„Bayerischer Jedermann“ im Jakobmayer: 21./22. Juni

Dorfen · Von Salzburg nach Dorfen

Aktueller denn je: „Jedermann“ auf Bairisch und spannend inszeniert. 	Foto: VA

Aktueller denn je: „Jedermann“ auf Bairisch und spannend inszeniert. Foto: VA

Dorfen · In wenigen Wochen starten wieder die Salzburger Festspiele, berühmt nicht zuletzt durch den alljährlich aufgeführten „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal.

Hierzulande besser bekannt ist vielleicht die Mundart-Version von Oskar Weber, „Der Bayrische Jedermann“. Wem die Fahrt nach Salzburg zu weit und die Eintrittskarte zu teuer ist, der kann sich zur Mittsommernacht auf einem Dorfener Theatersessel zurücklehnen und den „Bayrischen Jedermann“ vor der Haustür genießen: Am 21. und 22. Juni, 20 Uhr, wird der Jakobmayer-Saal Schauplatz der Geschichte vom Prassen und Protzen, Leben und Sterben des reichen Jedermann, Symbolfigur für den gottvergessenen Menschen, den der Tod sprichwörtlich in seinem letzten Stündlein zur Rückbesinnung auf seinen Glauben und die ethischen Werte des Lebens führt.

Dargeboten wird das Stück von der „Kunstfalle e.V.“, einem Theaterensemble mit Darstellern aus Dorfen und Umgebung, in einer unkonventionellen Interpretation. „Natürlich wird der Zuschauer unseren ‚Jedermann’ als den Klassiker wiedererkennen, der er ist – schon die Versform und der bayerische Dialekt geben ja den traditionellen und regionaltypischen Grundcharakter vor“, so Gerhard Adams, Regisseur der Jedermann-Inszenierung. „Trotzdem ist unsere Inszenierung nicht bäuerlich ausgerichtet.“ Und Spielleiter und Hauptdarsteller Markus Hübner ergänzt schmunzelnd: „Wir haben ein paar Elemente eingebaut, die sicherlich für Überraschung sorgen werden.“ Somit dürften nicht nur Freunde traditioneller Inszenierungen auf ihre Kosten kommen, sondern auch diejenigen Zuschauer, die kreative und fantasievolle Interpretationen klassischer Theaterthemen schätzen.

Damit hofft die Kunstfalle ein breites Publikum zu erreichen. Gerade beim „Jedermann“ mit der Wahl des Namens der Hauptfigur auf der Hand liegt, wer sich angesprochen fühlen müsste: Läuft doch nicht nur, wie auf der Bühne, der reiche Unternehmer zusammen mit seinem dubiosen Anlageberater Gefahr, sich den Verlockungen des Mammon allzu sehr hinzugeben und darüber die „guten Werke“ (in moderner Sprache: sozialverträgliches und solidarisches Handeln) zu vergessen. Nein: Hofmannsthal und Weber wollten sprichwörtlich jedermann in unserer Gesellschaft den Spiegel vorhalten, so jedenfalls ist die Kunstfalle-Regie überzeugt.

Mit dieser Kapitalismuskritik rückt ein Motiv des über hundert Jahre alten Stücks in den Vordergrund, das schon fast modern anmutet. In Zeiten schwindelerregender Banken-Boni und leerer Sozialkassen, wenn Themen wie Geldverschwendung und soziale (Un-)Gerechtigkeit quer durch alle Gesellschaftsschichten hitzig diskutiert werden, ist auch der Jedermann wieder hochaktuell. Doch die Kunstfalle versteht es, dies nicht mit erhobenem Zeigefinger daherkommen zu lassen.

Karten samt Platzreservierung sind erhältlich beim Ticket-Treff Dorfen, Tel. 0 80 81/13 93, sowie unter www.kunstfalle-ev.de oder www.jakobmayer.de.

Artikel vom 06.06.2013
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