Wird der Kißkaltplatz vielleicht bald verschönert?

Schwabing · »Voll hässliche« Insel

Die zehnjährige Gina und ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Lennert finden den Kißkaltplatz nicht schön, BA-Chef Werner Lederer-Piloty bezeichnet in gar als »Schandfleck allererster Güte«.	Foto: ws

Die zehnjährige Gina und ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Lennert finden den Kißkaltplatz nicht schön, BA-Chef Werner Lederer-Piloty bezeichnet in gar als »Schandfleck allererster Güte«. Foto: ws

Schwabing · Ist der Kißkaltplatz – zwischen dem U-Bahnhof »Giselastraße« und dem Englischen Garten gelegen – schön und zugleich sicher für die Fußgänger? Darüber ist ein heftiger Streit zwischen Bürgern, Lokalpolitikern und der Stadtverwaltung entbrannt.

Als die Fußgängerampel vor ein paar Jahren ihren Geist aufgab, wurde sie abmontiert und von der Stadt zur Verkehrsberuhigung eine Mittelinsel angelegt. Beim Überqueren der überbreiten Straßen können sich die Fußgänger zudem jeweils auf einer kleinen Fläche inmitten der Fahrbahn aufstellen. »Das sieht provisorisch aus und ist nicht sicher«, seufzt eine junge Mutter mit Kinderwagen.

Für die Fußgänger sei die Kreuzung Martius-, Kaulbach- und Thiemestraße alles andere als optimal. Die Stadt müsse die Mittelinsel begrünen und an allen vier Straßenübergängen einen Zebrastreifen anbringen, fordert die junge Frau. Auch Gina ist nicht zufrieden: »Es ist schon gefährlich hier«, sagt die Zehnjährige. »Am besten wäre eine Ampel.« Und die Mittelinsel müsse begrünt werden. Das will auch ihr um zwei Jahre jüngerer Bruder. »Die Insel ist nicht schön«, meint Lennert. Die Stadt solle auf dem Platz Bäume pflanzen. Und sicher sei er auch nicht. Da könne leicht einmal eine alte Frau überfahren werden, sagt der Achtjährige. Den beiden wurde von ihrer Mutter Achtsamkeit auf der Straße beigebracht. »Kinder müssen lernen aufzupassen. Die Stadt ist wie ein Dschungel«, betont die Schwabingerin. Den Kißkaltplatz hält sie für »eine andere Art von Kreuzung«. Die Mittelinsel sei »voll hässlich« und müsse begrünt werden. Im Sommer wünscht sich die Bürgerin außerdem einen »kleinen Eisstand« auf dem Platz.

Ein direkter Anwohner aus der Thiemestraße sieht die Situation anders. »Ich finde es viel besser als vorher«, sagt der Mann. Die Ampel sei völlig überflüssig gewesen. Als sie weg kam, hätten die Autofahrer zwar zunächst immer wieder die Verkehrsschilder auf der Mittelinsel im Kreisverkehr angefahren. Doch das sei nun vorbei, »die Leute haben sich an die Verkehrssituation gewöhnt«. Für eine Seniorin ist es der »einzige Pluspunkt, dass es weniger Unfälle gegeben hat«. Die Schwabinger können sich also anscheinend mit dem Platz nicht so richtig anfreunden.

Tagtäglich eilen viele Passanten auf ihrem Weg von und zur Leopoldstraße über den Kißkaltplatz. Zudem ist er auch Schulweg für viele Kinder zur Grundschule an der Haimhauserstraße. Es gebe immer wieder Beschwerden von besorgten Eltern über die Schulwegsicherheit auf dem Platz, berichtet der Vorsitzende des Bezirkssausschusses Schwabing-Freimann (BA 12), Werner Lederer-Piloty (SPD). Bereits vor zwei Jahren hat der BA 12 die Stadt aufgefordert, die übergroße Kreuzung umzugestalten. Es müsse eine »verkehrlich sinnvolle Lösung« geben, die den Platz zudem verschönere. Derzeit sei die Situation gestalterisch unbefriedigend. Die Asphaltfläche sei viel zu groß, außerdem würden die Verkehrsschilder auf der Mittelinsel immer wieder umgefahren.

Die Lokalpolitiker möchten erreichen, dass die Stadt die Mittelinsel verkleinert, die Verkehrsschilder entfernt, die überbreiten Straßeneinmündungen verkleinert und Bäume auf dem Platz pflanzt. Dazu ließ der Bezirksausschuss von dem Verkehrs- und Landschaftsplaner Andreas Hautum Planungskonzepte erarbeiten. »Es gab verschiedene tolle Vorschläge«, so Lederer-Piloty. Der vom Bezirksausschuss vorgeschlagene »Mini-Kreisverkehr« an dieser wichtigen Schwabinger Kreuzung sei in den Umlandgemeinden Münchens schon dutzende Male gebaut worden – »und er funktioniert«.

Vertreter von Bau- und Kreisverwaltungsreferat der Stadt hätten bei einem Ortstermin bereits 2011 versprochen, die Verkehrszeichen zu entfernen, den Mittelkreis zu verkleinern und die Gehsteige an den Straßeneinmündungen mit Kunststoffbalken provisorisch zu verbreitern. Das sei ja nur die Arbeit von einem Tag. Doch »es ist bis heute nichts passiert. Es ist ein Trauerspiel«, ärgert sich Lederer-Piloty. Der Platz sei immer noch »ein Schandfleck allererster Güte«. Die Schwabinger Seiten haben beim städtischen Baureferat um eine aktuelle Stellungnahme zum Thema gebeten. Bei Redaktionsschluss lag jedoch noch keine Antwort der Behörde vor. Wally Schmidt

Artikel vom 09.04.2013
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