Bahnstrecke Ebersberg-Wasserburg wird aufpoliert

Ebersberg · Moderner durchs Filz

Der Bahnhof  Tulling wurde barrierefrei mit 120 Meter langen und 76 Zentimeter hohen Bahnsteigen ausgestattet. 	Foto: Bayer. Verkehrsministerium/Stadtarchiv Wasserburg

Der Bahnhof Tulling wurde barrierefrei mit 120 Meter langen und 76 Zentimeter hohen Bahnsteigen ausgestattet. Foto: Bayer. Verkehrsministerium/Stadtarchiv Wasserburg

Ebersberg · Die Modernisierung der Bahnlinie Ebersberg-Wasserburg, auf der der sogenannte Filzen-Express verkehrt, geht weiter. Vor wenigen Tagen wurden die beiden umgebauten Bahnstationen Edling und Tulling offiziell in Betrieb genommen.

Für rund eine Million Euro stattete der Streckenbetreiber, die Südostbayernbahn, die Stationen barrierefrei mit 120 Meter langen und 76 Zentimeter hohen Bahnsteigen aus. Davon verspricht sich der Betreiber laut Christian Kubasch, technischer Leiter bei der Südostbayernbahn, „zufriedenere und zusätzliche Kunden“. Dem Verkehrsministerium zufolge steigen hier werktags etwa 100 Personen ein und aus. Bis Dezember 2014 soll es schrittweise weitere Verbesserungen geben. Derzeit wird etwa der Bahnhof Forsting barrierefrei gestaltet. Die Arbeiten sind voraussichtlich im Juli abgeschlossen. Anschließend werde bis Ende 2014 nach und nach die zulässige Streckenhöchstgeschwindigkeit von momentan 50 Stundenkilometern auf 80 Stundenkilometer erhöht, so ein Sprecher des Verkehrsministeriums. Die Fahrzeit zwischen Grafing Bahnhof und Wasserburg, die zurzeit 40 Minuten beträgt, verkürzt sich dann um etwa fünf Minuten.

Eine wesentliche Verbesserung verspricht sich die Südostbayernbahn vom Umbau des Bahnhofs Steinhöring ab 2014 zu einem „Begegnungsbahnhof“: Dort entsteht ein neuer, barrierefreier und 76 Zentimeter ­hoher Mittelbahnsteig mit zwei 120 Meter langen Bahnsteigkanten. Außerdem bekommt die Steinhöringer Haltestelle eine moderne Ausstattung in Sachen Beleuchtung und mit Blindenleitstreifen, Wetterschutz, Sitzgelegenheiten, Fahrkartenautomat und dynamischem Zielanzeiger. Und es wird auch ein zweites Gleis mit entsprechenden Weichenanbindungen verlegt, damit sich zwei Züge auf der eingleisigen Strecke begegnen können.

Züge im Ein-Stunden-Takt

Damit kann dort erstmals stündlicher Zugverkehr angeboten werden. Denn daran hakte es bisher. Mit der Einführung des Bayern-Takts 1996 wurde landesweit die Zahl der Züge erhöht sowie die Fahrzeiten verkürzt und die Anschlüsse verbessert. Somit hatte sich zwar die Lage für den Filzen-Express verbessert, doch oft hatten die Züge Verspätung, weil sie in Ebersberg oder Wasserburg auf einen entgegenkommenden Zug warten mussten. 1988 hatte die Deutsche Bundesbahn sogar die Stilllegung der Strecke beantragt, weil sie sich nicht rentierte. Zeitweise fuhr nur noch ein Schienenbus am Tag. Der sechs Kilometer lange Abschnitt des Filzen-Express von Grafing nach Ebersberg hingegen war 1972 elektrifiziert und an das Münchner S-Bahn-Netz angeschlossen worden. Seit 1988 setzte sich der Fahrgastverband Pro Bahn für den Erhalt der historischen Strecke ein. Sie war zwischen 1899 und 1905 gebaut worden.

Der Name „Filzen-Express“ leitet sich aus den durchfahrenen Hochmooren im Ebrach-Tal ab, die auch als „Filze“ bezeichnet werden. Seit 2001 können Pendler ohne Umsteigen von Wasserburg bis München fahren. Seitdem haben sich laut Angaben des Bayerischen Verkehrsministeriums die Fahrgastzahlen auf dem Streckenabschnitt zwischen Ebersberg und Wasserburg verdreifacht, auf etwa 1000 Fahrgäste pro Tag. Durch den Begegnungsbahnhof in Steinhöring und die Einführung des in Bayern üblichen Ein-Stunden-Takts erhofft man sich noch mehr Fahrgäste. Eine detaillierte Prognose liege aber nicht vor, so ein Pressesprecher des Ministeriums. Sozusagen als letzter Akt wird im Bahnhof Wasserburg der Bahnsteig für die Züge nach München modernisiert und eine neue Abstellanlage gebaut. Zehn Millionen Euro betragen die gesamten Investitionskosten für die Modernisierung der rund 25 Kilometer langen Strecke. Das Geld stammt aus Bundesmitteln für den Nahverkehr, über deren Verwendung die Deutsche Bahn und der Freistaat Bayern entscheiden.

Zeil: Erneuerungen stärken die Region

„Wir sehen durch die Maßnahmen ein Etappenziel zur Stärkung der Region südöstlich von München erreicht“, erklärte Bundesverkehrsminister Martin Zeil bei der Einweihung in Tulling und Edling. Für Pro Bahn ist der Kampf jedoch noch nicht ganz zu Ende: Die letzten vier Kilometer des Filzen-Express, die in die Altstadt von Wasserburg führen würden, sind stillgelegt. „Die hätten wir auch gerne noch aktiviert, das würde die Attraktivität der Stadt für Besucher aus München zusätzlich erhöhen“, so Norbert Moy, Vorsitzender des Regionalverbands Pro Bahn Oberbayern. Von Sybille Föll

Artikel vom 27.06.2013
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