Kita-Plätze in München: Eltern sind verzweifelt

München · Muss Ihr Kind auch rausbleiben?

In vielen Münchner Stadtteilen fehlen Kita-Plätze. 	Bild: sk

In vielen Münchner Stadtteilen fehlen Kita-Plätze. Bild: sk

München · „Irgendwann habe ich aufgehört, die Absagen zu zählen“, erzählt Katalin Messerer. Unzählige Bewerbungen um einen Kindergartenplatz hat die Mutter abgeschickt, auf unzähligen Tagen der offenen Tür bei den unterschiedlichsten Einrichtungen war sie gewesen. Vergeblich. Dabei ist ihr Sohn bereits drei Jahre alt.

Ab August hat theoretisch jedes Kind ab einem Jahr einen Anspruch auf einen Platz in einer Kindertagesstätte. In der Praxis gibt es jedoch nicht einmal genug Plätze für Kindergartenkinder. „Das Gesetz ist gut, aber es ist zu früh gekommen“, hat Monika Assal, Kinderbeauftragte des Bezirks 22, in der letzten Ausschusssitzung erklärt. In Aubing fehlt es hinten und vorne an Betreuungsplätzen. „Viele Kinder gehen leer aus“, bedauert sie. Und nicht nur in Aubing. Die Situation betrifft ganz München. Seit 2007 wird der Ausbau von Betreuungsplätzen vorangetrieben. Wie das Statistische Amt München dokumentiert, stieg die Anzahl der Kindertageseinrichtungen in München von 1.021 auf 1.207 im Jahr 2011, was einen Personalzuwachs um 34,2 Prozent auf 10.658 Beschäftigte mit sich brachte. Die Erzieher hatten rund 61.300 Kinder zu betreuen – fast 10.000 mehr als im Jahr 2007. Dies entspricht einem Zuwachs von 18,7 Prozent.

Besonders auffällig ist die Zahl der betreuten Kinder von 0 bis 3 Jahren: Waren es 2007 noch 6.712 Kinder, die in einer Tagesstätte unterkamen, stieg deren Anzahl bis 2011 um 53,2 Prozent auf insgesamt 10.284 betreute Kinder. Trotz deutlicher Verbesserungen fehlen in München immer noch etwa 5.000 Betreuungsplätze; die Wartelisten werden länger und länger. Grund hierfür ist mitunter der Mangel an ausgebildeten Erziehern: Der Beruf ist kaum attraktiv, da er mit hohen Belastungen verbunden ist und die Verdienstmöglichkeiten dennoch gering sind. Die fehlenden Betreuungsmöglichkeiten bringen viele Eltern in Notsituationen – nicht nur beruflich, sondern auch finanziell. Zudem sind die Bewerbungen um einen Kita-Platz sehr zeitintensiv. Die Not macht erfinderisch. Schließlich sind viele berufstätige Familien auf eine Kinderbetreuung angewiesen, denn ohne Betreuungsplatz droht der Arbeitsplatz verloren zu gehen.

Nun versuchen private Initiativen, den Mangel an Kita-Plätzen auszugleichen. Doch die Suche nach Personal und Räumlichkeiten gestaltet sich schwierig. Katalin Messerer hat sich mit mehreren Eltern zusammengetan und einen Verein gegründet. „Aubinger Zwetschgen“ nennen sie sich. Ziel ist es, einen eigenen kleinen privaten Kindergarten zu gründen. Andere private Initiativen setzen auf sogenannte Großtagespflegen. Hier betreuen mehrere ausgebildete Tagesmütter zusammen eine Kindergruppe. Die Stadt unterstützt sowohl die Tagespflege als auch die privaten Kindergärten. 80 Prozent der Mietkosten und das Gehalt der Erzieherin würden übernommen werden, freut sich Katalin Messerer. Die „Aubinger Zwetschgen“ suchen jetzt in Aubing, Freiham oder Westkreuz geeignete Räume für 15 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren mit zwei bis drei Betreuern. Rund 120 Quadratmeter sollten es sein, „ein eigener Garten wäre super“, so Katalin Messerer.

Die Nähe zu einem Spielplatz oder zu einem freien Grund, auf dem ein Spielplatz errichtet werden könnte, wäre auch in Ordnung. Als Alternative könnte ein Grundstück gepachtet werden, auf dem der Verein einen Kindergarten in Containerbauweise aufstellen würde. Eine Erzieherin hatte der Verein bereits gefunden, allerdings ist diese mittlerweile abgesprungen, da so schnell keine Räume gefunden werden konnten. Katalin Messerer ist aber sicher, dass die Aussicht einen eigenen Kindergarten leiten und inhaltlich gestalten zu können, für viele Erzieherinnen eine attraktive Option wäre. Sie sucht außerdem nach weiteren engagierten Eltern mit Kindergartenkindern, die die private Initiative unterstützen ( elterninitiative-aubing@gmx.de oder aubinger.zwetschgen@gmx.de ). Was das Konzept der neuen Einrichtung betrifft, so möchten die Eltern ihrer künftigen Erzieherin nicht vorgreifen. Familie Messerer hofft jetzt, dass die „Aubinger Zwetschgen“ bald aufmachen können und die Kinder endlich in der Gruppe mit ihren Bobby-Cars um die Wette fahren, Bauklötzchen stapeln und gemeinsam Brotzeit machen können. „Wenn wir noch lange warten müssen, dann können wir gleich einen Hort aufmachen“, befürchtet die Mutter.

Übrigens: Die Stadt hat eine neue Service-Stelle eingerichtet, an die sich Eltern wenden können, deren Kinder keinen Betreuungsplatz bekommen haben. Hier wird gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten gesucht. Die Telefonnummer ist: 089/23 39 67 71. Sind Sie mit der Kinderbetreuungssituation in München zufrieden? Sagen Sie uns Ihre Meinung unter www.samstagsblatt.de oder schreiben Sie uns eine E-Mail an redaktion@wochenanzeiger.de, Betreff: „Kita-Stress“. Von Patrizia Steipe

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Artikel vom 23.05.2013
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