Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München/Schliersee · Vom Harlekin zum Kasperltheater...

„Seid Ihr alle da?“, so begrüßt, na klar, der Kasperl seine Zuschauer. Das sind heute meistens Kinder, aber das war nicht immer so. Ähnlich wie bei den Märchen, die ursprünglich auch für Erwachsene geschrieben wurden, ist es mit dem Kasperltheater. Die Geschichte des Puppenspiels und speziell des Kasperltheaters ist sehr spannend und reicht zurück bis in das Mittelalter.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

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Der Vorläufer der Figur des Kasperls war der Harlekin, der den mittelalterlichen Sagen nach der Anführer eines Dämonenheeres ist. Die düstere Figur veränderte sich jedoch im Lauf der Jahrhunderte. Zur Zeit der Renaissance spielte er im Volkstheater Italiens zwar noch mit Teufelsmaske, jedoch bereits als lustiger Charakter etabliert, eine große Rolle. Der Harlekin war dort ein listiger, grober aber auch tolpatschiger und genusssüchtiger Diener, der gegen das Böse kämpft. Vom Volkstheater wurde die Figur dann übernommen ins Marionettentheater und fand so den Weg ins Puppenspiel. Das Puppentheater war ein Abbild der Weltordnung, mit guten und bösen Dämonen, Tod und Teufel, wie man sie sich damals vorstellte. Im Mittelalter nannte man das Puppentheater deshalb auch Himmelreich und die Puppenspieler hießen Himmelreicher. Die Stücke wurden immer lustiger und auch die Figur des Kasperls entwickelte sich nach der französischen Revolution weiter zum reinen Spaßmacher und trug viele Namen wie Hans-Wurst, Pickelhering oder Meister Hämmerlein. Erst im 18. Jahrhundert setzt sich dann von Wien aus der Name Kasperl durch und ins Kinderzimmer kam er sogar erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er wurde damals auch pädagogischer, man gab ihm die Großmutter an die Seite, die den Rüpel mehr zum Kind machte. Und man nahm ihm seine Pritsche, mit der er früher das Krokodil oder den Teufel erschlagen durfte. Heute wird Kasperltheater in etwas sanfterer Weise gespielt. Trotzdem sieht man noch bei fast allen Kasperlfiguren das Wilde, Ungezähmte durchblitzen. Die große scharfe Nase und die Zipfelmütze erinnern an seine Herkunft. Und ein bisschen wild und frech darf der Kasperl doch auch sein, so wie in „Doctor Döblingers geschmackvollem Kasperltheater“, das am Pfingstmontag zum ersten Mal bei uns hier im Freilichtmuseum zu sehen ist. Die beiden Puppenspieler Josef Parzefall und Richard Oehmann brechen dabei mit den alten Stücken und verhelfen dem Kasperl zu neuem Schwung. So haben die Kinder viel zu lachen und auch die Erwachsenen werden von den beiden hervorragenden Puppenspielern bestens unterhalten. Denn wenn Wachtmeister Wirsing in Unterwieslharing den schüchternen, ja direkt ängstlichen Räuber jagt und die Großmutter den Kasperl schimpft, weil er seine Zipfelmütze schmutzig gemacht hat, ist das schon kabarettreif. Bei den Döblingers kommen eben die kleinen und großen Kinder auf ihre Kosten. Und wem der obligatorische Blaubeerkuchen der Großmutter dann Appetit gemacht hat, dem kann ich nur unseren hausgemachten Kuchen im altbayerischen Wirtshaus „Zum Wofen“ empfehlen. Und noch etwas: Am Pfingstmontag kommt nicht nur der Kasperl ins Museum. Wer die Ausstellung „Heimatfilm und Wilderergeschichten“, die zur- zeit bei uns im Freilichtmuseum installiert ist, gesehen hat, der weiß, das Pflücken eines Edelweiß spielt im Film oft als Mutprobe eine Rolle. Der Jüngling steigt hinauf an unzugänglichste Stellen und pflückt die begehrte Blume. Das ist erstens sehr gefährlich und zweitens ist das Edelweiß mittlerweile streng geschützt. Daher ist es gut, dass es Edelweißschnitzer gibt, denn die Blumen, die sie herstellen, sind absolut naturschonend. Die besten von ihnen treffen sich bei uns im Museum zum Edelweißschnitzer-Wettbewerb. Lassen Sie sich überraschen, welch großartige Kunstwerke man aus einem kleinen Stück Holz machen kann. Ich würde mich sehr freuen, Sie am Montag im Freilichtmuseum begrüßen zu können, dann haben Sie die Möglichkeit, den filigranen Künstlern über die Schulter zu schauen. Den Schnitzern, als auch den Puppenspielern.

Ich freu mich auf Sie!
Ihr Markus Wasmeier

Veranstaltungstipp

Pfingstmontag, 20. Mai 2013
2. Edelweiß Schnitzerwettbewerb
Kasperltheater 14.00 Uhr
www.wasmeier.de

Artikel vom 17.05.2013
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