Im Café Netzwerk werden Jugendliche zu Filmschaffenden

Zentrum · Klappe und Action

Das Team des Café Netzwerk und Jugendliche mitten in den Dreharbeiten für den »Harlem Shake«.	Foto: scy

Das Team des Café Netzwerk und Jugendliche mitten in den Dreharbeiten für den »Harlem Shake«. Foto: scy

Zentrum · Zwei Mädchen greifen nach einem rot-weißen Absperrband und schlingen es kichernd um ihre Körper.

Ein Junge zieht einen knalligen Helm auf, ein anderer kommt im Astronauten-Look daher und wieder ein anderer ist so zurechtgemacht, als würde er gleich eine Bank überfallen wollen. »Möglichst schräg« wollen die zwölf Jugendlichen aussehen, die heute, es ist Samstagnachmittag, zum Videoworkshop des Café Netzwerk in der Maxvorstadt gekommen sind.

Ein paar Minuten später stehen alle auf ihren Positionen, bereit für den legendären »Harlem Shake«. Es soll ihr erster gemeinsamer Video-Clip werden. »Und Action«, ruft Valerie. Musik dröhnt über die Lautsprecher, die Kamera läuft. »Unser Ziel ist, dass die Jugendlichen heute mit viel Spaß rausgehen und es gar nicht erwarten können, wieder hier zu sein«, sagt Sabrina Braitmayer, Sozialpädagogin und Leiterin des Projekts. Wer in die strahlenden Gesichter der elf- bis 15-jährigen Mädchen und Jungen blickt, dem ist klar: Ziel erreicht. »Wir hatten einen richtig schönen Nachmittag«, schwärmt Valerie, die heute für die Filmklappe verantwortlich war. Auch Bruno und sein Kumpel Sky sind begeistert. »Wir wollen die Filmerei später zum Beruf machen«, sagen sie. Erste Aufnahmen, die sie gedreht haben, haben sie bereits auf Youtube gestellt. »Wir sind hierher gekommen, um dazuzulernen, besonders die Technik interessiert uns«, erzählen die Jungs. So geht es auch den anderen, die meisten haben schon erste Erfahrungen gemacht und wollen ihr Know-how verbessern. Auf eine Pinnwand haben sie farbige Zettel mit Wünschen und Erwartungen geklebt: »Lernen, wie man ein Video schneidet«, »Verwendung von Musik«, »Mehr Erfahrung mit Film und Kamera«, »Verschiedene Arten, einen Film zu sehen und zu analysieren«, »Ein Horrorfilm müsste gedreht werden« und Ähnliches.

Das Team des Café Netzwerk stellt nicht nur professionelles Equipment, sondern hat ein Programm ausgearbeitet, das garantiert alle Nachwuchs-Filmer begeistert. Unter anderem vermittelt werden Kameratechnik, Dramaturgie, Schnitt und Vertonung. Doch weil alle Theorie dann doch grau ist, dürfen und sollen die Teenager das Gelernte gleich selbst anwenden. »Bei uns werden die Jugendlichen zu Schauspielern, Drehbuchautorinnen, Regisseuren oder Kamerafrauen«, so Projektmitarbeiter Markus Tomaszewski. Alle zwei Wochen können sie samstags von 14 bis 18 Uhr ihre eigenen Filme und Clips produzieren. Das nächste Treffen ist am 5. April. Wer zwischen elf und 17 Jahre alt ist und dabei sein will, kommt einfach vorbei, ohne Anmeldung, die Teilnahme ist kostenlos. Das Café Netzwerk ist an der Luisenstraße 11 zu finden, Eingang Ecke Karlstraße.

Im Laufe der Treffen soll Schritt für Schritt ein gemeinsames größeres Projekt in Angriff genommen werden. »Ob Werbespot oder Krimi, ob Comedy oder Spielfilm, die Jugendlichen entscheiden, in welche Richtung es geht«, erklärt Braitmayer. »Hauptsache, sie werden selbst aktiv und kreativ.« Der Videoworkshop sei einer der Bausteine, mit denen das Team die Jugendlichen aus der Passivität herausholen wolle, es gehe darum, die Konsumentenrolle abzulegen. »Medien lassen sich ganz anders nutzen, es gibt viel mehr als vor dem Bildschirm nur stupide herumzuhängen, das wollen wir vermitteln«, so die Sozialpädagogin. »Viele haben sich so an ihre passive Rolle gewöhnt, dass es einen Anschubser braucht. Aber dann läuft es.« Ein Blick zu den Jugendlichen: Lachend und fachsimpelnd beäugen sie ihre eigene Videoaufnahme. Keine Frage, der Anschubser hat bereits seine Wirkung getan. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 02.04.2013
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