Mit diesem Song gewinnt Ramersdorfer Komponisten-Casting

Ramersdorf/Perlach · »Ich liebe dich«

Komponist mit Leib und Seele: Max Märkl ist der erste Gewinner des Perlacher Komponisten- Castings.	Foto: privat

Komponist mit Leib und Seele: Max Märkl ist der erste Gewinner des Perlacher Komponisten- Castings. Foto: privat

Ramersdorf/Perlach · Mit seinem Song »Ich liebe dich« hat der Komponist und Produzent Max Märkl das erste Münchner Komponisten-Casting der Perlacher Schule der Musik gewonnen.

Ziel des Contests, (wir berichteten) war es, die Musikschaffenden zu fördern und genau jene ins Rampenlicht zu stellen, ohne die es kein Lied, Musical, Konzert und auch keine Oper oder Filmmusik gäbe. Der Ramersdorfer Max Märkl freut sich über die Auszeichnung, denn es ist nicht einfach als Komponist zu überleben.
Was ihn beruflich bewegt, was er Nachwuchstalenten rät und warum das Komponieren seine Leidenschaft ist, hat er dem Südost-Kurier in einem Interview verraten.

Südost-Kurier: Herzlichen Glückwunsch zum ersten Preis. Ihr Titel hat die Jury überzeugt, wie kam es zu diesem Lied?

Max Märkl: Das Lied ist ursprünglich für einen Schweizer Teilnehmer des Grand Prix entstanden. Er wollte sich damit bei der Vorauswahl qualifizieren. Wie weit er wirklich gekommen ist, habe ich nicht weiter verfolgen können. Ein ganz großer Erfolg wurde der Song allerdings nicht. Deshalb ist es umso schöner, dass ich jetzt damit den Perlacher Komponistenwettbewerb gewonnen habe.

Südost-Kurier: Warum sind Sie Komponist und nicht beispielsweise Sänger, Gitarrist oder Pianist geworden, wo man viel mehr im Vordergrund steht und Beachtung findet.

Max Märkl: Das Komponieren liegt mir schon immer im Blut. Seit frühester Kindheit wollte ich Melodien schaffen, die andere aufführen. Schon mit vier Jahren habe ich am Klavier mit Tönen gespielt und erste kleine Sinfonien erfunden. Deshalb hat sich die Entscheidung, ob und warum ich Komponist werden will, für mich nie gestellt. Es war eher eine festgesetzte Veranlagung. Meine Eltern waren keine Berufsmusiker, aber es herrschte eine Atmosphäre, die uns als Kinder sehr für Musik sensibilisiert hat. Meine Mutter war eine begeisterte Akkordeonspielerin, der Vater schmetterte Karnevalslieder am Klavier. Ich habe früh Privatunterricht bei einem Musiklehrer bekommen und Horn, Violine und Bratsche gelernt, natürlich auch Klavier. Außer mir ist auch mein Bruder ein Berufsmusiker geworden. Er spielt heute als Cembalist in Köln und begleitet einen Countertenor.

Südost-Kurier: Was raten Sie Jugendlichen heute, die komponieren wollen?

Max Märkl: Zunächst braucht man etwas »Handwerkszeug«. Klavier ist Pflicht, aber zusätzliche Melodieinstrumente, wie Flöte, Oboe, Geige oder Gitarre, sollte man lernen, um die Basis einer Musik besser zu verstehen. Weil es immer darum geht, sein Werk Sängern zu vermitteln und für sie zu arbeiten, gehört auch eine Grundausbildung im Gesang unbedingt mit dazu. Und – ganz banal – ohne Noten geht nichts. Das muss ich immer wieder jungen Rappern sagen, die zu mir kommen. Die muss man einfach lernen, auch wenn es erst mal nicht cool ist.

Südost-Kurier: Wie verlief Ihr persönlicher Weg zum Berufskomponisten?

Max Märkl: Nach der Bundeswehr habe ich mich an der Musikhochschule für Komposition beworben. Zunächst wurde ich abgelehnt, mein Klavierspiel war einfach zu schlecht. Ein Jahr später bin ich dann am Richard-Strauss-Konservatorium angenommen worden. Dort habe ich dann Komposition, Dirigieren, Violine und Horn und auch relativ gut Klavier gelernt.

Südost-Kurier: Also, eine klassische Musikausbildung in Form eines Studiums?

Max Märkl: Ja, das war damals der Weg, ich würde das heute aber niemandem mehr in dieser Form raten. Mich persönlich hat es dann nach dem Studium als Orchesterdirektor nach Görlitz geführt. Dort habe ich auch eine Kinderoper »Der König in der Kiste« komponiert und sehr viel über Musiker, Haupt- und Nebeninstrumente und das Zusammenspiel im Orchester gelernt. Das kommt mir noch heute zugute.

Südost-Kurier: Die Oper war also ihr Ziel?

Max Märkl: Tatsächlich habe ich für einen Wiener Verlag zwei ernste, große, philosophische Opern geschrieben. Aber wer kann sich heute noch für Opern begeistern oder als unbekannter Komponist hier durchsetzen. Mein Agent, den auch Komponisten brauchen, wie etwa Sänger, einen Vermittler, hat mich auf Basis meiner Erfahrungen in Görlitz später ebenfalls als Orchesterdirektor an die Bayerische Staatsoper vermittelt. Dort war ich dann so etwas wie der Organisationsleiter für die Musiker. Und so kam ich auch zurück nach München.

Südost-Kurier: Also doch die klassische Schiene, oder was kann man mit dem Berufsbild Komponist noch machen?

Max Märkl: Seit Mitte der 90er-Jahre arbeite ich mit einer Rockband und als Songwriter für Popmusiker. Ich habe Aufträge vom Rundfunk und von verschiedenen Plattenverlagen. Aber davon kann man kaum leben: Musik ist heute nichts mehr wert, sondern ständig über das Internet verfügbar.

Südost-Kurier: Aber Sie sind trotzdem Berufskomponist und -musiker geblieben?

Max Märkl: Mittlerweile habe ich als Dozent der Deutschen Pop Akademie in München ein sicheres, festes Standbein und kann Pausen zwischen Aufträgen von Film- und Fernsehproduktionen überbrücken. Das Unterrichten in Komposition und Filmmusik macht mir sehr viel Spaß. Eine Ausbildung hier würde ich auch jungen Nachwuchskomponisten raten. Statt Sinfonien und Fugen lohnt sich die Beschäftigung mit Jazzharmonie mehr. Die Kosten für die private Musikschule sind dabei auch verhältnismäßig überschaubar. Was mir persönlich auch sehr weitergeholfen hat, ist eine Zusatzausbildung als Toningenieur. Für Demoproduktionen kann man nicht immer mit echten Musikern arbeiten, da hilft das Know-how als Toningenieur kostengünstig weiter.

Südost-Kurier: Was wünschen Sie sich für Ihre berufliche Zukunft?

Max Märkl: Es wäre schön, wenn ich etwas bekannter und noch mehr in der Filmmusik heimisch werde. Vielleicht trägt dazu auch der erste Platz beim Komponistenwettbewerb bei. Beim Film darf man als Komponist sehr kreativ sein. Das ist heute eigentlich die einzige Richtung, um meine Berufswünsche zu leben. Dagegen ist man in der Werbung doch eher eingeschränkt. Wenn ich sehr viele Aufträge für Filmmusik hätte, könnte ich mir sogar vorstellen, auf meine Lehrtätigkeit zu verzichten. bus

Artikel vom 23.04.2013
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