Thema Verkehrssicherheit: Polizei klärt im Landkreis auf

Landkreis · Schlimmstenfalls tot

Der stellvertretende Leiter der PI Poing, Manfred Winter, Polizeioberwachtmeister Maximilian Schulze und Polizeimeister Alexander Zink (v. r.) haben einen nicht angeschnallten Fahrer angehalten. 	Foto: Sybille Föll

Der stellvertretende Leiter der PI Poing, Manfred Winter, Polizeioberwachtmeister Maximilian Schulze und Polizeimeister Alexander Zink (v. r.) haben einen nicht angeschnallten Fahrer angehalten. Foto: Sybille Föll

Landkreis · Der erste Verkehrssünder, der den Polizisten am Freitagmorgen in Markt Schwaben ins Netz geht, ist ein Landwirt aus dem Ort. Er ist nicht angeschnallt. »Das ist so unbequem und ich muss ja dauernd aussteigen«, erklärt er. Das kostet ihn 30 Euro. Manfred Winter, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion (PI) Poing, und seine zwei Helfer reden ihm ins Gewissen.

Dann drücken die Beamten ihm ein Informationsblatt in die Hand, in dem eindrucksvoll die letzten sieben Zehntelsekunden eines Unfalls geschildert werden, bei dem der Fahrer nicht angeschnallt war: vom Bersten des Kühlergrills im Moment des Aufpralls über die gebrochenen Kniegelenke, die sich nach 0,5 Sekunden in das Armaturenbrett pressen, bis hin zu dem Moment, in dem der Kopf gegen den Rahmen der Windschutzscheibe kracht und 0,2 Sekunden später im schlimmsten Fall der Tod eintritt. Der Landwirt verspricht Besserung.

Nach einer Stunde sind es gerade einmal vier Autos, die mit der Kelle herausgewinkt werden: drei Gurtmuffel und ein Handytelefonierer. »Die Moral der Verkehrsteilnehmer im Landkreis ist grundsätzlich gut«, sagt Winter. Trotzdem hat auch hier die Zahl der Unfälle zugenommen. 1302 waren es im vergangenen Jahr, drei Menschen ließen dabei ihr Leben, 2011 gab es 1245 Verkehrsunfälle ohne Todesopfer. »Die häufigste Ursache ist zu schnelles Fahren«, sagt Dirk Anders, Sachbearbeiter Verkehr der PI Ebersberg und Koordinator der Verkehrssicherheitswoche. Vor allem auf den Bundesstraßen 12 und 304 seien viele Raser unterwegs, und das bei einer hohen Verkehrsdichte. Auf der B 304 gebe es daher immer wieder Unfälle an Straßeneinmündungen und Kreuzungen – ebenso wie auf der Kreisstraße 6 an der Einmündung nach Birkach/Hohenlinden, die deswegen derzeit umgebaut wird. Hier liege es jedoch eher an der schlechten Einsehbarkeit der Kreuzung, so Anders. Verkehrsunfälle beschränken sich jedoch nicht nur auf Kraftwagen. Oft sind Fahrradfahrer involviert. Sie werden leicht übersehen, besonders abends, wenn ihre fahrbaren Untersätze kein funktionierendes Licht oder Reflektoren besitzen. Das sei vor allem bei Mountainbikes so, sagt Anders. »Die sehen zwar cool aus, aber auf der Straße haben die eigentlich nichts zu suchen.«

Viele Vaterstettener Gymnasiasten fanden am Mittwoch nach Unterrichtsschluss Karten an ihren Fahrrädern mit einer Auflistung der jeweiligen Mängel. Außerdem standen Polizisten bereit, um die Schüler über Gefahren aufzuklären. In Absprache mit Gemeinde und Schule hatte die Polizei den Termin festgelegt, die Schüler wussten nur, dass eine Kontrolle stattfindet, aber nicht, wann. Für diesen Einsatz waren 32 Beamte vor Ort, darunter auch Nachwuchs der Bereitschaftspolizei Dachau, die mit Teilnehmern eines Ausbildungsseminars anrückte. Mit dem 2012 konzipierten Verkehrssicherheitsprogramm 2020 »Bayern mobil – sicher ans Ziel« will das Bayerische Innenministerium eine Reduzierung der Unfallzahlen erreichen, die Zahl der Verkehrstoten soll bis zum Jahr 2020 unter 550 abgesenkt werden.

Zum Programm fand daher vergangene Woche im Landkreis Ebersberg eine Verkehrssicherheitswoche statt. Jeden Tag waren durchschnittlich zehn bis 15 Beamte der Polizeiinspektionen Poing und Ebersberg sowie der Autobahnpolizei an verschiedenen Orten im Einsatz, um Geschwindigkeitsmessungen, Fahrradkontrollen und Rotlichtmessungen vorzunehmen. Diesmal wurde jedoch nicht nur kassiert, sondern auch aufgeklärt. Beim Verkehrssicherheitsprogramm sollen alle Akteure wie Behörden, Polizei, Kommunen, Landesverkehrswacht, Interessensverbände und Fahrzeughersteller, ebenso wie die Verkehrsteilnehmer selbst, stärker eingebunden werden und miteinander vernetzt sein.

Außerdem ist vorgesehen, die Maßnahmen des Programms stärker als bisher auf die verschiedenen Gruppen der Verkehrsteilnehmer, auf die unterschiedlichen Unfallursachen und die saisonalen Entwicklungen auszurichten. Eine Aufklärung der Verkehrsteilnehmer sei absolut sinnvoll, aber im Alltag nicht möglich, so Winter. »Das ist einfach zu personalintensiv.« Bleibt also abzuwarten, inwieweit das Verkehrssicherheitsprogramm tatsächlich umgesetzt werden kann. Im vergangenen Jahr kamen auf Bayerns Straßen 662 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Das sind zwar 15 Prozent weniger als im Vorjahr, gekracht hat es jedoch öfters: 2012 über 364.300-mal, im Jahr davor 350.666-mal. Sybille Föll

Das ist das Ergebnis der Polizeiinspektion Poing zur Verkehrssicherheitswoche im Landkreis Ebersberg: Drei Dienststellen – ein Ziel. Unter diesem Motto könnte man die gemeinsam durchgeführte Verkehrssicherheitswoche der Polizeidienststellen aus Poing, Ebersberg und Hohenbrunn zusammenfassen. Von Montag, 13. Mai, bis Samstag, 18. Mai, wurden im Landkreis Ebersberg Schwerpunktkontrollen zu »Bayern mobil – sicher ans Ziel« vorgenommen. Zu Geschwindigkeits- und Alkoholkontrollen wurden auch Radfahrer sowie der Bus- und Schwerverkehr unter die Lupe genommen. Mit über 80 Stunden Einsatzzeit nahm die Geschwindigkeitsüberwachung den Löwenanteil ein. 9179 Verkehrsteilnehmer durchfuhren die Messungen, wobei 492 Fahrzeugführer zu schnell waren. 313 Fahrzeugführer wurden verwarnt, 197 müssen mit einer Anzeige rechnen. 31 Fahrzeugführer und ein Mitfahrer verzichteten unverständlicherweise auf den lebensrettenden Sicherheitsgurt. Bei den Alkoholkontrollen wurden 84 Alkoholtests und drei Blutentnahmen vorgenommen. Zwei Autofahrer müssen mit einem Fahrverbot rechnen, ein Verkehrsteilnehmer muss sich vor dem Gericht verantworten. Zudem wurden zwei Verkehrsteilnehmer an der Weiterfahrt gehindert. Bei den Schwerverkehrskontrollen wurden vier Verstöße wegen mangelnder Ladungssicherung, vier überhöhte Geschwindigkeiten und 59 Verstöße wegen zu geringem Abstands geahndet. Zwei Busse wiesen technische Mängel auf. Bei den Radfahrern zeigt sich deutlich, dass teuer nicht gleichbedeutend mit sicher ist. Gerade Mountainbikes werden mit unzureichender Ausstattung durch den Straßenverkehr geführt. Häufige Mängel liegen hier im Bereich der Reflektoren und der fehlenden Beleuchtung. 476 Radfahrer wurden in Grafing und Vaterstetten kontrolliert, wobei 354 Räder mit mangelhafter Ausrüstung unterwegs waren.

Artikel vom 21.05.2013
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