München · Albrecht Ackerland über Frühlingsgefühle

München · Was die Leute nur immer mit ihrem Wetter haben. Dieses ewige Gejammere – ich kann's nicht mehr hören! Man kann längst keine U-Bahn mehr fahren, ich kann nicht mehr ins Stüberl, ins Theater, zum Yoga, zu meiner rhythmischen Tanzgymnastik nicht, und auch nicht mehr ins Kaffeehaus gehen – also, ich könnte nicht mehr ins Kaffeehaus gehen, wenn es in München auch nur ein einziges gescheites gäbe.

Gäbe es eins, dann würden auch dort sofort wildfremde oder auch gut bekannte Menschen anfangen, zu seiern und ihr Leid mit dem heurigen Münchner Frühling zu klagen. Denn so ist es von Stüberl über U-Bahn bis zur Tanzgymnastik: Überall greint es einem ins Ohr. Fürchterlich, schlimmer als ein scheußlicher Frühling. Dabei ist er doch wunderbar, dieser frischgrüne Mai! An Maienregen hatte es genug, so werde ich auf meine alten Tage doch noch über die Eins achtzig hinauskommen, so viel, wie ich in den vergangenen Wochen durch die Straßen zog – allein – und mich dabei fühlte wie Doris Day in ihren besten Tagen. Allein, weil dieses Glück tatsächlich niemand teilen wollte, genauso wenig, wie ich im März und April jemand hatte, der mit mir diesen herrlichen Winter genoss.

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Und jetzt kommt der Sommer. Es wird eine Art feuchter Traum werden, mit viel entspannter Zeit zuhause, in der ich endlich mein Stricken perfektionieren kann, das ich mir in diesem Frühling unter einer kuscheligen Wolldecke beibrachte, die Heizung auf 24 Grad gestellt, um einen Schal zu haben für meinen Maienregentanz. Als Nächstes ist eine Grillschürze dran – denn jetzt beginnt ja bekanntlich die Grillsaison, und mein Backofen hat eine ganz hervorragende Grillfunktion. Holzkohle ist sowieso völlig überschätzt. Und dann freue ich mich auch schon wieder auf den Herbst, auf diesen schönen, goldenen Oktober. Er wird stattfinden am Zehnten des Monats, zwischen 13.30 und 17 Uhr. Und dann geht es schon auch rein Richtung November. Und ein Jahr neigt sich dem Ende, in dem man sich endlich einmal besinnen konnte – und in dem der ein oder andere gar das Schöne am Jammern für sich entdeckt hat. Vielleicht gehöre ich auch dazu.

Artikel vom 29.05.2013
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