Angela Merkel und Malu Dreyer zu Gast auf der Truderinger Festwoche

Trudering · Wahlkampf im Bierzelt

Kanzlerin, Angela Merkel mit Bezirksrätin Friederike Steinberger Fotos: ar

Kanzlerin, Angela Merkel mit Bezirksrätin Friederike Steinberger Fotos: ar

Trudering · Eine Truderinger Festwoche, ein Festzelt, Bier und Brezen und mitten drin der politische Machtkampf im Hinblick auf die anstehenden Wahlen im Herbst: Die Kanzlerin, Angela Merkel, will OB Christian Ude in den Ruhesand schicken, während die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin, Malu Dreyer, sich über einen sozialdemokratischen Ministerpräsident in Bayern freuen würde. Zwei Frauen, zwei Parteien und politisch so unterschiedlich, wie nicht anders erwartet. Nur in einem herrschte Einigkeit: Bayern ist toll!

Locker, sympathisch steht die Ministerpräsidentin Montagabend bei ihrer ersten Festzeltrede bei der SPD Bayerns auf der Bühne und bemerkt gleich: »Ein Schoppen ist leichter als eine Maß Bier.« In gewohnter Weise nüchtern hingegen steht Kanzlerin Angela Merkel hinter dem Rednerpult am Mittwochabend bei der CSU. Während Malu Dreyer konkreter in ihrer Rede wurde, kratzt die Kanzlerin eher oberflächlich an Themen wie: Stärkung der Familie, Bildung, Einigkeit in Europa (»Jeder muss sich an die Regeln halten.«), eine bessere Steuerpolitik und weniger Schulden (»Es muss Schluss sein mit dem immer neue Schuldenmachen.«).

Am Schluss lobt sie die Bayern, dass sie alles bestens hinbekommen. Aber insbesondere mit einem Toast auf die jungen Väter Bayerns (»darauf einen kräftigen Bierschluck!«), denn in Bayern gehen die meisten Väter in Elternzeit, freut sich die Kanzlerin. Ob es an den fehlenden Kitaplätzen liegt, sei dahingestellt. Aber der Schuldige für Merkel war sowieso schnell ausgemacht: »Wenn München zu wenig Kitaplätze hat, dann nur, weil Ude es nicht auf die Reihe bekommen hat.« Der Bund unterstütze den Kitaausbau und das wolle man auch weiterhin. Und so spart Merkel, weitere unangenehme Themen aus, wie etwa die bayerische Verwandtenaffäre. Aber dennoch kann auch eine Kanzlerin Humor zeigen. »Ich frage mich, wie es sein kann, dass man um diese Uhrzeit bei Bier und Brot zusammensitzt und trotzdem überall am besten ist?«. Die Menge lacht und applaudiert. Für Merkel liegt die Stärke Bayerns ganz entscheidend mit dem Gefühl für Heimat zusammen und daher appellierte sie an die Zuhörer, sich für die Zukunft dieser Heimat einzusetzen, was das Publikum begeisterte. Auch wenn Malu Dreyer kräftig schlucken muss bei der Tatsache, dass durch die Steuer-CDs aus Rheinland-Pfalz in Bayern 600 Millionen Euro Steuermehreinahmen in drei Jahren im Freistaat möglich sind.

Im Vergleich dazu nimmt Rheinland-Pfalz gerade mal 15 Millionen Euro mehr ein, dennoch will sie auch weiterhin Steuer-CDs, anders als Bayern, kaufen. »Der Ehrliche darf nicht der Dumme sein. Und daher müssen wir für ein vernünftiges Finanz- und Steuersystem kämpfen«, betont Dreyer. Sie will Schluss machen mit den Steueroasen, die für sie Gerechtigkeitswüsten sind. Und auch nach ihrer Meinung beim Lieblingskind der CDU, dem »Betreuungsgeld«, nimmt sie kein Blatt vor dem Mund. Nach ihrer Meinung ist das Betreuungsgeld hinausgeschmissenes Geld und eher ein Rückschritt, als ein Fortschritt. Die Einführung eines Mindestlohns ist für Dreyer unumgänglich. Und sie mahnt dabei die Münchner im gleichen Atemzug: »Auch wenn die Bayern häufig an der Spitze stehen, darf man sich darauf nicht ausruhen.« Die hohen Mieten und der geringe Lohn lassen einige in München nur schwer überleben. »Wir brauchen frischen Wind, andere Konzepte, einfach eine neue Regierung«, so die üblichen Parolen. »Daher kämpft die SPD für einen Wechsel in Bayern und im Bund. Ich hoffe wir profitieren von der Wahl in Bayern, die vor uns dran sind«, so Dreyer zuversichtlich zu den applaudierenden Festzeltgästen. Zwei Frauen mit zwei so unterschiedlichen Einstellungen und Ausrichtungen gaben schon einmal einen Vorgeschmack auf einen spannenden Wahlkampf 2013. ar

Artikel vom 21.05.2013
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