Trotz Bürgervotum geht der Streit weiter

Brunnthal · Start für »Gasthof Brunnthal«

Brunnthal · Der Bürgerentscheid ist vorbei – gut zwei von drei Brunnthalern haben sich für den Verbleib des Traditionsgasthofs Lutterschmid in Gemeindehand entschieden, die Planungen können beginnen. Ganz so harmonisch verlief der Aufbruch in die neue Ortsmitte-Zeit in Brunnthal aber mal wieder nicht.

Vor der Sachdiskussion und der einmütigen Entscheidungen, gleich rund ein Dutzend Planer mit Vorschlagsausarbeitungen für das Gastro-Areal zu beauftragen, wurde einmal mehr heftig gestritten im Brunnthaler Gemeinderat. Trotz Versöhnungsaufruf der CSU-Fraktion zuvor per offenem Brief prallten die unterschiedlichen Meinungen wieder aufeinander – als wäre des Bürgers klares Machtwort bereits wieder verhallt. Am Ende gab es immerhin einen Erfolg. Einstimmig votierte der Rat für eine Planungskonzeption nach kommunalem Gusto – das zwar den Architekten kreative Ausgestaltungsgedanken einräumt, jedoch innerhalb eines von der Gemeinde vorgegebenen Anforderungsrasters. »Es geht vorwärts – der erste Schritt ist gemacht«, blickte im Anschluss Bürgermeister Stefan Kern (CSU) optimistisch nach vorn.

Streit lebt schon wieder auf

Gerhard Zitzelsberger, Initiativmitglied gegen ein Gemeindeengagement und UBW-Gemeinderat in Personalunion wurde nicht müde, dem eigenen Rathauschef vorzuwerfen, dass der avisierte und von Kern laut Zitzelsberger immer wieder versprochene Sanierungsrahmen von 1,7 Millionen Euro nicht einzuhalten sei. Kern habe »Bürgern viel Falsches versprochen«, um am Ende den Bürgerentscheid zu gewinnen. Zusammen mit Fraktionskollege Sylvester Schuster kritisierte Zitzelsberger auch die konzeptionelle Ausweitung seitens der CSU-Mehrheit im Gemeinderat. Neben einem reinen Gaststätten- und Hotelbetrieb sei nun auch von Gewerbe, Ladengeschäften und Wohnen die Rede. Das stimme nicht mit der früheren Ausrichtung überein. »Scheinheilig« nannte Schuster die Politik des Rathauschefs. SPD-Rat Ernst Portenlänger, bisher Unterstützer der CSU-Linie beim Lutterschmid kritisierte zudem, das Verhalten der CSU im Vorfeld der Beratungen im Gemeinderat. Angesichts des Sachvortrages des Bürgermeisters werde deutlich, dass die CSU »bereits im Vorfeld und am Gemeinderat vorbei mit potenziellen Planern verhandelt« habe. Das sei so nicht in Ordnung.

Laut Kern und nach Auffassung von CSU-Fraktionssprecher Thomas Mayer handele es sich bei den Anwürfen vonseiten der UBW und Portenlängers um »unsinnige Vorwürfe«. Es sei doch »nicht verboten«, sich Gedanken zu machen. Der Rat steckte nach dem Vorgeplänkel in der Tat ein erstes Konzeptraster ab. Dieses sieht vor, dass eine ganze Reihe von Planern jeweils eine zweiteilige Konzeption erarbeiten. Teil eins der künftigen Raumkonzeption müsse dabei zwingend eine Planung im Bestand, ein zweites Konzept eine solche Planung mit (Teil-)Neubauvariante vorsehen. Dazu erarbeiteten die Räte nach Vorschlag des Bürgermeisters eine Reihe weiterer Vorgaben: ein Gaststättenbereich mit 80 und ein Biergarten mit 120 Plätzen sollen in das runderneuerte Ensemble integriert sein. »Zwingend« sei nach Auffassung der Räte auch der Erhalt des Saals.

Mit Blick auf eine Hotelnutzung auf dem bisherigen Lutterschmid-Areal sprachen sich die Gremiumsmitglieder für rund 20 bis 30 Zimmer der Zwei- und Dreisterne-Kategorien aus. Vier Mitarbeiterappartements, eine rund 150 Quadratmeter umfassende Gewerbeeinheit mit Ladenflächen und barrierefreie Wohnungen im Dachgeschoss sollen das Spektrum abrunden. »Gerade Wohnungen sind lukrativ, um das Projekt wirtschaftlich abzurunden«, beurteilte Kern. »Wir haben den eindeutigen Bürgerauftrag bekommen, konstruktiv zu planen und nicht weiter zu hackeln«, ermahnte der dritte Bürgermeister Christian Schleich (PWB) die Protagonisten gleich auch für die Zukunft zu konstruktiver Zusammenarbeit. Dabei will man offenbar auch bei der Namensgebung Zeichen setzen. In der Einladung zur Gemeinderatssitzung war nicht mehr vom viel diskutierten und umstrittenen »Lutterschmid«, sondern vom »Gasthof Brunnthal« die Rede.

RedB

Artikel vom 19.07.2013
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