Moosach feiert 100 Jahre Eingemeindung mit buntem Rahmenprogramm

Vom Dorf zum Stadtteil

Stolz auf ihre Heimat: Johanna Salzhuber (r.) sowie Veronika Linden. Die kleinen Bilder zeigen den Postbus vor dem Postamt Moosach (1948) und die Dachauer Straße um 1910.  	Fotos: ws/GSLM/Archiv

Stolz auf ihre Heimat: Johanna Salzhuber (r.) sowie Veronika Linden. Die kleinen Bilder zeigen den Postbus vor dem Postamt Moosach (1948) und die Dachauer Straße um 1910. Fotos: ws/GSLM/Archiv

Moosach · Moosach feiert 100 Jahre Eingemeindung: Dazu spendiert die Stadt den Bürgern vor ihrer Haustüre vom 28. Juni bis 4. Juli die Stadtteilwoche Moosach, ein siebentägiges Kulturspektakel mit Konzerten, Theater, Kabarett, Kinderaktionen und vielem mehr.

Insgesamt sind es rund 60 Veranstaltungen, es wirken mehr als 100 Künstler aus dem Stadtteil mit. Der Eintritt ist frei.
Auch im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) ist jede Menge los: Die Moosacher Einkaufsmeile und der örtliche Geschichtsverein organisieren vom 1. bis 13. Juli eine Ausstellung über die Historie des Viertels. Außerdem sorgt jeden Nachmittag ein tolles Bühnenprogramm mit Live-musik für gute Unterhaltung. Einen Tag lang, am Montag, 1. Juli, ist im OEZ ein Sonderpostamt geöffnet. Man kann Sonderumschläge mit einem Sonderstempel kaufen. Tags darauf, am Dienstag, 2. Juli, gibt Moosachs berühmtester Sportler, Faris Al-Sultan, 2005 Sieger beim Ironman auf Hawaii, von 18 bis 19 Uhr eine Autogrammstunde im OEZ.

Auch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) beteiligt sich an den Jubiläumsfeiern: Am Samstag, 29. Juni, fahren ab etwa 13 Uhr historische Trambahnen zwischen Westfriedhof und Moosacher Bahnhof. Man kann an jeder Haltestelle ein- und aussteigen. Die Mitfahrt ist kostenlos. Bei der Stadtteilwoche geht es am Moosacher St.-Martins-Platz sieben Tage lang rund: von Freitag, 28. Juni, bis Donnerstag, 4. Juli. Das Kulturreferat stellt eigens ein Zirkuszelt auf. Für die Kleinen dreht sich ein nostalgisches Kinderkarussell. Am Samstag- und Sonntagnachmittag flanieren Mitglieder des Vereins Altmonachia in Biedermeiertracht über den Platz.

Neben den vielen Stadtteilkünstlern treten im Zirkuszelt die ganze Woche über auch Stars wie die Kabarettistin Gabi Lodermeier (28. Juni), das bayerische Musiktheater »Um a Fünferl a Durchanand« (2. Juli) und die Sängerin Julia von Miller (30. Juni) auf. Sie lädt die Zuschauer unter dem Motto »Ich tanze mit dir in den Himmel hinein« zu einer Zeitreise mit deutschen Schlagern von 1929 bis 1969 ein (30. Juni). Das Krimi-Musical »Rock bottom in Berlin« des Moosacher Kulturvereins »Die Linie 1« ist noch einmal zu sehen (1. Juli). Unter dem Motto »Gärtner, Wirt & Gastlichkeit« ziehen am Samstag und Sonntag, 29. und 30. Juni, Sänger und Schauspieler mit Gesang und Texten auf den Spuren Altmoosachs zu verschiedenen Orten. Dort warten Moosacher Künstler mit kleinen Einlagen auf. Treffpunkt ist jeweils um 11 Uhr auf dem Moosacher St.-Martins-Platz. Aber auch im Pelkovenschlössl, in Kirchen, Schulen, Vereinsstätten, Jugendhäusern, Senioren-Tagesstätten und Wirtschaften tobt der Bär.

Das ausführliche Programm der Stadtteilwoche liegt in den örtlichen Geschäften und Einrichtungen aus sowie im Pelkovenschlössl am Moosacher St.-Martins-Platz und steht auch im Internet unter der Adresse www.pelkovenschloessl.de. Dort schlägt das Herz Moosachs. Es ist der historische Ortskern. »Die Eingemeindung am 1. Juli 1913 war ein wichtiger Schritt für die Weiterentwicklung der Gemeinde zum Stadtteil«, so die Moosacher Bezirksausschussvorsitzende Johanna Salzhuber (SPD).

Ab Freitag sprudelt es ultramarin

Zur Erinnerung an die Eingemeindung wird am Freitag, 28. Juni, um 16 Uhr der neue Brunnen am »Moosacher Stachus« feierlich eingeweiht. »Das ist unser Bürgerbrunnen«, freut sich die Stadtteilchefin. Bald sprudelt es ultramarin neben der Kreuzung an der Dachauer/ Pelkoven/Baubergerstraße. Durch Spenden kamen 80.000 Euro zusammen. Da ließ sich die Stadt nicht lumpen und steuerte 170.000 Euro bei. Die Projektleitung hatte das Baureferat. Der Moosacher Stadtrat Alexander Reissl, Chef der SPD-Stadtratsfraktion, Baureferentin Rosemarie Hingerl und die BA-Vorsitzende werden den Brunnen am Freitagnachmittag in Betrieb nehmen. Johanna Salzhuber hatte das Brunnenprojekt im März 2009 initiiert und gemeinsam mit dem Bezirksausschuss vorangetrieben. Der Künstler Stefan Eberstadt habe das Anliegen des Stadtteilgremiums, einen »dominanten, städtebaulichen Akzent« auf dem Moosacher Stachus zu schaffen, umgesetzt, berichtet die Stadtteilchefin voller Stolz.

Sie blickt anlässlich der Eingemeindungsfeier auf Moosachs Historie zurück. »1913 waren die Dorfstraßen nicht befestigt, es gab keine Wasserleitung, keine Kanalisation, keinen Arzt und keine Apotheke – nur die Hebamme Magdalena Bräu radelte durchs Dorf, um den Frauen bei der Geburt beizustehen«, erklärt Salzhuber. »Aber am meisten wünschte man sich die Trambahn. Bisher verkehrte die Straßenbahn nur bis zum Westfriedhof. Ein strammer Fußmarsch war notwendig, um nach Moosach zu kommen«, sagt Salzhuber. Sie leitet nicht nur den Bezirksausschuss, sondern auch den örtlichen Geschichtsverein.

Am 1. Juli 1913 wurde Moosach in die Stadt München eingemeindet und die damals rund 2600 Dorfbewohner, so Historiker Volker D. Laturell, waren über Nacht Münchner Bürger. Bis die Landeshauptstadt die zent-rale Forderung der Gemeinde, die Tram zu verlängern, erfüllte, dauerte es aber noch lange – kamen doch der Erste Weltkrieg und die Inflation dazwischen. 1930 ging Moosachs sehnlichster Wunsch in Erfüllung: Die Dachauer Straße wurde ausgebaut und die Trambahn fuhr bis zum Moosacher Bahnhof.

Heute ist das ein wichtiger Verkehrsknoten mit U- und S-Bahn, Tram und Bus. Unter dem Olympia-Einkaufszentrum halten gleich zwei U-Bahn-Linien: U 1 und U 3. »An die öffentlichen Verkehrsmittel gut angeschlossen zu werden, war ein Thema bis in unsere Zeit«, resümiert Salzhuber.

Die Nähe zur Stadt München habe auch die Weiterentwicklung des Dorfes zum Stadtteil geprägt: »Moosach ist aber keine Schlafstadt, sondern ein moderner, lebendiger Stadtteil mit Geschichte und mit vielen Angeboten für seine Bewohner.« Die zahlreichen Vereine, sozialen und kirchlichen Einrichtungen sowie die Gewerbetreibenden sorgten mit ihren Festen, Aktionen und Angeboten zur Identifikation der Bürger mit ihrem Stadtteil. Tradition und Moderne liegen im Viertel nah beieinander. Nur einen Katzensprung von dem neuen Brunnen mit seinen hohen Fontänen und seinem tiefblauen Wasserbecken entfernt steht das Pelkovenschlössl.

Das denkmalgeschützte Gebäude auf dem Moosacher St.-Martins-Platz habe die Geschichte des Dorfes und späteren Stadtteils von München über Jahrhunderte begleitet, so Salzhuber. Das Schlössl, Adelssitz aus dem Jahr 1690, gehört längst der Stadt München. Sie investierte viel Geld in die Sanierung des alten Gemäuers und eröffnete 2004 das Kultur- und Bürgerhaus Pelkovenschlössl. Die Moosacher haben sozusagen ihr eigenes Schloss – und sie stürmen es regelrecht. Rund 36.000 Besucher kamen allein im vergangenen Jahr, wie Schlössl-Geschäftsführerin Julia Schönfeld-Knor berichtet. Das Programm ist bunt: Es reicht von Festen über Theater, Kabarett und Konzerte mit Livemusik bis hin zu Kursen, Vorträgen und Ausstellungen.

Geschichtliche Wurzeln des Viertels

Die geschichtlichen Wurzeln des Viertels seien anhand der denkmalgeschützten Gebäude also auch heute noch deutlich abzulesen, freut sich die BA-Vorsitzende Salzhuber. Wer noch mehr über die Geschichte des Stadtteils wissen will, der sollte vom 1. bis 13. Juli ins OEZ kommen. Der Moosacher Geschichtsverein präsentiert in Bayerns größtem Einkaufszentrum eine Ausstellung über die Historie des Stadtteils. Rundherum ist ein großes Gewerbegebiet entstanden. »Moosach hat sich auch als Gewerbestandort weiterentwickelt. Viele Arbeitsplätze sind vor allem ums OEZ herum entstanden«, so Salzhuber. Wally Schmidt

Artikel vom 26.06.2013
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