Stadtrat-SPD: Frauenplatz aus Dornröschenschlaf erwecken

Zentrum · Tristesse war gestern

Alexander Reissl am Brunnen des Frauenplatzes: Die SPD im Stadtrat will das Areal gerne verschönern.	Foto: scy

Alexander Reissl am Brunnen des Frauenplatzes: Die SPD im Stadtrat will das Areal gerne verschönern. Foto: scy

Zentrum · Man kann nicht gerade sagen, dass der Frauenplatz ganz oben steht in den Top Ten der beliebtesten öffentlichen Plätze der Münchner. Im Gegenteil: Der innerstädtische Ort gehört zu den architektonischen Waisenkindern.

Doch damit soll demnächst Schluss sein – zumindest wenn es nach den Vorstellungen der SPD-Stadtratsfraktion geht. »Wir wollen den Frauenplatz aus seinem Dornröschenschlaf erwecken«, kündigt Alexander Reissl an. Der Fraktionsvorsitzende fügt hinzu, er bedauere, dass »dieses Kleinod« so vernachlässigt werde und daher auch für Besucher und Einheimische zu wenig attraktiv sei. Es muss natürlich nicht überall so zugehen wie in der Kaufingerstraße, aber an einem so zentralen Platz dürfe ruhig mehr Charme herrschen, so der Lokalpolitiker weiter. Er wundert sich über die momentane Hinterhofatmosphäre: »Der Frauenplatz scheint nicht im Geringsten mit dem ehrwürdigen Frauendom konkurrieren zu wollen.«

Das Potenzial zu einem schönen Platz habe der Frauenplatz auf jeden Fall, dessen ist sich die SPD-Fraktion sicher. Denkbare Verbesserungen wären: Der Fußgängerzonenabschnitt Löwengrube wird bis zur Einmündung der Hartmannstraße verlängert. Alternativ ist aber auch das Umwandeln in einen verkehrsberuhigten Bereich denkbar. »Der Platz soll sich organischer zusammenfügen«, sagt Reissl.

Auch die von der Kaufingerstraße kommende Augustinerstraße soll zukünftig einen gemeinsamen Raum mit dem Frauenplatz bilden. Noch habe der Brunnen eine viel zu trennende Wirkung. Man vermute gar nicht, dass man hinter der Mauer in die Augustinerstraße gelangen kann, berichtet Reissl. Die dort befindliche Treppe ist tatsächlich so versteckt, dass nur Eingeweihte davon wissen können oder solche, die durch Zufall darauf stoßen. Allerdings solle damit auf keinen Fall, so Reissl, der Brunnen an sich kritisiert werden. Die Änderungen sollen vielmehr in Zusammenarbeit mit dem Schöpfer des Brunnens geschehen, mit Bernhard Winkler. Auch über die Beleuchtung solle das »Waisenkind« sich an die zentrale Flaniermeile besser anschließen können, es soll im gleichem Licht erstrahlen wie Kaufinger- und Neuhauserstraße. Der Zeitpunkt für die Umgestaltung scheint optimal. Denn es tut sich ohnehin einiges am Frauenplatz. Derzeit entsteht dort eine neue Münchner Bank und an der Nordseite des Gebäudes eröffnet Mitte 2013 eine neue Gaststätte. Gut 200 Plätze stehen dann für die Gäste auch im Freien zur Verfügung, also in direkter Nachbarschaft zum Frauenplatz.

In Zukunft werden sich also wesentlich mehr Menschen als sonst hier aufhalten. »Und die sollen den Frauenplatz mindestens in genauso guter Erinnerung behalten wie die Frauenkirche selbst«, sagt Reissl. »Tristesse war gestern. Jetzt sind neue Zeiten angebrochen.« Auch anderswo in München warten zig Orte darauf, aufgehübscht zu werden. Im Jahr 1991 erstellte das Baureferat eine Liste mit 400 Orten, bei denen Optimierungsbedarf besteht, bei 177 Plätzen ist der Behandlungsbedarf besonders hoch. 70 davon haben ihre »Schönheitskur« bereits hinter sich, man denke da beispielsweise an den Sankt-Jakobs-Platz oder an den Harras, das jüngste Projekt der vielen Verbesserungsmaßnahmen. Damit auch weiterhin etwas vorangeht, macht sich die Münchner SPD neben dem Frauenplatz für eine gesteigerte Aufenthaltsqualität an weiteren Orten stark, unter anderem am Sankt-Pauls-Platz und am Platz rund um das Siegestor.

Auch der Bauausschuss im Stadtrat tagt in dieser Woche zum Thema »Unser Platz soll schöner werden.« Unter diesem Motto tun sich außerdem die Urbanauten und die Pfarrei Sankt Maximilian im Glockenbachviertel zusammen. Auf ihrer Agenda steht der trostlose Kirchplatz, beziehungsweise das Fleckchen Wiese dort, das einfach so vor sich hinwächst – ohne Anziehungspunkt zu sein. Kein Wunder: Rechts und links tost permanent der Verkehr vorbei. Es braucht also gute Ideen, um diesen Platz attraktiv zu machen. Und die wollen die Urbanauten haben, sie sprechen von Interventionen und Impulsen und von sogenannten »Aktionspaketen«. Konkreter will man momentan noch nicht werden. Fest steht aber: Auch eine Klasse der Kunstakademie unter der Professorin Maria Auböck wird bei dem Projekt mitmischen. Und fest steht auch: Es muss unbedingt etwas passieren. Dass Änderung Not tut, findet auch das Erzbistum. Es hat bereits sein Okay signalisiert. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 16.04.2013
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