Vaterstettener Sportpark feiert rundes Jubiläum

Vaterstetten · »Gigantomanie« ist 30

Günther Koch, der seinerzeit den Bau der Sportstätte mitinitiiert hatte, mit den Organisatoren der Ausstellung, Karin Stammel und Helmut Schlund, beide vom TSV, sowie Ingo Süß vom Bauamt Vaterstetten (v. l.). 	Foto: Sybille Föll

Günther Koch, der seinerzeit den Bau der Sportstätte mitinitiiert hatte, mit den Organisatoren der Ausstellung, Karin Stammel und Helmut Schlund, beide vom TSV, sowie Ingo Süß vom Bauamt Vaterstetten (v. l.). Foto: Sybille Föll

Vaterstetten · »Gigantomanie« warfen einige Vaterstettener Bürger dem Gemeinderat vor, als dieser Ende der 70er Jahre den Bau eines riesigen Sport- und Freizeitgeländes am Ortsrand beschloss. Vor allem die 460 geplanten Parkplätze kamen nicht gut an, waren doch damals viele Straßen in der Gemeinde nicht einmal geteert.

Und die rund 17 Millionen Mark Baukosten konnte sich die Gemeinde eigentlich auch nicht leisten. Am 3. Juli 1983 wurde dennoch die neue Sportstätte unter großem Jubel eingeweiht. Vaterstettens amtierender Bürgermeister Martin Wagner, der zu dieser Zeit frisch in den Gemeinderat eingetreten war und zu den Entscheidungsträgern gehörte, bereut es nicht: »Heute zeigt sich, dass es eine sehr weise und nachhaltige Entscheidung war«, sagte er jüngst bei der Eröffnung der Ausstellung zur 30-jährigen Geschichte des Sportzentrums Vaterstetten. Sie ist von Montag, 15. Juli, bis Freitag, 2. August, in der Vaterstettener Filiale der Kreissparkasse Ebersberg in der Bahnhofstraße zu sehen. Außerdem während des Familienfests der Sportvereine am Samstag, 3. August, im Sportzentrum, mit dem der runde Geburtstag gefeiert werden soll.

Mit Hilfe der Gemeindearchivarin Ulrike Flitner und unter der Leitung von Bauamtsmitarbeiter Ingo Süß haben Helmut Schlund und Karin Stammel vom TSV Vaterstetten alte Dokumente, Presseberichte und Fotos zusammentragen und die Ausstellung konzipiert. Die Geschichte beginnt hier mit der Ausschreibung des Ideenwettbewerbs 1977, doch eigentlich begann sie schon in den 50er Jahren: Eine kleine Gruppe ambitionierter Leichtathleten, darunter Ernst Lackner und Günther Koch, sahen in dieser Zeit ihre Wachstumsgrenzen beim SC Baldham – damals der einzige Sportverein in der Gemeinde – erreicht. Am 2. Mai 1962 gründeten sie daher mit anderen Sportbegeisterten den TSV Vaterstetten, stellten jedoch schon bald fest: »Wir haben gar keinen Sportplatz!« Es gab nur die Turnhalle in der Grundschule an der Wendelsteinstraße und einen Bolzplatz in Baldham gegenüber der damaligen Bahnhofsgaststätte »Alter Hof«. Mit dem Bau des Gymnasiums ­Vaterstetten 1970 besserte sich die Lage etwas und die Leichtathleten konnten immerhin auf der 400-Meter-Bahn trainieren. Doch die Zahl der Einwohner und mit ihr die Mitgliederzahlen des TSV stiegen so rasant an, dass der Ruf nach einer größeren Sportstätte immer lauter wurde.

1972 beschloss der Vaterstettener Gemeinderat dann den Bau. Doch in Ermangelung eines passenden Grundstücks passierte erst einmal gar nichts. 1977 schließlich entschied der Vorstand des TSV, mehr Druck auf die Gemeinde auszuüben: Ernst Lackner entwarf selbst einen Plan, nach dem der Sportplatz neben dem Gymnasium gebaut werden sollte. »Er schlug mit der Faust auf den Tisch des Bürgermeisters und forderte, dass es endlich losgehen solle«, erinnert sich Günther Koch, der später Vorsitzender des TSV und Gemeinderatsmitglied wurde. »Als er aus dem Zimmer stürmen wollte, rief der Bürgermeister ›Stopp!‹ . Er hatte selbst schon einen Plan in der Schublade, allerdings nicht mit einem Standort an der Schule.« Noch im selben Jahr rief die Gemeinde einen Ideenwettbewerb aus und nach zähen Grundstücksverhandlungen konnte sie ein Jahr später das Gelände an der Verdistraße ihr Eigen nennen. Am 1. Juni 1981 rückten die ersten Bagger an. Inzwischen kann Vaterstetten stolz auf 30 Jahre erfolgreiche Sportgeschichte zurückblicken. Viele Sportler erkämpften sich hier ihre Siege, vor allem bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften, die zum ersten Mal 1993 in Vaterstetten stattfanden. »Wir hatten die Meisterschaften für Jungen, Klasse A und B, sowie Männer und Frauen zusammengelegt, sodass es eine riesige Veranstaltung wurde mit über 6.000 Zuschauern«, erzählt Koch, der selbst Mehrkämpfer war. In dem Jahr nahmen auch die beiden Olympiasieger im Zehnkampf, Christian Schenk und Paul Meier, an den Meisterschaften teil. Die Leichtathletin Brigitte Clarius holte sich 1994 in der Landkreisgemeinde den Deutschen Meistertitel.

Die großen Fußballer lassen noch auf sich warten, aber immerhin trägt die U15 des FC Bayern in Vaterstetten ihre Spiele aus. »Und der SC Baldham, der bei uns beheimatet ist, gilt dank seiner 37 Jugendmannschaften als größter Fußballverein Bayerns«, betont Bürgermeister Wagner. Gerade die Aktivitäten im Kleinen und die Jugendarbeit seien für die Gemeinde wichtig. »Deshalb haben wir auch trotz knapper Kassen vor drei Jahren den Kunstrasenplatz gebaut.« Weitere Details erfahren Interessierte auf dem Familienfest der Sportvereine am 3. August. Es startet um 10 Uhr mit der Begrüßung der Gäste durch den Bürgermeister, anschließend gibt es Zumba im Stadion und ein Weißwurstfrühstück. Ab 11 Uhr stellen sich die Sportvereine der Gemeinde an verschiedenen Mitmach-Stationen vor, von 13 bis 16 Uhr findet ein Stockschützen-Turnier statt, ab 15 Uhr sind im Skaterpark atemraubende Darbietungen von BMX- und Skate-Künstlern zu bestaunen. Auch einige prominente Sportler haben ihr Kommen als Überraschungsgäste zugesagt und werden für Autogramme und Fragen zur Verfügung stehen. Kinder können sich den ganzen Tag über in einem großen Spielbereich vergnügen. Zum Ausklang lädt ab 18 Uhr die Entertainerin Ingrid Häfner in den Biergarten ein.

Von Sybille Föll

Artikel vom 11.07.2013
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