Münchner SamstagsBlatt-Redakteur Benjamin Schuldt

München · So seh ich das – Zum Thema NS-Dokumentionszentrum

München · Alte Fotos gesucht! Das klingt nett, nach Wühlen auf dem Dachboden oder Blättern in längst vergilbten Familienalben. Doch erfährt man den Hintergrund, kommen keine schöne Erinnerungen hervor: Denn für das neue NS-Dokumentationszentrum werden Fotos aus der Zeit gesucht, die immer als die dunkelste der deutschen Geschichte gelten wird.

Vor allem Alltagssituationen sind erwünscht, etwa wie der freundliche Nachbar durch einen Judenstern gebrandmarkt durch die Straßen laufen musste. Aber auch Abbildungen, die das ganze Grauen der Nazi-Herrschaft zeigen – Deportationen, Zwangsarbeit, Vernichtungslager. Doch haben wir die schrecklichen Bilder nicht schon zu oft gesehen? Reicht es nicht irgendwann mit der Aufarbeitung? Ähnliche Fragen hört man nicht selten von Angehörigen meiner Generation, die Hitler und Auschwitz erst sechzig Jahre danach im Geschichtsunterricht behandelt haben, etwa in gleichem Umfang wie die Französische Revolution. Meine Antwort: Nein, es reicht nicht. Denn fürchterliche Verbrechen verjähren nie und müssen auch den kommenden Generationen vor Augen geführt werden. Dafür braucht man Orte wie das NS-Dokumentationszentrum. Denn Wegsehen und Vergessen wäre auch ein Verbrechen. So seh ich das.

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Artikel vom 29.05.2013
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