich. Die Menschen entdeckten die Landschaft für sich und das Wandern wurde modern. Es wurden Fremdenverkehrsverbände und Verschönerungsvereine gegründet um noch attraktiver für den Gast zu werden. Zeitgleich entwickelte sich auch der alpine Bergsport, allerdings zunächst nur im Sommer. Das Interesse am Berg endete früher mit der Vegetationsgrenze. Für den Bauern waren nur Wiesen von Bedeutung, die er bewirtschaften oder zumindest Kühe zum Weiden auftreiben konnte, ein blanker Berggipfel brachte ihm nichts. Doch im 19. Jahrhundert begann die Zeit der Bergsteiger.

Eine Erstbesteigung nach der anderen wurde unternommen. Auch König Ludwig II war in jungen Jahren ein begeisterter Bergsteiger und seine Mutter bestieg als erste Frau den Watzmann. Der Gast aus der Stadt freilich begnügte sich mit weniger alpinem Terrain, aber die Alpen hatten sich als Urlaubsziel fest etabliert. Dieser erste Schwung des Tourismus flachte in Zeiten der Wirtschaftskrise und der beiden Weltkriege wieder ab. In der Nachkriegszeit dann eroberte der Heimatfilm die Wohnzimmer der Deutschen und Luis Trenker nahm die Zuschauer mit hinauf in die Steilwand. Der Heimatfilm wirkte wie eine große Werbekampagne für die Alpenregion. Die Landwirtschaft veränderte sich und viele Bauern setzten immer mehr auf die Einnahmen durch die Touristen, sodass heute der Fremdenverkehr die Haupteinnahmequelle bildet. Wenn Sie aber einmal sehen wollen, wie die Bauern früher gearbeitet haben, dann besuchen Sie mich doch in Schliersee im Freilichtmuseum.

In unserem altbayerischen Dorf können Sie sich die Arbeitsweise der Bauern und Handwerker auf dem Land ansehen und erleben, mit welch einfachen Mitteln der Alltag bestritten wurde. Anschließend können Sie sich in den Biergarten vor unserer Wirtschaft »Zum Wofen« setzen, den Gipfel der Brecherspitze betrachten und die Landschaft, die Düfte und Geräusche der Natur auf sich wirken lassen und fühlen sich dann vielleicht ein bisschen wie ein Sommerfrischler vor 150 Jahren. Wenn Sie sich dazu noch mit einem kühlen Museumsbier aus unserer historischen Schöpfbrauerei belohnen, haben Sie alles richtig gemacht und der Sommer wird zum Genuss.

Ihr Markus Wasmeier

15. August: Mariä Himmelfahrt

13 Uhr und 15 Uhr:
Bayerisches Kasperltheater
von 4 bis 99 Jahren (bis 12 Jahren Eintritt frei –
Jugendl./Erwachsene € 2,50 zzgl. Museumseintritt)

Artikel vom 01.08.2013
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