»Poinger Engel« spenden Praktikumslohn für soziale Zwecke

Poing · Himmlisch gut

(V. li.): Jugendsozialarbeiterin Adriana Simelka, die Schüler Sabrina Bäumler, Jennifer Pongja, Sertan Kilic, Daniel Amberger und Patrick Sawatzki. Hinten die Ausbilder: Bernadette Gatz, Sebastian Müller, Lorenz Blumoser, Uwe Weber, Erich Dehner. F: cs

(V. li.): Jugendsozialarbeiterin Adriana Simelka, die Schüler Sabrina Bäumler, Jennifer Pongja, Sertan Kilic, Daniel Amberger und Patrick Sawatzki. Hinten die Ausbilder: Bernadette Gatz, Sebastian Müller, Lorenz Blumoser, Uwe Weber, Erich Dehner. F: cs

Poing · Geradezu in den Himmel gelobt wurden jetzt Jugendliche der Mittelschule von Bürgermeister, Rektorin und Klassenkameraden:

Beim Projekt »Poinger Engel« haben sich fünf 15- und 16-Jährige bei dreitätigen Praktika in ortsansässigen Betrieben mehrere Hundert Euro erarbeitet, die sie anschließend für verschiedene gute Zwecke spendeten.

Bei einer kleinen Feier in der Aula der Mittelschule wurde der Einsatz der fünf »Engel« von Projektleiterin Adriana Simelka im Beisein ihrer zeitweiligen Chefs ausführlich dargestellt und unter dem Beifall der Mitschüler mit einer Urkunde gewürdigt. Die Idee zu dieser in Bayern wohl einmaligen Aktion holte sich Jugendsozialarbeiterin Simelka bei einem Seminar über Projektmanagement in Baden-Württemberg und setzte es gleich in die Tat um. Schüler aus den Vorabschluss-Klassen sollten drei Tage lang in Poinger Betrieben arbeiten und den dafür erhaltenen Lohn gleich für einen guten Zweck ihrer Wahl spenden. Die so ernannten Engel profitieren davon gleich mehrfach, so der Hintergedanke der Sozialarbeiterin. Die jungen Leute zeigen soziales Engagement und finden vielleicht Gefallen daran, sie sammeln Berufserfahrung und können mit der erhaltenen Urkunde bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz punkten. Und zwischen den ortsansässigen Firmen und der Schule könnte auf diese Weise peu à peu ein Netzwerk aufgebaut werden. Die Arbeitgeber lobten bei der Abschlussfeier ihre zeitweiligen Lehrlinge denn auch über den grünen Klee. »Ich würde ihn sofort einstellen«, sagte etwa Malermeister Lorenz Blumoser über seinen Baustellengehilfen Sertan Kilic aus der Klasse 8a, und Cheftierpfleger Sebastian Müller vom Wildpark Poing bescheinigte seiner Pflege-Helferin Jennifer Pongja aus der 9b, sie habe sich ihren Lohn »hart verdient«.

Dabei war Projektleiterin Simelka anfangs skeptisch, ob Betriebe überhaupt mitmachen und die Praktikanten auch noch bezahlen würden. Bei den Poinger Geschäftsleuten rannte sie jedoch offene Türen ein. Zu den ausgehandelten fünf Euro Stundenlohn legten die meisten noch eine großzügige Summe drauf, so dass jeder der fünf Schüler zwischen 120 und 200 Euro an eine gemeinnützige Organisation seiner Wahl weiterleiten konnte.

Auch bei den Jugendlichen, die Adriana Simelka gezielt angesprochen hatte, holte sie sich keinen einzigen Korb. »Ich kenne alle Gesichter hier an der Schule und habe mir Teilnehmer herausgesucht, auf die ich mich verlassen kann und denen eine Anerkennung gut tun würde.« Je nach Berufswunsch wurden diese dann an die verschiedenen Arbeitsplätze geschickt. Zum Beispiel Jennifer, die im Tierpark Esel und Frettchen gefüttert und Ställe ausgemistet hat. Die Arbeit mit den Tieren habe ihr viel Spaß gemacht, erzählt die 16-Jährige. Beruflich sieht sie ihre Zukunft allerdings eher bei der Arbeit mit Menschen. Ihren großzügig aufgestockten Lohn hat sie für die Poinger Tafel gespendet. Das Schülercafé »Crazy Corner« dagegen profitiert vom harten Einsatz von Daniel Amberger aus der 7a, der bei Uwe Weber vom Nutzfahrzeughändler Tschann bei der Reparatur von Trucks helfen durfte. Dank Daniels Spende können vom Café die Kühlschränke gefüllt werden, was die Mitschüler natürlich mit besonders lautstarkem Beifall quittierten.

»Alle Arbeiten auf der Baustelle hat er fröhlich und klaglos erledigt«, bescheinigte Maler Blumoser seinem Praktikanten Sertan aus der Klasse 8a. Mit seinem Lohn wird das örtliche Seniorenheim bedacht. Nur mühsam ließ sich Sabrina Bäumler aus der 7a in der Kindertagesstätte »Kinderland« zu einer Arbeitspause überreden. Sie sei »super-motiviert« und wahnsinnig engagiert gewesen, berichtete Kita-Leiterin Bernadette Gatz den versammelten Mittelschülern. Ihren Lohn will Sabrina den Pfadfindern stiften, bei denen sie selbst Mitglied ist. Geburtstagskind Patrick Sawatzki, an diesem Tag 16 Jahre alt geworden, bedankte sich sogar bei seinem Chef, Stahlgruber-Ausbildungsleiter Erich Dehner. Die Büroarbeit dort sei »sehr lehrreich und interessant« gewesen. Seinen Lohn spendete Patrick der Frauennothilfe.

Rektorin Simone Fleischmann zeigte sich anschließend sichtlich stolz auf ihre »coolen Jugendlichen«. »Dort, wo Engel wohnen, ist der Himmel nicht weit«, wurde Bürgermeister Albert Hingerl poetisch. Das Projekt schreie förmlich nach Nachahmung. Gut möglich, dass sein Wunsch in Erfüllung geht. Sozialarbeiterin Simelka möchte ein ähnliches Vorhaben in einem oder zwei Jahren wieder auf die Beine stellen. Claudia Schmohl

Artikel vom 23.07.2013
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