Hoamat Bayern: Die Kolumne von Markus Wasmeier

München/Schliersee · Vom Zeidler zum Imker

Markus Wasmeier.

Markus Wasmeier.

München · Lange hat er auf sich warten lassen, der Frühling. Jetzt ist er endlich auch in Schliersee da – und das tut uns allen nach diesem langen Winter gut. Überall im Museum beginnt es zu blühen und wie aus dem Nichts summen plötzlich Insekten um die Blüten herum.

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

  • Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, ehemals Skirennläufer, ausgezeichnet als Sportler des Jahres, stellt das Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee vor

Zuerst sieht man Hummeln, da sie auch bei kälterer Witterung fliegen können, und dann die Bienen. Sie fliegen von Blüte zu Blüte und sammeln Nektar, aus dem sie dann Honig herstellen. Ganz nebenbei befruchten sie die Blüten durch Bestäubung und spielen somit eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft. Leider sind die Bienen heute durch Monokulturen und Spritzmittel immer mehr gefährdet, und das obwohl wir schon seit Jahrhunderten ihre Vorzüge kennen und nutzen.

Bereits in der Steinzeit sammelten die Menschen Honig von wild lebenden Bienen und im Mittelalter wurde ein richtiges Handwerk daraus, die Zeidlerei. Der Zeidler ging hinaus in den Wald, schlug Hohlräume in Bäume und verschloss sie anschließend wieder mit einem Brett, in das ein Flugloch gebohrt wurde. Mit etwas Glück nisteten bald darauf wilde Bienen darin. Hatten die Bienen genügend Honig eingetragen, kletterte er mit einer Leiter den Baum hi­nauf und öffnete das Nest. Stellen Sie sich das vor, inmitten eines aufgeschreckten Bienenschwarms war das nicht ungefährlich. Der Zeidler entnahm die ge­samten Waben, denn auch das Wachs wurde weiterverarbeitet und das Bienenvolk ging dabei zugrunde. Zuhause trennte er dann das Wachs vom Honig, indem er die Waben in ein Tuch einwickelte und regelrecht auspresste.

Der Beruf des Zeidlers war hoch angesehen und wichtig für die Ernährung, da es zu dieser Zeit noch keinen Zucker aus Zuckerrohr oder Zucker­rübe gab. Mit der Zeit veränderte sich das Handwerk, man hatte die Idee, die Bienen auf den Hof zu holen, um einerseits den Weg in den Wald einzusparen und andererseits die Bienen gegen natürliche Feinde zu schützen. Die Zeidlerei wurde zur Imkerei, die sich auf Bienenhaltung und Bienenzucht spezialisierte und bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts verschwand die Waldimkerei immer mehr. Zuerst hielt man die Bienen in sogenannten Klotzbeuten, die den Bruthöhlen im Wald nachempfunden waren und aus einem massiven Baumstamm bestanden. Später passte man die Behausungen immer mehr an die Bedürfnisse der Bienen, aber auch an die Arbeit des Imkers an. Es entwickelten sich die auf der Unterseite offenen Bienenkörbe und der Imker schnitt nur noch einen Teil der Waben he­raus, die Völker überstanden den Eingriff unbeschadet.

Vor etwa 150 Jahren wurden Bienenkästen mit Rähmchen erfunden, in die die Bienen ihre Waben bauen. Die Rähmchen lassen sich einzeln herausnehmen und schleudern, und die leeren Waben werden wieder eingesetzt. Nach der Honigernte müssen die Bienen dann keine Waben mehr bauen und können sofort wieder Honig eintragen. Früher gab es fast auf jedem Bauernhof Bienen, die oft vom Großvater auf dem Hof gehegt und gepflegt wurden. Auch in den Pfarrgärten konnte man Herrn Hochwürden zwischen Bienenkörben auf- und abgehen sehen und vielleicht überlegte er sich dabei die Sonntagspredigt. Diese Bilder sind in den letzten Jahren leider selten geworden.

Natürlich sind auch in unserem Freilichtmuseum einige Bienenkörbe aufgestellt. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und sehen Sie den Insekten am Flugloch zu, wie sie mit vollen Pollensäcken landen oder abfliegen. Im Übrigen erkennt der Imker an der Farbe des Pollen, welche Blüten die Bienen angeflogen haben. Und auf den Wiesen im Museum oder in unserem Klostergarten können Sie die Insekten auch beim Nektarsammeln beobachten, aber lassen Sie sich nicht stechen!

Wobei, ein Bienenstich kann etwas sehr Gutes sein. Ich meine natürlich den gebackenen! Wenn Sie in unserem Museum im Biergarten vor dem altbayerischen Wirtshaus sitzen und eine Tasse Kaffee mit selbstgebackenem Kuchen genießen, können Sie ein wenig die Gedanken schweifen lassen und die erwachende Natur genießen. Vielleicht treffen wir uns dabei, ich würde mich freuen.

Ich freu mich auf Sie!

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 18.04.2013
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