Oberföhring feiert 100 Jahre Eingemeindung nach München

Oberföhring · Rauschendes Fest

Obwohl deutlich älter als München selbst, hat sich Oberföhring bis heute den dörflichen Charakter vergangener Tage erhalten.	Repro: NordOstKulturverein

Obwohl deutlich älter als München selbst, hat sich Oberföhring bis heute den dörflichen Charakter vergangener Tage erhalten. Repro: NordOstKulturverein

Oberföhring · Heuer wird der 100. Jahrestag der Eingemeindung des Bogenhauser Stadtteils Oberföhring nach München gefeiert: Am 1. Juli anno 1913 wurde der damals 1.000 Einwohner und 215 Häuser zählende Ort von der »Königlichen Haupt- und Residenzstadt« vereinnahmt.

Den Vorgang kommentierte seinerzeit der Oberföhringer Bürgermeister Fritz Meyer ironisch: »Wir bringen nicht nur eine Mitgift von 144.000 Mark Schulden mit, wir sind auch viel älter als ihr, nämlich um 400 Jahre.« Zum Jubiläum gibt’s ein vom Bezirksausschuss organisiertes Fest am Wochenende 6./7. Juli im Bürgerpark Oberföhring und im August die Ausstellung »Einverleibt!« vom NordOstKulturverein. Unter Federführung von Lokalpolitikerin Karin Vetterle hat sich das Organisationskomitee mit Eva Schneider, Xaver Finkenzeller und Berndt Hirsch einiges einfallen lassen und mit der finanziellen Unterstützung von rund 8.500 Euro durch das Kommunalparlament auch auf die Beine gestellt. Am Samstag, 6. Juli, 10 Uhr steht ein Gottesdienst zum Auftakt auf dem Programm. Ab 11 Uhr wirbeln die Djembe-Trommler, gegen 12 Uhr musiziert die Daglfinger Blaskapelle, von 14.00 bis 15.30 Uhr treten Musiker und Sänger der Wastl-Fanderl-Schule auf. Danach gibt’s Livemusik mit dem Gewinner vom Jugendband-Contest 2012 bei den Kulturtagen und ab 17 Uhr treten die »Emotion Kids« der Stiftung Pfennigparade an – ein sportlicher Auftritt von Behinderten und Nichtbehinderten. Mit den »Queens oft Hearts« geht’s ab 18 Uhr beschwingt in die Nacht, ehe Fanfarenbläser das Mitternachtsfeuer ankündigen.

Auftakt am Sonntag, 7. Juli, 11 bis 14 Uhr, ist ein Frühschoppen samt Weißwurstfrühstück und Livemusik einer Swing & Dance-Combo. Beim Seniorennachmittag ab 14.30 Uhr gibts Kaffee und Kuchen, dabei können die Künste von Schuhplattlern und Squaredancern bewundert werden. Nach einem anschließeden Bandauftritt heißt’s »Laufsteg frei« – 100 Jahre Mode und Frisuren werden präsentiert. Von 18.00 bis 21.30 Uhr langen die »Queens oft Hearts« wieder in die Tasten, um 19 Uhr tritt in der Watzmannbühne Liedermacher Ralph Schicha auf, ab 20.30 Uhr gastiert dort Kabarettist Klaus Karl Kraus.

Die NordOst-Kulturverein-Ausstellung »Einverleibt!« wird am Sonntag, 3. August, im Saal der Pfarrei Sankt Lorenz an der Muspillistraße eröffnet und läuft bis Sonntag, 18. August. Dazu gibt’s dann auch Vorträge und Führungen.

In einer Urkunde, datiert vom 3. Juli 750, taucht der Name »Feringas« mit späterer Ableitung Föhring erstmals auf: Herzog Tassilo hatte damals dem Bischof von Freising Flächen geschenkt. die Grundstücke, die zum Ort gehörten, waren 1913 denn auch ausschlaggebend für die Eingemeindung.

Das Oberföhringer Gemeindegebiet reichte nämlich weit in den heutigen Herzogpark – großflächiger, begehrter Baugrund reicher Münchner für repräsentative Villen. Ende der Fünfziger- jahre setzte dann eine rasante städtebauliche Entwicklung ein. Diese hält bis heute an, wie beispielsweise der Abriss vom mehr als 100 Jahre alten »Wirtshaus im Grün Tal« samt seinem Traditionsbiergarten dokumentiert, wo derzeit Luxuswohnungen hochgezogen werden. Trotz allem hat Oberföhring seinen Dorfcharakter und seine ländliche Idylle bis dato bewahrt – sichtbare Zeichen sind unter vielen die Pfarrei St. Lorenz, das Bernheimer Schlösschen, der Maibaum, das jetzige Kinderhaus an der Spervogelstraße, ein Jagdanwesen von König Ludwig I. aus dem Jahr 1860, und mehrere denkmalgeschützte Gebäude.

Die Geschichte Oberföhrings hat viele Meilensteine. Zum Beispiel die Salzstraße zur Zeit der Römer – Bezeichnungen wie Salzsenderweg oder An der Salzbrücke erinnern heute daran. Ab 1818 bildet Oberföhring zusammen mit dem Ortsteil St. Emmeram eine eigenständige politische Gemeinde. Oder die »Blütezeit« dank der 17 Ziegeleien gegen Ende des 19. Jahrhunderts, was klarmacht: »Ohne an Lehm daat’s München net geb’n!« Und schließlich der Bürgerpark an der Oberföhringer Straße 156. In den Baracken waren früher das Luftwaffenlazarett und das Städtische Krankenhaus untergebracht. Mit Eröffnung des Klinikums Bogenhausen 1984 sind sie Heimat der Vereinsgemeinschaft 29 – und in drei Monaten Mittelpunkt für das Fest »100 Jahre Münchner Stadtteil«. hgb

Artikel vom 19.03.2013
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