Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München/Schliersee · Quacksalber, Kurpfuscher und Kräuterhexen

Jeden Dienstag kann man bei der Spezialführung „Kräutl – g’sund aus dem Garten“ vieles über die Heilkräfte von Kräutern aus dem Garten lernen.	Foto: Wasmeier Museum

Jeden Dienstag kann man bei der Spezialführung „Kräutl – g’sund aus dem Garten“ vieles über die Heilkräfte von Kräutern aus dem Garten lernen. Foto: Wasmeier Museum

München · Wenn man sich da mal keine Erkältung holt. Die letzten Wochen hat sich das Wetter nicht gerade von seiner besten Seite gezeigt und der viele Regen und die niedrigen Temperaturen machen sich bei manchem mit einem ordentlichen Schnupfen bemerkbar.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

  • Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, ehemals Skirennläufer, ausgezeichnet als Sportler des Jahres, stellt das Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee vor

Da fallen mir Karl Valentins Worte ein, der sagte: „Für alles erfinden sie heute was, aber gegen den Katarrh erfinden's nix!“
Doch eigentlich dürfen wir uns nicht beklagen – denn wir können heute jederzeit einen Arzt aufsuchen oder uns in der Apotheke Hilfe holen. Unsere Vorfahren hatten es da nicht ganz so leicht, denn außer ein paar bewährten Hausmitteln stand ihnen medizinisch nicht viel zur Verfügung. Ist es für uns heute zum Beispiel selbstverständlich gegen Tetanus geimpft zu sein, war der Wundstarrkrampf früher eine ernste Gefahr für die Bevölkerung. Und gerade bei der Arbeit im Wald und auf dem Feld konnte man sich leicht Verletzungen zuziehen, die dann schwere Folgen hatten.

Auch die Geburt eines Kindes war immer mit einem hohen Risiko verbunden. Ärzte, wie wir sie heute kennen, gab es nicht. Vielmehr waren die ärztlichen Aufgaben verteilt auf verschiedene Berufsstände. Der Bader rasierte und schnitt die Haare, zog aber auch Zähne. War er geschickt, so führte er zudem kleine Operationen durch. Daneben gab es Hebammen, Starstecher, Chirurgen und Wundärzte, die vor allem in Kriegszeiten sehr gefragt waren. Auch Schmiede und Scharfrichter betätigten sich teilweise – vor allem in ländlichen Regionen – als Chirurgen, was heute schon sehr grob erscheint.

Dazu war lange nicht jeder sogenannte Arzt entsprechend ausgebildet. Es gab eine Reihe Quacksalber und Kurpfuscher, die wie fahrende Händler die Dörfer bereisten und ihre Heilversprechen anpriesen. Die Möglichkeiten der Medizin waren aufgrund von fehlendem Wissen über Krankheitserreger und die Zusammenhänge im Körper jedoch begrenzt. Bekanntester Wundarzt und Starstecher seiner Zeit war Johann Andreas Eisenbarth, genannt „Doktor Eisenbarth“, obwohl er nie einen Doktortitel besaß.

Der vor genau 350 Jahren in Oberviechtach in der Oberpfalz geborene Arzt zog, wie es damals üblich war, über das Land und machte sich vor allem mit der Behandlung des grauen Stars einen Namen. „Doktor Eisenbarth“ wird heute noch verehrt, es gibt dieses Jahr zahlreiche Feiern zu seinem 350. Geburtstag und einen Kräuterlikör, der seinen Namen trägt. Ob der Likör nun Heilkräfte hat oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber Kräuter waren die Medizin der einfachen Leute, da sie leicht verfügbar waren und ein breites Wissen über ihre Wirkung vorhanden war. Jede Bäuerin hatte einen kleinen Kräutergarten, in dem sie neben Küchenkräutern auch Heilkräuter anbaute. Manche Frauen wussten so viel über die Wirkung von Kräutern, Beeren und Pilzen, dass sie sogar als Kräuterhexe bezeichnet wurden und ihnen noch allerhand andere Fähigkeiten angedichtet wurden.

Schon in der Antike setzte man pflanzliche Heilmittel ein und noch heute sind Namen wie Hippokrates, Hildegard von Bingen oder Sebastian Kneipp, der sich neben seinen Wasserkuren auch mit Pflanzenheilkunde befasste, bekannt. In den letzten Jahren gewann diese Form der Heilkunde wieder mehr Zuspruch. Und so besinnt man sich auf die Natur zurück und verwendet Salbei, Birkenblätter, Rosmarin, Thymian und viele andere Pflanzen als Mittel gegen verschiedene Beschwerden. Und wenn man beispielsweise den magenschonenden Salbei mit dem Fleisch brät, wird es gleich viel verträglicher. So ist also eine Trennung zwischen Heil- und Küchenkräutern gar nicht nötig, da die Kräuter sowohl für den Geschmack als auch für die wohltuende Wirkung Bestandteil der alten Rezepte sind.

Auch in unserm Freilichtmuseum haben wir einen Kräutergarten, in dem eine bunte Mischung aus bekannten und weniger bekannten Pflanzen zu finden ist. Besuchen Sie uns doch einfach einmal in Neuhaus am Schliersee in unserem altbayerischen Dorf und testen Sie, ob Sie alles kennen, was in unseren Gärten wächst. Wenn nicht, bieten wir auch immer Dienstagsführungen durch unsere Bauerngärten an. Und anschließend können Sie diese Vielfalt auch schmecken, denn selbstverständlich verwenden wir unsere Kräuter im altbayerischen Wirtshaus „Zum Wofen“ auch zum Kochen.
Ich freu mich auf Sie!

Artikel vom 06.06.2013
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