Bekannte Themen – wenig Besucher

Brunntahl · Bürgerversammlung Brunnthal

Brunntahl · Rund 5.000 Einwohner hat Brunnthal nach der aktuellen Rathaus-Hochrechnung von Bürgermeister Stefan Kern in diesen Tagen. Angesichts dieser Zahlen dürfte den Gemeindechef die Beteiligung an der Ortsteil-Bürgerversammlung in der vergangenen Woche enttäuscht haben. Nur zwei Dutzend Einwohner waren im Mehrzwecksaal der Brunnthaler Grundschule erschienen. Weil es zudem keinerlei Anträge gab, fiel der Sachvortrag des Rathauschefs noch ausführlicher aus als gewohnt.

Zwei Neubürger meldeten sich am Ende doch noch zu Wort: Ruth Stubenvoll und Thomas Pehl wohnen zwar noch nicht lange in der Gemeinde, haben aber das Dauerthema der letzten Wochen und Monate intensiv verfolgt: »Ich bin in Sachen Lutterschmid sehr für eine Versachlichung der Debatte«, schrieb Stubenvoll den in zwei Lager gespaltenen Lokalpolitikern ins Stammbuch. Demnächst sind in der Streitsache aber vor allem die Bürger selbst gefragt: Bei einem Bürgerentscheid am 30.Juni sollen klare Mehrheiten für die ein oder andere Stoßrichtung erzielt werden. Ruth Stubenvoll und Thomas Pehl werden dann sicher mit von der Partie sein. »Wir hoffen auf eine hohe Wahlbeteiligung, denn wir brauchen endlich ein aussagekräftiges Votum der Bürger selbst«, warb Kern für den wichtigen Gemeindetermin. Sachlich immerhin dürfte es beim Entscheid zugehen – die Bürger werden in der Wahlkabine ihr Kreuzchen machen.

Debatte um Lutterschmid

Natürlich spielte der Lutterschmid-Diskurs auch bei der Bürgerversammlung wieder seine Rolle. »Es ist unseriös«, warf Kern in seinem Sachvortrag einmal mehr der Gegenseite vor, »mit immer höheren Kostenhochrechnungen gegen eine Sanierung Stimmung zu machen, ohne selbst zu sagen, was man wirklich möchte.« Die Reaktion kam prompt. »Wir lassen uns vom Bürgermeister hier nicht als Verhinderer abkanzeln«, schimpfte UBW-Rat Sylvester Schuster dem Rathauschef entgegen. »Auch wir wollen eine Überplanung der Ortsmitte – aber keine beliebige mit wechselnden Variationen vom Gewerbe bis zur Ladenzeile – sondern mit Gasthof und Hotel« unterstrich er. Den Finger in die offene Wunde legte auch in dieser Frage Bürger Thomas Pehl. »Wie sollen die Bürger beim Bürgerentscheid entscheiden, wenn uns wichtige Informationen fehlen«, forderte er insbesondere Detailfakten aus dem Dekra-Gutachten zum Lutterschmid. Die gab es zwar nicht – laut Kern müsse darüber erst der Rat befinden. Immerhin allerdings nannte der Rathauschef eine Zahl: »Laut Gutachten reicht der im Haushalt für die Sanierung fixierte Ansatz von 1,7 Millionen Euro aus.«

Auch andere Themen angeschnitten

Im Sachvortrag Kerns spielten bei der Bürgerversammlung auch andere Themen eine Rolle. Stark beschäftigen dürfte vor allem den Gemeinderat in den kommenden Monaten offenbar wieder das Thema Lärmschutzwall an der A8. Das 2010 begonnene Projekt ist immer noch weit entfernt von seiner Fertigstellung: Offene Grundstücksfragen, aber vor allem auch der Streit mit der Projekt verantwortlichen Firma Leserer über diverse Baumängel hemmten zuletzt den Fortschritt. Zudem sind die Projekt-Ausmaße offensichtlich noch nicht in Stein gegossen. Während bisher von einer rund 2,5 Millionen Euro teuren Gesamtmaßnahme mit 6,3 Meter hohem Wall auf 1,5 Kilometern Länge östlich der A8 die Rede war, könnten die Dimensionen nach Ansicht des Bürgermeisters durchaus noch größer ausfallen. »Jedes Dezibel mehr an Lärmabbau kostet«, überschrieb er seinen Bericht über neue Bauvarianten eines längeren (1,9 Kilometer) Walls und höherem Aufbau. Projektkosten bis zu 8 Millionen Euro seien da möglich, so Kern. Ein Punkt der auch die Bürger interessieren dürfte: schließlich sollen Kostenteile auch auf die direkten Nutznießer umgelegt werden. Während es mit Leserer laut Kern inzwischen eine teilweise Einigung gebe, würden die neuen Varianten erst noch im Gemeinderat diskutiert. Angesichts der Kosten dürfte da die vorsichtig positive Finanzprognose Kerns durchaus gern gehört werden. Nach einem deutlichen Haushaltsminus im vergangenen Jahr hofft die Kommune heuer »auf die schwarze Null« (Kern). Angesichts der hohen Investitionen – neben dem Wall sind laut Kern besonders intensive Anstrengungen im weiteren Ausbau der Kinderbetreuung und beim Radwegenetzt nötig – dürfte dieses positive Signal wichtig sein.

Große Bauprojekte stehen an

Spannend dürften die nächsten Monate in Brunnthals politischem Gemeindeleben in jedem Fall werden. So soll nach langen Diskussionen und immer wieder verworfenen und nivellierten Projektplanungen der Nettomarkt im Hofoldinger Westen mit einer Verkaufsfläche von rund 1.100 Quadratmeter endgültig kommen. Weiter südwestlich steht bei der das Ortsbild rund um Kirchstockach ohnehin prägenden Firma Ganser ein weiterer Ausbau des Firmengeländes und insbesondere der Verkehrsinfrastruktur ins Haus: Nördlich der Taufkirchner Straße ist ein neues Verwaltungszentrum des Unternehmens geplant – weiter südlich ein Frischgutzentrum. Ungeklärt bleibt die künftige, zentrale Verkehrsanbindung – mehrere Varianten, darunter auch einige durch den Hofoldinger Forst und zur Anschlussstelle nach Höhenkirchen werden derzeit geprüft. Ergebnisse konnte auch der Brunnthaler Bürgermeister noch nicht nennen. RedB

Artikel vom 22.05.2013
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