Nüchtern Spaß haben mit der neuen »Caritas-Bar«

Grafing/Landkreis · Saft statt Schnaps

Christian Salberg, Leiter des Kreisjugendamtes, Kerstin Meyer vom Kreisjugendamt sowie Julia Beckmann und Ludwig Mittermeier von der Caritas bei der Vorstellung der neuen Saftbar (v.l.). 	Foto: Sybille Föll

Christian Salberg, Leiter des Kreisjugendamtes, Kerstin Meyer vom Kreisjugendamt sowie Julia Beckmann und Ludwig Mittermeier von der Caritas bei der Vorstellung der neuen Saftbar (v.l.). Foto: Sybille Föll

Grafing · Rosenrot, Sweet Kiss oder einfach blaue Brause: Die bunten Cocktails, die sich an der neuen Saftbar des Grafinger Caritas-Zentrums mixen lassen, sind leckere Alternativen zu Bier, Wodka und Co. Zumindest Jugendlichen und jungen Erwachsenen möchte die Fachambulanz für Suchterkrankungen in Grafing die Drinks schmackhaft machen.

Sie verleiht die mobile Bar landkreisweit an Schulen und Vereine, Einrichtungen der Jugendhilfe und an Privatleute, die ein Fest planen. Sie sei für alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen gedacht, »die Spaß am nüchtern sein haben«, fasste es Julia Beckmann, zuständig für die Suchtprävention in der Fachambulanz, bei der Vorstellung der Saftbar im Caritas-Zentrum vergangene Woche zusammen. Zwar bietet die Einrichtung schon seit über zehn Jahren einen solchen Getränkeausschank zum Ausleihen an, »aber die alte war sperrig und schwer zu transportieren«, erklärt Beckmann. Die neue, zweiteilige Bar aus Holz kann leicht in ihre Einzelteile zerlegt und wieder aufgebaut werden und passt in jedes Auto.

An der Front sind Tafeln angebracht, auf denen mit Kreide die angebotenen Drinks geschrieben werden können. Die Höhe der Fächer ist so aufgeteilt, dass unten genau ein Saftträger hineinpasst. Konzipiert und gebaut wurde sie von Jugendlichen des Vereins »Die Brücke«, finanziert hat sie das Kreisjugendamt.

Neu ist nicht nur die Bar selbst, sondern auch die erweiterte »Ausrüstung«. Bei Bedarf können ein Sonnenschirm, Liegestühle, Gläser, Strohhalme, Mixer und Shaker, Ice-Crusher und ein Brett zum Obst schneiden ausgeliehen werden. Dazu gibt es ein Heft mit Cocktail-Rezepten, erstellt von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – das Ganze für 25 Euro plus 50 Euro Kaution. Angesichts der steigenden Zahlen an Suchtkranken im Landkreis Ebersberg, die die Fachambulanz in den vergangenen Jahren verzeichnete, sind innovative Ideen in der Prävention gefragt. Waren es 2010 noch 600 Klienten jeden Alters, so stieg die Zahl 2012 auf 794 an – eine Steigerung um 25 Prozent.

Der drastische Zahlenanstieg relativiere sich aber, wenn man bedenkt, dass 2010 das Beratungsangebot um die Bereiche Essstörungen und Spielsucht erweitert wurde, so Ludwig Mittermeier, Kreisgeschäftsführer der Caritas. Von den insgesamt knapp 800 Fällen 2012 waren 92 im Alter unter 21 Jahren, 87 unter 27 Jahren. Über die Hälfte von ihnen landete wegen übermäßigem Alkoholkonsum in der Fachambulanz.

Die Caritas arbeitet eng mit der Kreisklinik Ebersberg zusammen. »Wenn beispielsweise jemand mit einer ­Alkoholvergiftung eingeliefert wird, ­informiert uns das Krankenhaus. Dann besuchen wir den Patienten und bieten ihm, beziehungsweise bei ­Minderjährigen den Eltern, eine Beratung an«, erklärt Beckmann. Pro Jahr würden so immerhin 15 bis 30 Fälle erreicht. Meist sei Unwissenheit und eine Fehleinschätzung der eigenen Grenzen die Ursache, so Beckmann. Die zweithäufigste Sucht sei Cannabis. Härtere Drogen wie Heroin seien im Landkreis eher die Ausnahme, so Mittermeier. Um Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene für einen verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol zu sensibilisieren, wurde die Saftbar entwickelt, die vom Landratsamt Ebersberg gefördert wird. Wer sie ausleihen möchte, wendet sich an die Fachambulanz für Suchterkrankungen bei der Caritas, Bahnhofstraße 1, in Grafing, unter der Telefonnummer 0 80 92/2 32 41 50 oder per E-Mail unter Fachambulanz-ebe@caritasmuenchen.de. Sybille Föll

Artikel vom 23.07.2013
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