Erstes Open-Air-Konzert beim »TC Grün-Weiss Luitpoldpark«

Schwabing · Klassik statt Tennis

Am 19. Juli tauscht Jakob Spahn im Tennisclub »Lupo« den Schläger gegen den Cellobogen beim ersten Klassik-Open-Air auf dem Sportgelände. Foto: scy

Am 19. Juli tauscht Jakob Spahn im Tennisclub »Lupo« den Schläger gegen den Cellobogen beim ersten Klassik-Open-Air auf dem Sportgelände. Foto: scy

Schwabing · Mindestens sechs Stunden täglich hält der Schwabinger Jakob Spahn einen Cello-Bogen in seiner rechten Hand und ist versunken in sein Cellospiel, in das Üben und Proben. Doch manches Mal, mindestens einmal in der Woche, tauscht der Vollblutmusiker den Cello-Bogen gegen einen Tennisschläger aus und steht im »Tennisclub Grün-Weiss Luitpoldpark«, auch »Lupo« genannt, auf dem Court. Er wollte als Kind mal erfolgreicher Tennisspieler werden, so wie André Agassi oder Boris Becker.

Doch dann hat er seinen ganzen Ehrgeiz lieber in die Musik gelegt. Und dennoch Tennis nie ganz aus den Augen verloren. Demnächst wird er in seinem Schwabinger Tennisverein sogar das eine zum anderen bringen. Am Freitag, 19. Juli, findet dort nämlich das erste »Lupo Klassik-Open-Air« um 20 Uhr (Einlass 19 Uhr) statt. Das gut 70-minütige Programm wird Jakob Spahn zusammen mit dem Pianisten Julian Riehm bestreiten, die beiden sind ein eingespieltes Team, treten häufig zusammen auf. Neben Klassikern wie Brahms, Beethoven und Bach werden unter anderem auch Stücke von nicht ganz so bekannten Komponisten wie Bohuslav Martinu zu hören sein. »Es ist mir ein Anliegen, und das gerade als junger Musiker, den Menschen auch Werke näherzubringen, die aus dem 20. Jahrhundert stammen und mit denen sie noch nicht so vertraut sind«, so der im Jahr 1983 geborene Berliner. Auf die Idee, ein Konzert auf die Beine zu stellen, kam Spahn zusammen mit Jochen Gnauert, der nicht nur sein Tennispartner ist, sondern auch Geschäftsführer einer Konzertagentur. Und somit also geübt darin, musikalische Events zu realisieren. Spahn wollte damit fortsetzen, was er bereits in seiner Heimatstadt Berlin etabliert hatte: Mit befreundeten Orchestermitgliedern der Berliner Symphoniker ist der Cellist in seinem früheren Tennisclub aufgetreten.

Für den hiesigen Tennisclub ist´es zwar die erste Klassikveranstaltung, aber dennoch nicht so ungewöhnlich, wie man vielleicht vermuten würde. »Unser Motto heißt seit jeher ›Tennis und mehr‹«, berichtet »Lupo«-Vereinssprecherin Hilde Jonasz. Und das bedeute, auch Angebote jenseits des Sports zu machen. Vergangenes Jahr beispielsweise ist der Bluesmusiker Edwin Kimmler aufgetreten. Und jeden Februar findet ein großer Ball statt, bei dem Clubmitglieder ein eigenes Kabarett präsentieren. »Wir finden, dass ein Tennisclub auch unbedingt eine kulturelle und gesellschaftliche Seite haben muss«, so Jonasz weiter. Das Klassik-Open-Air sei eine weitere Bereicherung. »Wir freuen uns sehr darüber.« Gut 200 Leute hätten sich bereits angemeldet, weitere würden noch erwartet. Die Veranstaltung wird für alle Clubmitglieder und deren Freunde angeboten. Wenn es gut läuft, gibt es laut ­Jakob Spahn ­kommendes Jahr garantiert das nächste Klassik-Open-Air. Ihn bringt erstmal, wie er sagt, so schnell nichts weg aus München. In die Landeshauptstadt hat es Spahn nicht etwa zufällig verschlagen. »Ich wollte unbedingt hierher«, erzählt er. Unter anderem des Lebensgefühls wegen, das »so viel ausbalancierter und ruhiger ist als in Berlin«. Und auch, weil Spahn viele schöne Erinnerungen mit München verbindet. Als Kind habe er drei Jahre lang in der Nähe gelebt.

Schwabing: »Ich wüsste nicht, wo es schöner ist«

Und heute wohnt er mitten in Schwabing, nicht weit vom Kaiserplatz entfernt. »Ich wüsste nicht, wo es schöner ist. Dieses Viertel ist wie für mich gemacht«, so der Musiker. Er ist gerne mal im Englischen Garten unterwegs, im Luitpoldpark und natürlich auch bei seinem Tennisclub, bei dem er sich einfach »richtig wohl« fühlt. Am Tennisspiel fasziniert Spahn, dass es »ästhetische Körperbewegungen« erfordere und nicht nur ein Sport sei, der auf reinen Krafteinsatz angelegt ist. »Mehr noch als um das Gewinnen geht es mir darum, ein möglichst schönes Spiel zu spielen und Technik und Taktik auszufeilen«, sagt er. Es sei im Grunde ähnlich wie beim Musizieren. Auch beim Tennis müsse man all seine Konzentration bündeln und seine Kräfte sammeln, um feinmotorische Bewegungen auszuführen. Doch bei aller Begeisterung für Tennis – und die ist enorm – Musik bleibt freilich für Jakob Spahn diejenige Sache, die »den allerhöchsten Stellenwert in meinem Leben hat«.

Musik: Mit sechs von dieser Leidenschaft infiziert

Von seiner Leidenschaft infiziert wurde er bereits als Sechsjähriger, bei einer Aufführung des »Karnevals der Tiere« in der Berliner Philharmonie. Ein Jahr später schon nahm er den ersten Cellounterricht. Sein Studium absolvierte er an der »Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin«. Spahn ist Preisträger nationaler und internationaler Wettbewerbe und hat bereits zahlreiche Konzertreisen durch Europa, Asien, Mittel- und Südamerika unternommen. Seit der Spielzeit 2011/12 ist er als Solo-Cellist im Bayerischen Staatsorchester engagiert. Und damit auch weiterhin auf der Suche: Denn Musik, so Spahn, sei immer auch eine Suche, die ganze Zeit, jeden Tag.

Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 09.07.2013
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