„Da schau her!“ - Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt über das Kreuz mit dem Cross

München · Thema der Woche: Trendsportart „Crossboccia“

München · Den letzten großen Kreuzzug hab ich leider verpasst. Damals als Crossgolf in aller Munde, besser: die Golfschläger in aller Hände waren, habe ich mich schlicht nicht getraut.

Zu groß war die Sorge, dass ich einem armen Giesinger Mutterl ihr Hütl wegschieß' und nach der freiwilligen Bekanntschaft mit dem Golfschläger eher unfreiwillig einen Gehstock aus der Edelweißstraße kennenlernen muss. Freilich lag meiner Angst vor dem Golfsport, der kreuz und quer, eben cross gespielt wird, ein großes Missverständnis zugrunde. Man muss es ja nicht zwingend in den engen Giesinger Gassen spielen, ein Englischer Garten tut's durchaus auch. Vergangene Zeiten.

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Jetzt, so heißt's, wird die nächste große Sau durchs Dorf genagelt: Crossboccia. Eine schöne Sache, etwas Neues ist immer gut, für Befreiung bin ich auch immer zu haben. In diesem Fall das Entlassen der Kugeln aus dem Hofgarten, wo bisher mehr oder minder oberg'schaftige Herrschaften Hand anlegten an die Kugel - und man sich ob des strengen Blicks manchmal dachte, ob sie sich selbige nicht besser geben sollten. Also, die Hand selbstverständlich.

Mich plagt derweil ein ganz anderes Problem: Ich habe gar keine Kugeln. Weil aber die Zeit bekanntlich immer schnelllebiger wird, die Tage mit dem Alter immer rascher vergehen, und Trends, so sie denn in München angekommen sind, bereits längst wieder vorbei sind, muss ich mich ranhalten – und gehe zum Gemüsestandl vorne an der U-Bahn, wo jeden Abend ein paar faulige Tomaten oder andere Rundfrüchte abfallen. Da sind wir dann hier im Viertel gleich einen Schritt weiter, denn wir spielen Biocrossboccia mit dem Spezialverwertungsfaktor, weil verkommen haben wir noch nie nichts lassen. Und wenn das Rumkugeln langweilig geworden sein wird, dann wende ich mich wieder dem Traditionssport zu, dem Crossboazln, mit der besonderen Spielart des Crossweißelns, wo ausschließlich Weizenbier in kreuz und quer heimgesuchten Stüberln getrunken wird.

Was übrigens, diese Zeilen schreibend, den Samariter in mir weckt: Ich begründe den Trend des „Crossweißelns“, das nichts mit Bier zu tun hat, sondern mit einem Eimer Farbe und einer Rolle. Damit ziehe ich durchs Viertel, klingle bei wildfremden Leuten und weißle ihre Küche. Einfach so. Aber alles der Reihe nach, das hat noch locker Zeit bis 2014.

Artikel vom 11.04.2013
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