Taschen: Für Männer ein Mysterium, für Frauen wichtiges Alltagsutensil

München · Das Zepter einer Frau

Lacroix-Handtasche aus der Sammlung von Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Foto: Bayerisches Nationalmuseum München

Lacroix-Handtasche aus der Sammlung von Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Foto: Bayerisches Nationalmuseum München

München · Frau steht vor der Haustür und kramt ewig in der Handtasche herum. Unter Puderdöschen, Lippenstiften, Notizbuch und Sonnenbrille versteckt, zieht sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich den Schlüssel heraus.

Frauen kennen das Problem. Egal wie groß oder klein die Handtasche auch sein mag, frau findet nie sofort das, was sie sucht. Laut der internationalen Studie „Bag Stories“ verbringen Frauen 76 Tage ihres ganzen Lebens damit, in der Tasche zu kramen.

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Männer können es sich nicht erklären, wieso Frauen so vernarrt sind in Taschen. Da hilft vielleicht ein Besuch im Bayerischen Nationalmuseum in der Prinzregentenstraße 3. Ab Donnerstag, 11. April, ist dort die Ausstellung „Taschen – eine europäische Kulturgeschichte vom 16. bis 21. Jahrhundert“ zu sehen. Von Pompadours, Jagdtaschen und Reisegepäck bis hin zu aktuellen Damenhandtaschen und der Kelly-Bag reicht das Spektrum. 250 von den 300 Ausstellungsstücken sind historische Exemplare von teilweise prominenten Nutzern wie Kurfürst Maximilian oder König Ludwig I. und werden ergänzt durch ausgewählte Stücke, die den Zeitgeschmack von den wilden 1920er-Jahren bis heute widerspiegeln. Etwa 50 Taschen sind Leihgaben von berühmten Taschenherstellern oder Taschensammlerinnen, darunter Stücke von Marlene Dietrich oder Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Außer den Taschen gibt es auch Gemälde, Skulpturen und grafische Blätter, die den kulturgeschichtlichen Zusammenhang von Funktion und Trageweise vermitteln.

Die Frau von heute hat natürlich nicht nur eine einzige Tasche, sondern für jeden Anlass und für jedes Outfit eine andere: Eine Shopper-Bag zum Einkaufen, eine Clutch zum Ausgehen, eine Messenger-Bag für die Arbeit, eine türkisblaue Henkeltasche für die dazu passenden Schuhe und so weiter. Wie gern Frauen Geld für Handtaschen ausgeben, zeigen die aktuellen Zahlen des Bundesverbandes des deutschen Lederwareneinzelhandels e.V. (BLE): Nach Gepäck mit 30 Prozent machen die Damenhandtaschen mit 25 Prozent den meisten Umsatz aus. „Farbe ist gefragt“, so der BLE vor Kurzem. „noch wichtiger aber ist es dem Kunden die richtigen, angesagten Trendmarken präsentieren zu können.“

Aber auch der Inhalt gibt viel preis. Elena (19) und Violeta (21) aus Moosach ließen uns in ihre Handtaschen blicken. Violetas Handtasche war gut gefüllt: mit Haargummis, Schminke, Kopfhörern, Terminkalender, einer Konzertkarte für Beyoncé, Stiften, einer Haarbürste, Nagellacken, einer Packung Tütensuppe und ihrem Geldbeutel. Unter den vielen Sachen holt sie eine kleine Pfefferspraydose heraus: „Die begleitet mich jeden Abend auf dem Nachhauseweg“, erklärt sie. Elena dagegen hat ihren Inhalt auf ein Minimum reduziert. Was aber nie fehlen darf, ist ihr Smartphone. „Mein Handy brauch ich immer, damit ich meinem Freund schreiben kann, da ich ihn selten sehe. Außerdem stehen Termine für die Arbeit drin – und U-Bahn fahren ohne Musik ist undenkbar.“

Der französische Soziologe und Autor des Buches „Privatsache Handtasche“, Jean-Claude Kaufmann, unterscheidet die Gegenstände, die eine Frau mit sich rumschleppt, in drei Hauptkategorien. Zur ersten Kategorie gehören die unentbehrlichen Dinge, wie Handy, Schlüssel, Make- up und Medikamente. Dann gibt es Dinge für die nahestehenden Personen wie Kind und Mann. Die dritte Kategorie sind laut Kaufmann die „falls“-Dinge. Ein Schal, falls es windig wird, Wechselschuhe, falls die Füße nach einiger Zeit anfangen zu schmerzen, oder ein Wechseloutfit, falls man sich nach der Arbeit noch mit Freunden auf einen Drink trifft.

Grundsätzlich gilt aber: In die Tasche einer Frau zu blicken ist etwas Verbotenes. Männer wissen es und auch Kinder haben großen Respekt vor der Handtasche ihrer Mutter. Jette Joop, Tochter von Designer Wolfgang Joop, hat einmal gesagt: „Die Handtasche ist das Zepter einer Frau. Und eine Königin gibt ihr Zepter niemals aus der Hand.“ Von Linh Pham

Artikel vom 28.03.2013
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