„FameLab": Münchner gewinnt bei Vorentscheid für Süddeutschland

München · Magischer Auftritt in drei Minuten

„Da bleibt mehr Wissen hängen“: Berend Feddersen greift nicht nur beim „FameLab“ (hier 2012 in München) gern zu Hilfsmitteln wie Jonglierbälle, um komplexe Themen zu vermitteln. Foto: Helmholtz Zentrum

„Da bleibt mehr Wissen hängen“: Berend Feddersen greift nicht nur beim „FameLab“ (hier 2012 in München) gern zu Hilfsmitteln wie Jonglierbälle, um komplexe Themen zu vermitteln. Foto: Helmholtz Zentrum

München · Es ist wie bei einem Sugo, einer echten italienischen Tomatensoße, die durch stundenlanges Dahinschmurgeln erst so richtig gut wird, erklärt Berend Feddersen seine Herangehensweise an den weltweiten und ungewöhnlichen Wissenschaftswettbewerb „FameLab“.

Der Münchner Neurologe und Palliativmediziner war am 15. März beim „FameLab“-Wettbewerb in Karlsruhe angetreten, nachdem die Veranstaltung in München kurzfristig abgesagt werden musste. Mit seinem „magischen“ Auftritt (Feddersen erklärte Gehirnfunktionen mithilfe eines Zaubertuchs) überzeugte der 39-Jährige nun die Fach- und Publikumsjury restlos und erreichte so den ersten Platz und Publikumspreis bei dem Vorentscheid für Süddeutschland. Bei dem internationalen Wettbewerb präsentieren Nachwuchswissenschaftler auf witzige und unterhaltsame Weise ihre Forschungsthemen – und zwar in nur drei Minuten. Gewinner Feddersen bekommt nun, neben 300 Euro Preisgeld, das von ihm erhoffte intensive Präsentations- und Medientraining am 13. und 14. April in Berlin. Frisch gecoacht nimmt er dann am 4. Mai am nationalen Finale in Bielefeld teil. Dort qualifizieren sich die Teilnehmer für die Reise zum großen internationalen Finale beim Cheltenham Science Festival vom 4. bis 9. Juni in England. Nur drei Minuten hatte der Doktor der Neurologie und aktuell Oberarzt und Leiter des Ambulanten Palliative Care Teams der Universität München in der Schillerstraße Zeit, um sein selbstgewähltes Vortragsthema über die bildliche Darstellung von Gehirnfunktionen rüberzubringen, „Das ist wahnsinnig schwierig, aber auch wahnsinnig gut, weil man sich wirklich aufs Wesentliche konzentrieren und den Kern der Sache darstellen muss“, erklärt er, der bereits 2012 beim Münchner „FameLab“ mitgemacht und den Publikumspreis gewonnen hat. Die Zuschauer erwartet bei diesen so genannten „Science Slams“ keine trockenen, langweiligen Vorlesungen. Im Gegenteil: Spritzig, witzig, überraschend in der Präsentation und doch fundiert wollen junge Wissenschaftler ihre Forschung erklären – und zwar so, dass es jeder versteht. Ob als Gedicht über die wundersame Stabheuschrecke oder der Zusammenhang zwischen Aerosole und „Germanys next Topmodel“ („Die Fetten fliegen raus“), die „FameLab“-Teilnehmern vergangener Jahre in anderen Bundesländern zum Sieg verhalfen. Erlaubt an Hilfsmitteln ist dabei lediglich, was am Körper getragen werden kann. Bei Feddersen waren es vergangenes Jahr Jonglierbälle, um neurologische Erkrankungen darzustellen. Sein Faible für Jonglieren und Zauberkunst und seine Wissenschaft kann der 39-Jährige beim „FameLab“ wunderbar unter einen Hut bringen.

Feddersen, der seit Januar in seiner Freizeit an dem Vortrag feilt („Kürzen, kürzen, kürzen“ ist das Motto), reizt die Herausforderung: „Ich suche mir lieber ein schwieriges Thema, um es möglichst einfach und verständlich darzustellen“. Denn es gehe nicht darum, möglichst lustig zu sein, um die Gunst des Publikums und der Fachjury zu gewinnen. Sondern dass die Zuschauer ein komplexes Thema wirklich verstehen. „Dann hat man als Zuhörer das Gefühl, man hat viel gelernt, und freut sich darüber“, sagt der Arzt.

„Science Slam“ am 26. April im Vereinsheim

2010 hat er das erste Mal bei so einem „Science Slam“ mitgemacht, der als „Trend“ im Herbst 2012 auch München erobert hat mit einigen Veranstaltungen, darunter in der Schwabinger Kneipe „Vereinsheim“, organisiert von der Münchner Studentengruppe „Zehn Hoch Eins“. Auch 2013 veranstalten die wieder „Science Slams“: der nächste findet am 26. April statt, anmelden kann man sich bei Magdalena Brunner, Tel. 01 70/1 23 99 06 oder E-Mail zehnhocheins@googlemail.com. „Mich freut es, damit ein breites Publikum zu erreichen“, erklärt Feddersen den Reiz am „Science Slam“, „und vor allem macht es mir selbst viel Spaß“. Auf die große Bühne wie etwa Wissenschaftskabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen will Feddersen aber nicht, sondern der Neurologe setzt auch bei seinen „ernsthaften“ Vorträge vor seinen Studenten gern auf den Aha-Effekt: „Wissen bleibt damit einfach besser hängen.“ Von Michaela Schmid

Artikel vom 11.03.2013
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