Oratorium »Elias« in der Michaelskirche

Ottobrunn · Der Mensch im Mittelpunkt der Aufführung

Die Neue Kantorei führt am 21. Juli das Oratorium »Elias« auf.	Foto: Günter Kießling

Die Neue Kantorei führt am 21. Juli das Oratorium »Elias« auf. Foto: Günter Kießling

Ottobrunn · Eines der ganz großen Chorwerke der Musikliteratur – das Oratorium »Elias« von Felix Mendelssohn-Bartholdy – wird am Sonntag, den 21. Juli um 19.00 Uhr von der Neuen Kantorei unter Leitung von Dekanatskantorin Gundula Kretschmar in der Michaelskirche aufgeführt.

Das Konzert ist zugleich die Abschiedsvorstellung von Kantorin und Organistin Kretschmar nach 16 Jahren. Sie geht zurück in ihre Heimatstadt Weilheim an die dortige Apostelkirche, wo sie mit Walter Erdt die Kirchenmusik verantworten wird.

»Baal, erhöre uns«

Der in Hamburg geborene Mendelssohn-Bartholdy hat in seinem Leben (1809-1847), insbesondere als Leiter des Gewandhausorchesters Leipzig einige Meilensteine gesetzt, wie die Ouvertüren zu Shakespeares »Sommernachtstraum«. Mendelssohn schuf zwei große Oratorien: »Paulus« (1836) und »Elias« (1846), das auf einem Musikfest in Birmingham uraufgeführt wurde. »Elias« wurde für England mit seiner starken durch Händel geprägten Oratorien-Tradition geschrieben; insofern sind 22 von 42 Nummern Chorsätze. In diesen Chören spiegeln sich wechselhafte Stimmungen von verzweifelt anrufend bis klagend wider; wütend und wild, erregt reflektiert das Volk das biblische Geschehen.

Die Chöre in »Elias« greifen teilweise in die Handlung ein, wie bei der inbrünstigen Anrufung Baals »Baal, erhöre uns«. In Mendelssohns »Elias« steht nicht Gott oder Christus als Handlungsträger im Mittelpunkt, sondern der Mensch. In einer Auseinandersetzung über das relative Gewicht des »Dramatischen« oder des »Kirchlichen« entschied sich Mendelssohn dafür, das »Dramatische vorwalten« zu lassen. Und das mit allen musikalischen Mitteln, über die er verfügte.

Abschied von Gundula Kretschmar

Gundula Kretschmar hat jedes Jahr mindestens ein großes Werk der Chorliteratur mit Orchestern und Solisten mit den Chören der Michaelskirche einstudiert und aufgeführt: Natürlich Weihnachtsoratorium, Matthäuspassion und Johannespassion von Johann Sebastian Bach, das Deutsche Requiem von Johannes Brahms, den Messias von Händel, das Requiem von Mozart, Lobgesang und 114. Psalm von Mendelssohn-Bartholdy, aber auch Messen und Chorwerke von Bresgen, Distler, Duruflé, Fauré, Janacek, Rheinberger oder Reger. Sie begründete die alljährlich im Oktober stattfindende Reihe »Ottobrunner Orgelkonzerte«, leitete den Gospelchor »TrueBadours«, den Bläserchor, die »Musici Michaelis« und wirkte bei verschiedensten Kammerkonzerten als Leiterin oder Pianistin mit.

Als Dekanatskantorin hatte sie in den vergangenen Jahren über die Michaelskirchengemeinde hinausgehende kirchenmusikalische Aufgaben und Verantwortung im ganzen Dekanat München Südost. Wenn sie sich jetzt als Mutter zweier Söhne und mit einem vielbeschäftigten Mann mehr um die Familie kümmern will, stößt das zwar auf Verständnis, aber die Lücke, die sie hinterlässt, zu füllen, ist keine leichte Aufgabe.

Dr. Jochen Imhoff

Artikel vom 12.07.2013
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