Positive Bilanz beim Projekt »Gesunde Schulen in Giesing«

Obergiesing · Ein Erfolgsmodell

Bewegungsdrang ausleben: Ein wesentliches Element in den letzten beiden Jahren bei dem Projekt »Gesunde Schulen in Giesing«. 	Foto: HH

Bewegungsdrang ausleben: Ein wesentliches Element in den letzten beiden Jahren bei dem Projekt »Gesunde Schulen in Giesing«. Foto: HH

Obergiesing · Kleine Mädchen und Jungs lassen farbige, transparente und bunte Tücher durch die Lüfte gleiten, bewegen sich als grazile Tänzerinnen um die flatternden Stoffe herum, fangen sie auf und lassen sie wieder spielerisch entgleiten – das Ganze ist ein steter Bewegungsfluss und macht angesichts der vielen lachenden Kinder offenbar auch noch mächtig Spaß.

Wir sind im »Bewegungsparcours« inmitten der Turnhalle der Ichoschule in Obergiesing und bewundern nicht nur die Freude der kleinen Dritt- und Viertklässler. Die Demonstration der kindlichen Bewegungsfreude am Mittwoch vergangener Woche vor Presse und interessierter Öffentlichkeit ist auch eine Art Abschluss-Präsentation des zuvor zwei Jahre lang sehr erfolgreich laufenden Projektes »Gesunde Schulen in Giesing«. Rund 2.000 Kinder und Jugendliche aus sechs örtlichen Schulen wirkten mit – neben den Grund- und der Mittelschulen Icho- und Fromundstraße auch die Grundschule an der St.-Martin-Straße sowie die Mittelschule Perlacher Straße. Umgesetzt wurde die umfangreiche Maßnahme durch die Münchner Aktionswerkstatt G’sundheit (MAG’s) – im Auftrag des städtischen Referates für Gesundheit und Umwelt (RGU) und entscheidend mit initiiert durch die Schulleiterrunde der beteiligten Lehreinrichtungen und mit moderiert durch das örtliche Quartiersmanagement der Sozialen Stadt. Für das zukunftsträchtige Projekt gelang es, sieben Krankenkassen ins Boot zu holen. 70.000 Euro der insgesamt 135.000 Euro Projektkosten trugen die Kassen bei – der Rest kam aus städtischen Töpfen.

Was steckt hinter dem Projekt?

Die Ausgangsfrage des Projektes, der sich die Beteiligten stellen mussten, lautete: Wie muss eine Schule funktionieren und gestaltet sein, damit sie für die darin Handelnden vom Lehrer bis zum Schüler ein gesundes Umfeld bietet? »Eine wichtige Frage, wenn man beachtet, dass bei uns 40 Prozent der Kinder das volle Ganztagsangebot zwischen morgendlichem Frühstück und nachmittäglichem Aufenthalt bis 17.30 Uhr nutzen und somit die meiste Zeit an der Schule verbringen«, umreißt Martin Rothenaicher als Leiter der Grundschule an der Ichostraße die Bedeutung der Frage. »Wir können nicht nur den ganzen Tag die Köpfe der Kinder beschäftigen – wir müssen auch einen körperlichen Ausgleich bieten«, betont der Pädagoge. Gerade an der Ichoschule ist dies kein leichtes Unterfangen: Inmitten einer umtosten Verkehrsinsel bietet die Schule nur einen zentralen Pausenhof zum Tollen – Improvisationstalent in Sachen Projektkreation war da besonders gefragt. Bewegung war deshalb neben ausgewo- gener Ernährung und Entspannung ein wesentlicher Baustein einer langfristigen Gesundheitsförderung, die das Projekt anschieben sollte.

Es ist offenbar geglückt. Jede Schule wählte ihre eigenen Schwerpunktthemen. So wurde an der Fromundstraße das Thema Ernährung besonders in den Fokus gerückt: Die Kinder zogen im Verbund mit Lehrern und Betreuern Kräuter und pflanzten nach Herzenslust Hochbeete. Entspannung war an der Perlacher Straße Trumpf, wo ein eigens komponierter »Raum der Stille« Kontraste zum oft lauten und anstrengenden Schulalltag setzte und die Mittelschüler zu autogenem Training und Yoga einlud. Auch an der Grundschule St.-Martin-Straße setzte man auf die Entspannungskarte – mit speziellen, auf die kleinen Teilnehmer abgestimmten Kursen und Lehrerfortbildungen. An der Icho-Schule schließlich standen verschiedenste Bewegungselemente und Spiele im Mittelpunkt. Bei regelmäßigen Schwerpunktaktionen, Präsentationen, aber auch integriert in den Schulalltag wurde der Bewegungsdrang gefördert und ausgelebt. Gleichgewichtstraining auf schwankenden Brettern, Medizinballübungen oder ein eigener Fitnessparcours warteten auf die jungen und die etwas älteren Teilnehmer.

Alle Beteiligten sind überzeugt vom Projekt

»Wir als Kassen sehen hier großen Bedarf und eine Chance auf Nachhaltigkeit«, betonte Präventionsberaterin Annette Bleher von der Techniker Krankenkasse. »In Stadtteilen wie Giesing ist das gesunde Leben und die regelmäßige Bewegung von Kindern längst nicht mehr die Regel – viele können nicht einmal mehr Rad fahren.« Wie wichtig ein solches Projekt in dieser Nische ist, das zeigte dann auch die Begeisterung der Kinder. »Wir haben nur positive Erfahrungen mit der Maßnahme gemacht«, zeigten sich Rothenaicher und die örtliche Mittelschulleiterin Petra Riedel-Perizonius angetan. »Die Koordination und Zusammenarbeit hat gut funktioniert«, lobte auch Quartiersmanager Christoph Heidenhain, der in dem Projekt auch einen wichtigen Baustein zur weiteren Vernetzung der verschiedenen Einrichtungen im Stadtteil sah. »Einen wichtigen Ausgangspunkt auch für weitere solcher Schulprojekte« hat Christl Riemer-Metzger durch den Erfolg von »Gesunde Schulen in Giesing« ausgemacht. »Es geht auch um den Aufbau wichtiger Kooperationen im ganzen Stadtteil.« Auch Erwin Hutterer von der AOK zeigte sich überzeugt vom Erfolg der Maßnahme.

»Beim wichtigen Projekt Gesundheit ist das Zauberwort von der Nachhaltigkeit, dank Kooperation aller, umgesetzt worden.« Die Kassen stellten gar in Aussicht, für ähnliche Projekte der Schulen auch in Zukunft zumindest aufgeschlossen zu sein. Die nachhaltige Wirkung kann auch Christoph Heidenhain bestätigen. »Gesunde Schulen« sind Teil des Leitprojektes »Gesundheit in der Sozialen Stadt« im Rahmen des umfangreichen Bund-Länder-Kommunenkonstrukts. »Wir freuen uns, dass wir im Zuge der Maßnahme an den Giesinger Schulen ab sofort auch jeweils einen eigenen Gesundheitswegweiser für Kinder und Jugendliche präsentieren können.« Beratungsangebote, Freizeit- und Sportmöglichkeiten im Quartier sind hier in getrennten Broschüren für Sechs- bis Elfjährige sowie für 12- bis 18-Jährigen ausgearbeitet. Ein umfangreicher Infoteil ergänzt die von MAG’s herausgegebenen Broschüren. Die Flyer sollen vor allem an den Schulen verteilt werden. Aber auch beim großen Sommerfest im Stadtteil am 12. Juli im Weißenseepark werden sie vorgestellt. Dort präsentieren sich auch die Projektteilnehmer selbst, um interessierten Gästen einen Eindruck von gesunder Schulgestaltung der Marke Giesing zu vermitteln. Die Mädchen und Jungs mit den zauberhaften Tüchern aus der Ichoschule werden dann sicher ebenfalls dabei sein.

Harald Hettich

Artikel vom 02.07.2013
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