Florian Post: »Eine solch harte Arbeit hält niemand bis 67 durch!«

München · Florian Post am Fließband bei BMW

Florian Post, SPD-Bundestagskandidat für den Münchner Norden.

Florian Post, SPD-Bundestagskandidat für den Münchner Norden.

München · Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, oftmals werden in politischen Diskussionen, die sich um die Arbeitswelt drehen, Vergleiche mit besonders anstrengenden Berufen gezogen. Zweifelsfrei gehört Schichtarbeit zu einer besonders anstrengenden Form. Da ich selbst einen Einblick in den Arbeitsalltag dieser sehr hart arbeitenden Menschen erhalten wollte, streifte ich mir einen Blaumann über und arbeitete bei BMW in der Karosseriemontage (TM-4) mit.

Florian Post (SPD)

Nach Einführung durch zwei sehr hilfsbereite und vor allem geduldige Kolleginnen befestigte ich Heckleuchten und die Hutablage. Und eines bleibt gleich zu Beginn festzuhalten. Eine derartig harte Arbeit im Schichtbetrieb ist unheimlich anstrengend, geht im wahrsten Sinne des Wortes an die Knochen und kann unmöglich bis 67 durchgehalten werden. Hier muss man sich als Politiker Fehler eingestehen und eine abschlagsfreie Rente mit 63 sowie einen abschlagsfreien Zugang zur Erwerbsminderungsrente wieder ermöglichen. Auch mir fällt kein Zacken aus der Krone, wenn ich eingestehe, dass auch von der SPD zu verantwortende Regelungen korrigiert werden müssen. Dies möchte die SPD mit dem vorgelegten Rentenkonzept im Falle eines Wahlsieges bei der Bundestagswahl auch tun. Besonders fasziniert war ich von der Tatsache, dass in »meinem« Bereich bei BMW fast 60 Menschen verschiedenster Nationalitäten friedlich und in größter Kollegialität zusammenarbeiten, die Pausen verbringen und qualitative Spitzenleistung schaffen.

Allerdings musste ich im Gespräch feststellen, dass sehr viele Kolleginnen und Kollegen als Leiharbeiter, also nicht fest bei BMW angestellt, beschäftigt sind. Hier muss die Politik Leiharbeit regulieren und wieder auf ihren ursprünglichen Zweck begrenzen – nämlich, um kurzfristige Auftragsspitzen abzufangen, die Betriebe mit dem Stammpersonal nicht bewältigen können. Der Grundsatz »gleiches Geld für gleiche Arbeit« muss ins Gesetz – ohne Wenn und Aber. Vor allem muss dies auch für Weihnachtsgelder und Erfolgsprämien gelten. Beide – Leiharbeiter und Stammpersonal – leisteten in meinem Beispiel die gleiche Arbeit am Fließband. Einer baut z.B. die rechte Tür ein, der andere die linke. Mir leuchtet beim besten Willen nicht ein, weshalb einer der beiden ein Weihnachtsgeld und eine Erfolgsprämie verdient hat, nur weil er zur Stammbelegschaft gehört. Beide leisten den gleichen Beitrag zum Unternehmenserfolg.

Auch einem anderen Phänomen muss politisch Einhalt geboten werden: dem der zunehmenden Anzahl von Werkverträgen. Dies gilt allgemein und ist kein BMW-spezifisches Erscheinungsbild. In vielen Betrieben ist mittlerweile sogar eine Drei-Klassen-Belegschaft entstanden: Stammbeschäftigte, Leihbeschäftigte und Werkvertragsbeschäftigte. Die letzten in dieser Kette, die Werkverträgler, verdienen am wenigsten und haben die geringsten Rechte. Sie arbeiten mitten unter den Stammbeschäftigten, tragen dieselbe , erhalten dieselben Anweisungen. Eigentlich nicht legal, da kein eigenständiges Werk mehr zu erkennen ist. Aber es wird vielerorts einfach gemacht.

Beim Vertrauensleutegespräch der IG-Metall, an dem auch der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Manfred Schoch teilnahm, betonte ich daher unter Zustimmung der Anwesenden: »Es ist nicht gerecht, wenn Beschäftigte die gleiche Tätigkeit ausüben, die gleichen Aufgaben bewältigen, die gleich hohe Motivation an den Tag legen und dann nicht gleich entlohnt werden.« Mir hat die Zeit am Fließband gehörig Respekt abverlangt und ich ziehe nun noch mehr meinen Hut vor diesen hart arbeitenden Menschen. Danke an die Kolleginnen und Kollegen von BMW und des Betriebsrates, dass ich diesen Einblick gewinnen durfte.

Ihr Florian Post
Bundestagskandidat für den Münchner Norden

Artikel vom 02.07.2013
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