Nachwuchssuche: Schnuppertag bei der Feldkirchner Blaskapelle

Feldkirchen · Kleine Marschbläser

Und jetzt fest pusten! Georg Neuner von der Feldkirchner Blaskapelle und in der Jugendarbeit engagiert, hilft der fünfjährigen Leonie dabei, der mächtigen Posaune einen Ton zu entlocken. Foto: js

Und jetzt fest pusten! Georg Neuner von der Feldkirchner Blaskapelle und in der Jugendarbeit engagiert, hilft der fünfjährigen Leonie dabei, der mächtigen Posaune einen Ton zu entlocken. Foto: js

Feldkirchen · Zum fünften Mal hat die Feldkirchner Blaskapelle die Kinder der Gemeinde eingeladen, einmal kräftig ins Horn zu stoßen, den Erwachsenen den Marsch zu blasen oder tüchtig auf die Pauke zu hauen.

Der Aufenthalt in den Übungsräumen im Untergeschoss vom Kindergarten »Bienenhaus« war dementsprechend an diesem Samstagvormittag nichts für schwache Nerven. Noch etwas unsicher blicken sich der vierjährige Leander und seine Schwester Leonie an der Hand ihrer Mama in dem großen Probenraum mit den vielen blankpolierten Musikinstrumenten um, und auch der achtjährige Paul greift nur schüchtern zur bereitliegenden Taschentrompete, einer kompakteren Ausgabe des bekannten Blechblasinstruments. Dann bläst der rotschopfige kleine Mann, ermuntert von Michael Großmann, einem »engagierten Vater«, kräftig in das Mundstück und produziert zu seinem höchsten Vergnügen jede Menge schräger Töne. »Das macht richtig Spaß«, strahlt er über das ganze Gesicht. Auch Leonie (5) ist nach anfänglichem Zögern begeistert: »Darf ich mal probieren?«, fragt sie noch etwas schüchtern. Schließlich versucht auch sie sich an den bereitliegenden Hörnern, Posaunen und Flöten und pustet – unter Anleitung einiger Mitglieder der Feldkirchner Blaskapelle – munter drauflos.

Und das ist schließlich Sinn und Zweck dieses Schnuppertages für Kinder im Grundschulalter und darunter: Hier können sie Musikinstrumente mit allen Sinnen entdecken, nach Herzenslust ausprobieren, um, wenn sie Gefallen daran finden, bei der Blaskapelle eines Tages im Orchester mitzublasen, zu pfeifen und zu trommeln. Denn außer Querflöte und Trompete, den bekanntesten und am häufigsten gewählten Blasinstrumenten, sollen dem Nachwuchs auch ausgefallenere Instrumente wie Tenorhorn, Tuba, Waldhorn, Kinderposaune, Klarinette und Schlagzeug nahegebracht werden.

Mithilfe eines Flyers wurde vor allem in der örtlichen Grundschule für die Nachwuchsveranstaltung getrommelt. Etwa 50 Kinder finden an diesem Vormittag an der Hand von Mama oder Papa den Weg in die Beethovenstraße 1. Sechs bis sieben feste Anmeldungen habe man in den vergangenen Jahren jeweils verzeichnen können, berichtet Karin Obermeier, zweiter Kassier und für die Jugendausbildung zuständig. »Wir suchen immer Nachwuchs«, sagt sie. 46 Kinder zwischen drei und acht Jahren genießen bei der Blaskapelle zurzeit die musikalische Früherziehung oder den Blockflötenunterricht. Die Kurse sind bereits für das ganze Jahr ausgebucht. 31 Jungmusiker zwischen sechs und 15 Jahren sind außerdem in Ausbildung. Für die heißt es: Üben, üben, üben. »Wer sich für ein Instrument entscheidet, muss sich gleichzeitig für regelmäßiges Üben entscheiden«, heißt es auf der Homepage der Musikkapelle. »Am besten täglich«, sagt Karin Obermeier, seit 30 Jahren dabei. Dazu kommen einmal in der Woche 45 oder 60 Minuten Unterricht. Aber schließlich müssen die Eltern einiges investieren: Schon ein Schülerinstrument kostet 500 bis 1000 Euro. Für den Anfang können diese eine Zeitlang für zwölf Euro im Monat ausgeliehen werden.

Nach einem Jahr sind die Kleinen dann reif für den Spielkreis. Hier dürfen zehn bis zwölf Kinder unter den Fittichen des früheren Dirigenten Hans Pricha kindgerechte Stücke einüben und im Rahmen eines Konzertes auch schon vortragen. Später sollen sie dann im Nachwuchsorchester beim zweiten Dirigenten Bernhard Kufner und in der Blaskapelle, dirigiert von Detlev Jakob, ihr Können zeigen. Die 46 Vereinsangehörigen sind übrigens alle aktive Laienmusiker. »Wir haben uns entschieden, keine passiven Mitglieder aufzunehmen«, berichtet Karin Obermeier. Wer sich unter einer Blaskapelle übrigens eine Ansammlung ausschließlich g'standener Mannsbilder vorstellt, der irrt. »Die Hälfte unserer Aktiven sind weiblich«, sagt Obermeier. »Ohne die Mädels würde das gar nicht mehr funktionieren.« Beide Geschlechter präsentieren sich seit 1976 in Miesbacher Tracht, die Männer je nach Jahreszeit in kurzer oder knielanger Lederhose. Die Frauen greifen an kalten Tagen zur grauen Strickjacke über dem zur rosa Schürze passenden Schultertuch.

Beiden gemeinsam ist der Spaß am Musizieren in der Gruppe, am Gemeinschaftsgefühl zwischen Jung und Alt allgemein, wie es Georg Neuner formuliert, der sich stark in der Nachwuchsarbeit engagiert. Er sieht aber noch viel mehr positive Aspekte. Die Kinder würden früh lernen, sich konzentriert mit einem Thema zu beschäftigen, und erleben, dass fleißiges Üben zum Erfolg führt. Beide Gehirnhälften würden gleichermaßen angeregt und das Gedächtnis geschärft. Nicht zuletzt entstünden in frühen Jahren Freundschaften fürs Leben über soziale Grenzen hinweg. Und wie wichtig ist angeborene Musikalität? Neuner vergleicht es mit dem Sport: »Ein bisschen Talent ist schon nützlich. Aber vor allem Trainingsfleiß führt letztlich zum Erfolg.«

Claudia Schmohl

Artikel vom 18.06.2013
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