TSV Vaterstetten: für ein friedliches Miteinander der Fans

Vaterstetten · Weiß-blau und: fair!

Die Jugendmannschaften des TSV Vaterstetten, hier die weibliche D-Jugend mit Trainer Adrian Elsesser und Abteilungsleiterin Carola Neckar (r.) wünschen sich ein faires Publikum. 	Foto: Sybille Föll

Die Jugendmannschaften des TSV Vaterstetten, hier die weibliche D-Jugend mit Trainer Adrian Elsesser und Abteilungsleiterin Carola Neckar (r.) wünschen sich ein faires Publikum. Foto: Sybille Föll

Vaterstetten · Auch der TSV Vaterstetten beteiligt sich an der Kampagne »Fair Play am Spielfeldrand«, die Anfang des Jahres der Bayerische Handballverband (BHV) in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Fußballverband startete:…

… Bei den letzten beiden Heimspieltagen der TSV-Handballer prangten große Banner mit dem Logo der Kam­pagne an der Hallenwand und an die Zuschauer wurden Informationsflyer verteilt. In ihnen finden sich die Regeln, wie sich Eltern, Großeltern und Fans verhalten sollten: keine überzogene Kritik äußern, keine »Tor- oder Siegprämien« für den Zögling aussetzen, dem Trainer nicht ins Handwerk pfuschen, fair zu den Schiedsrichtern sein. »Vielleicht wollen dann auch wieder mehr Sportler eine Schiedsrichterausbildung machen«, hofft Carola Neckar, Leiterin der Abteilung Handball beim TSV Vaterstetten. Elf müsste der Verein stellen, nur vier stehen derzeit zur Verfügung. »Es will sich keiner mehr dem Stress aussetzen«, so Neckar. Dabei geht es in Vaterstetten in der Regel friedlich zu, die Kampagne dient hier eher als Prävention.

Am vergangenen Sonntag lieferten E-Jugend bis Senioren den Zuschauern daheim mal spannende, mal weniger spannende Spiele. »Wir singen weiß, wir singen blau, wir singen weiß-blau TSV«, feuerten die Mädels der D-Jugend ihr Team an, von der Zuschauertribüne kamen vereinzelte Rufe. Alles in allem herrschte also eine friedliche, lockere Stimmung. »Nur bei Derbys kocht die Stimmung schon mal hoch«, sagt Neckar. Allerdings spiele sich vieles auch erst hinter den Kulissen ab. »Dann kommen manche Eltern zum Trainer und meckern, weil ihr Sohn oder die Tochter ihrer Meinung nach nicht oft genug zum Einsatz gekommen sind.« In den vergangenen Jahren hätten auch böse Kommentare im Internet zugenommen. »Da kann man leicht hinterhertreten«, so Neckar. So würden Gegner etwa schreiben, sie hätten nur verloren, weil der Schiedsrichter unfähig gewesen wäre. Glücklicherweise sei das beim TSV Vaterstetten noch nicht vorgekommen.

Laut der Abteilungsleiterin gibt es aber schon einige ehrgeizige Eltern, die die Kinder »triezen« würden. »Deshalb finden wir die Kampagne gut, sie setzt mal ein Zeichen für diese Mütter und Väter«, sagen Josefine, 11, und Carolin, 12, von der D-Jugend. Ihre Eltern seien zum Glück nicht so, »die sehen das locker«.

Eine der Spielermütter sagt, dass sie oft gar nicht wisse, wie das Spiel ausgegangen ist. Für sie ist wichtig, ob es ein gutes Spiel war. »Und nicht, wer gewonnen hat.« Sein Vater hätte ihn immer angeschrien, erzählt einer der TSV-Gäste. »Das hat mir den Spaß verdorben.« ­Deshalb sei er heute bei ­seiner eigenen Tochter still. »Mädchen müssen aber ­angefeuert werden, sonst schlafen sie ein«, entgegnet ein anderer Vater. Jungs bräuchten das nicht, die seien von Natur aus kämpferischer. Aber natürlich käme es auf die Art an, wie man anfeuert, räumt er ein.

Der Bayerische Handballverband (BHV) wünscht sich Unterstützung für den Nachwuchs. Denn nur wer Spaß am Handballspielen hat, bleibt dabei. Das ist eines der Ziele der BHV-Kampagne: Mit dem Slogan »Handball – attraktiv, erfolgreich, teamorientiert« versucht der Verband, Nachwuchsspieler, Betreuer und Schiedsrichter zu gewinnen. Auch der TSV Vaterstetten möchte das. Daher wird der Appell zu mehr Fair Play am Spielfeldrand auch in der neuen Saison ab September an die Handball-Zuschauer gerichtet. Für Fairness auf dem Spielfeld setzen sich schon seit längerer Zeit verschiedene Sportverbände und Institutionen ein. Doch was am Rand geschieht, ist mindestens genauso haarsträubend wie Fouls, sogar schon bei Spielen des Nachwuchses. Schiedsrichter und Gegner werden angefeindet und ausgebuht, Kinder von ehrgeizigen Eltern beschimpft, wenn sie nicht die erwünschte Leistung erbracht haben. »Bei jungen Sportlern soll aber nicht der Sieg, sondern die Freude am Erlernen der Sportart im Vordergrund stehen«, betont Brunhilde Bieswanger, Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung beim Bayerischen Handballverband (BHV). Daher startete der BHV in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Fußballverband Anfang des Jahres die Kampagne »Fair Play am Spielfeldrand«, an der sich immer mehr Vereine beteiligen – so auch der TSV Vaterstetten. Sybille Föll

Artikel vom 19.03.2013
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