Tanzen verleiht Schwabinger Schülerinnen »Flügel«

Schwabing · Nicht zu altmodisch!

Jill Reinhard, Carola Thaller und Caroline Mölter (v.l.): Tanzen verleiht den drei Schwabinger Schülerinnen Flügel.	Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Jill Reinhard, Carola Thaller und Caroline Mölter (v.l.): Tanzen verleiht den drei Schwabinger Schülerinnen Flügel. Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Schwabing · So schnell kommen die drei Elftklässlerinnen nicht aus der Puste. Sie tanzen schon seit Jahren. »Das bringt viel Kondition«, sagt Caroline Mölter vom Schwabinger Willi-Graf-Gymnasium.

»Im Turnunterricht halten wir oft länger durch als andere«, bestätigen Jill Reinhard und Carola Thaller. Und nicht nur das, Tanzen bringt auch Preise. Beim Landesfinale der bayerischen Schulen im Tanz Ende April in Diedorf bei Augsburg schafften es die Mädchen und ihre Tanzformation in der Kategorie Gesellschaftstanz I. auf den zweiten Platz. »Wir sind uns laut jubelnd in die Arme gefallen«, berichten sie. Auch wenn ein kleiner Stachel bleibt. »Den ersten Platz hätten wir natürlich noch lieber gehabt.« Doch den sicherte sich die Mannschaft des Gymnasiums in Lauf.

In der Diedorfer Schmuttertalhalle gingen 480 Schülerinnen – und nur wenige Schüler – mit 23 Mannschaften aus 16 Schulen, davon 13 Gymnasien und drei Realschulen ins Rennen. Die Mannschaften hatten sich beim Bezirksfinale in Erding erfolgreich für das Landesfinale qualifiziert. Aus München war neben dem Willi-Graf-Gymnasium das Lion-Feuchtwanger-Gymnasium dabei, das in der Kategorie Gesellschaftstanz II. auf Platz vier landete. Das Landesfinale wurde auch heuer in vier Wettkampfklassen ausgetragen, je zwei Gruppen aus den Bereichen Gesellschaftstanz und Künstlerischer Tanz, eingeteilt nach Altersgruppen, fünfte bis zwölfte Klassen und fünfte bis neunte Klassen. Hinter den Kulissen sei die Aufregung natürlich riesengroß, berichtet Carola. Manche bräuchten ihre Ruhe, andere werden plötzlich zickig, aber so sei es immer. »Egal, wie oft man bereits mitgemacht hat, man ist immer irgendwie nervös.«

Die Schwabinger Tanzformation wird von Alexander Demuth geleitet, die Choreografie haben die jungen Tänzerinnen jedoch weitestgehend selbstständig ausgearbeitet. Das hat, wie Jill erzählt, nicht nur viel Schweiß gekostet, sondern manchmal auch Nerven. »Wir sind zehn Mädchen, da dauert es manchmal länger, bis wir uns alle einig sind«, erzählt sie lachend. Getanzt wird Rock’n’Roll, das Training ist jeden Mittwoch an der Schule und sonst auch außerhalb. Insgesamt wenden die Mädchen gut sechs Stunden pro Woche dafür auf. Nur wenige aus ihrer Generation könnten mit Rock’n’Roll etwas anfangen, sagt Caroline. Manchmal gebe es Kommentare wie »Ist denn das nicht altmodisch«? Dabei taugen viele aktuelle Hits wie solche von Christina Aguilera und Avril Lavigne bestens. Mit Rock’n’Roll-Klassikern wie Songs von Elvis haben die Schülerinnen hingegen nichts am Hut. Carola kann sich nicht erinnern, dazu je getanzt zu haben. Von wegen also altmodisch. »Tanzen macht einfach wahnsinnig Spaß, ich kann nur jedem dazu raten.« Gerade seien sie dabei, Nachwuchs aufzubauen. Keine leichte Sache. »Vor allem Jungs sind schwer zu motivieren«, so Carola. Doch nicht nur die. Ähnlich wie in anderen Sportarten, die an den Schulen angeboten werden, gibt es im Bereich Tanz nun erste Nachwuchssorgen.

Die Teilnehmerzahlen sind laut Richard Wieser, Landesschulobmann für Tanz in Bayern, in den vergangenen drei Jahren rückläufig. Das habe mehrere Gründe, vor allem aber hätten die Schüler und auch die Lehrer kaum mehr Zeit für Tanz-AGs, denn mit dem G8 sei mehr Nachmittagsunterricht dazugekommen. Bereits erfahrene Pädagogen im Bereich Tanz, die aufgehört haben, würden zudem selten Nachfolger mit gleichem Engagement finden. »Das ist bedauerlich«, so Wieser. Denn Tanzen fördere unter anderem Athletik, Ausdauer, Koordination und Eleganz – und schaffe zudem viele Gemeinschaftserlebnisse in der Gruppe. »Nach sechs Stunden Unterricht macht Tanzen frei. Es verleiht regelrecht Flügel«, sagt Wieser.

Das Landesfinale 2014 im Tanz könnte in München stattfinden, doch fest steht das noch nicht. Ort und Termin bestimmen die acht Sportreferenten der Regierungen im kommenden Herbst. Die Federführung für die Organisation liegt beim Münchner Referat für Bildung und Sport, Veranstalter des Wettbewerbs ist das bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Doch Jill, Carola und Caroline werden dann nicht mehr an den Start gehen. Auf sie wartet ein Wettbewerb der anderen Art. »Wir müssen fürs Abitur pauken«, sagen sie. Und das Tanzen? »Das werden wir sehr vermissen. Aber so ganz werden wir nicht davon lassen. Dazu macht es einfach zu viel Spaß.« Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 07.05.2013
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...