Noch viel zu tun im Truderinger »Haus für Kinder«

Trudering · Lange Mängelliste

Kampf gegen schlechtes Essen und bauliche Mängel: Michaela Michaelsen mit Sohn Lion (l.) und die Vorsitzende des Elternbeirats Anne Pächthold.	Foto: Privat

Kampf gegen schlechtes Essen und bauliche Mängel: Michaela Michaelsen mit Sohn Lion (l.) und die Vorsitzende des Elternbeirats Anne Pächthold. Foto: Privat

Trudering · Die einen nennen es eine 7 Millionen Euro teure Fehlplanung, die anderen sprechen von normalen Startschwierigkeiten bei einem so großen Haus.

Das Haus für Kinder mit Krippe, Kindergarten und Hort erbost manche Eltern, beschäftigt den Elternbeirat und die Verantwortlichen der Stadt. Viel zu klein sei die Küche und deutlich zu wenige Waschräume mit jeweils nur drei Toiletten und vier Waschbecken für die über 100 Kinder seien vorhanden, so die Beschwerden der Eltern.

»Das Haus für Kinder ist momentan die größte Betreuungseinrichtung der Stadt München«, erklärt Monika Niedermayer, die bei der Stadt München für den Bereich Kindertagesstätten zuständig ist. »Weil wir in der Feldbergstraße sowohl ausreichend Platz als auch einen großen Bedarf hatten, konnten wir gleich eine Einrichtung für insgesamt 223 Kinder bauen.« Seit Herbst 2011 ist das Haus in Betrieb und mittlerweile komplett mit 48 Krippenkindern, 75 Kindergartenkindern und 100 Hortplätzen belegt. Beim Bau sei nicht gespart worden. »Die Anzahl und Ausstattung der Sanitäranlagen und die Größe der Küche mit 73 Quadratmetern entsprechen den normalen Regeln und Vorgaben. »Wir sind stolz auf diese Standards und möchten sie auch halten, dazu gehört auch eine frische Küche für die Krippenkinder«, sagt Niedermayer. Und sie räumt auch Mängel und Startschwierigkeiten ein. In einem so großen Haus sind die Wege länger und die Abläufe anders. Deswegen kann es sein, dass die Toiletten nicht richtig genutzt werden können und es Engpässe gibt. »Wir sind schon informiert und das Immobilienmanagement macht demnächst einen Termin vor Ort, um zu sehen, wo wir noch nachbessern müssen.«

Besonders unerträglich findet Michaela Michaelsen, Mutter eines einjährigen Jungen, das Essen, vor dem man die Krippenkinder schützen müsse. »Stark gewürzt, versalzen und mit Gewürzverstärkern versehen sind die fertig portionierten Menüs eines Caterers. Unser Sohn verträgt das Essen sehr schwer. Es ist auch aus Sicht des Kinderarztes ungeeignet.« Denn die Kleinsten bekämen die gleiche Kost wie die Hort- und Kindergartenkinder.

Dem widerspricht Monika Niedermayer: »Es wird ein eigenes Angebot für Kinder unter drei Jahren geliefert, das beispielsweise Kartoffelstampf und keine gewürzten Panaden beinhaltet.« Allerdings ist besonders für Krippenkinder eine frische Küche besonders sinnvoll, nicht zuletzt, weil die Cateringangebote besonders für die Kleinsten eher mäßig oder nicht genau abgestimmt sind. Im neuen Haus soll bald deshalb extra für die Krippenkinder täglich gekocht werden. »Genau dafür ist die Küche ausgelegt. Es gab nur bisher leider Krankheitsausfälle bei den Mitarbeitern der Hauswirtschaft und auch noch Lücken in der Ausstattung. Bisher fehlen noch die Töpfe«, erklärt die Pressesprecherin. »Derzeit ist die Ausstattung mit Küchenutensilien in dieser Kindertageseinrichtung aufgrund der Neueröffnung noch nicht vollständig komplettiert, um das Versorgungskonzept zuverlässig in die Praxis umzusetzen. Es fehlen noch Gerätschaften, die für eine verstärkte Eigenzubereitung notwendig sind. Diese sind bereits bestellt«, teilt das Büro der Zweiten Bürgermeisterin Christine Strobl schriftlich auf die Beschwerdebriefe der Eltern mit und weist auch auf den »bedauerlichen Personalmangel im hauswirtschaftlichen Bereich« hin. Ein genauer Termin wird nicht genannt, aber bald – spätestens zum nächsten Schuljahr – soll die hauseigene Küche starten. Die Umstellung auf ein anderes, spezielles Bio-Kost-Catering, wie es die Eltern fordern, ist dann hoffentlich nicht mehr erforderlich.

Am 18. März gab es nun eine Zusammenkunft in der Krippe mit dem Elternbeirat der Krippe und den Vertretern der Stadt. Die aktuelle Situation ist, dass die Hauswirtschaftsleitung wieder krank ist und das angelernte Personal nun von einem Koch für vier Wochen unterstützt wird, der aus einer anderen Krippe »ausgeliehen« wurde. Schon nach einer Woche trat eine merkliche Verbesserung ein. Es wird mehr frisch gekocht, in der Krippe gibt es weniger Süßspeisen, die Komponenten sind durchgegart, weniger gewürzt und auch geschmacklich viel besser, betont der Elternbeirat. Leider wisse noch niemand, wie es nach den vier Wochen weitergehe, so die Eltern weiter. Die Stelle eines Kochs ist noch nicht genehmigt und geeignetes Personal noch nicht gefunden.

Toilettenmangel und kein Platz zum Zähneputzen

Wie sich genau die Engpässen bei den Toiletten und Waschbecken lösen lassen, soll das Immobilienmanagement vor Ort klären. Bisher schaffen es viele Buben und Mädchen nicht rechtzeitig auf die Toilette, obwohl sie eigentlich schon sauber sind. »Drei Toiletten für 50 Kindergarten- und 24 Krippenkinder in einer Etage sind schon sehr bedenklich geplant«, so der Elternbeirat. Psychologisch sei das für die Kinder, die stolz darauf sind, sauber zu sein, sehr tragisch. Mangelhaft sei auch die Zahl und Ausstattung der Waschbecken. Es gebe keinen Platz für Zahnputzbecher und -bürsten. Das Zähneputzen für die Krippenkinder entfällt deshalb, obwohl Zahnpflege ab den ersten Milchzähnen selbstverständlich sein sollte und deshalb in Krippen zum täglichen Standardprogramm gehört. Michaela Michaelsen mutmaßt, dass die Stadt wegen des neuen Rechtsanspruches auf Betreuungsplätze für Kleinkinder vor einem gewaltigen Kostenproblem steht und bewusst Eltern, die es sich leisten können, in private Krippen treibe. Auch sie stehe kurz vor der Entscheidung in eine andere Einrichtung zu wechseln. Und das, obwohl es sich im Haus für Kinder nur um bauliche Mängel drehe. Leitung und Betreuerinnen seien sehr engagiert, liebevoll und geduldig. »Wir freuen uns zwar über die Gespräche und eine erste Unterstützung der Stadt, sind aber insgesamt erst zufrieden, wenn wirklich alles so umgesetzt wird, wie versprochen«, erklärt der Elternbeirat. bus

Artikel vom 02.04.2013
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...