Der Kampf um das Bürgermeisteramt geht weiter: Stichwahl am 17. März

Unterschleißheim · »Tatort« Unterschleißheim

Brigitte Weinzierl mit ihren Kindern Cora und Quirin am Wahlabend. Auf dem Foto rechts: Christoph Böck, seine Frau Petra und Parteifreunde warteten gespannt auf das Ergebnis. Fotos: ws

Brigitte Weinzierl mit ihren Kindern Cora und Quirin am Wahlabend. Auf dem Foto rechts: Christoph Böck, seine Frau Petra und Parteifreunde warteten gespannt auf das Ergebnis. Fotos: ws

Unterschleißheim · Spannung bis zur letzten Sekunde: Sonntagabend im Rathaus von Unterschleißheim, nach der Wahl des Ersten Bürgermeisters: Christoph Böck (SPD) fehlten am Ende nur ein paar Stimmen zur absoluten Mehrheit, dabei sah er anfangs wie der sichere Sieger aus.

Am Sonntag, 17. März, kommt es zur Stichwahl gegen Brigitte Weinzierl (CSU).
Böck gewann 5559 Stimmen und 49,88 Prozent, Weinzierl schaffte 3808 Stimmen und 34,17 Prozent, Martin Reichart (Freie Bürgerschaft) erreichte 1104 Stimmen und 9,91 Prozent, Jürgen Radtke (Grüne) kam auf 674 Stimmen und 6,05 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 54,99 Prozent. Wahlberechtigt waren 20.351 Bürger. Abgegeben wurden 11.145 gültige Stimmen sowie 46 ungültige.

Der »Tatort Unterschleißheim« begann um 18.15 Uhr. Im großen Sitzungssaal des Rathauses wurden auf eine Wand die Ergebnisse der 28 Stimmbezirke projiziert. Das erste Ergebnis gab es schon kurz nach 18.15 Uhr. Auf Weinzierl entfielen 201 Stimmen, auf Böck 357, er hatte locker die absolute Mehrheit geschafft. »Machen wir Schluss«, rief er freudestrahlend. Die Sozialdemokraten waren in Jubelstimmung, auch Stadtrat Axel Schröter, Ortsvorsitzender der SPD Unterschleißheim-Lohhof. Er hatte vor Beginn der Auszählung auf einen »hauchdünnen Sieg« seines Parteifreundes getippt. Um 18.24 Uhr, als sechs der 28 Stimmbezirke ausgezählt waren, sah Böck immer noch wie der klare Sieger aus. Die ersten Genossen gratulierten, einige SPDlerinnen schwenkten rote Fähnchen. Doch die absolute Mehrheit schmolz und schmolz. Um 18.39 Uhr wurde es immer knapper. »Ein Krimi ist ja nichts dagegen«, so Bürgermeister Franz Schwarz (SPD) aus Unterföhring. Spannung pur. Ob es für Böck am Ende tatsächlich reiche?

Um 18.45 Uhr ging der Tatort zu Ende. Eine halbe Stunde war vorbei und 27 der 28 Stimmbezirke ausgezählt: 49,91 Prozent für Christoph Böck stand da zu lesen. Das Zittern begann. Eine Minute später dann die bittere Wahrheit: 49,88 Prozent. Um 18.46 lagen die Ergebnisse aller Stimmbezirke vor. »Schade, es haben nur 13 bis 20 Stimmen zur absoluten Mehrheit gefehlt«, sagte Böck. Trotzdem war er »total happy. Es ist ein sensationelles Ergebnis«. Fast auf Anhieb hätte er die lang währende CSU-Dominanz brechen können – Rolf Zeitler (CSU) ist seit 24 Jahren Erster Bürgermeister, er kandidierte nun aus Altersgründen nicht mehr.

Böck möchte sein Nachfolger werden. Er ist 46 Jahre alt, Maschinenbauingenieur, verheiratet, zwei Kinder, sitzt seit 2000 im Stadtrat, ist seit 2002 SPD-Fraktionschef im Rathaus und seit 2008 Dritter Bürgermeister der Stadt Unterschleißheim. Als er am Sonntag um 18 Uhr das Rathaus betrat, hatte er mit einem »spannenden Abend« gerechnet. Und so kam es denn auch. »Der Wahlabend war von der Dramaturgie her nicht zu übertreffen«, resümierte Böck. Schade nur, dass »er in die Verlängerung muss«, fand ein Sozialdemokrat.

Brigitte Weinzierl (CSU) betrat die politische Bühne just in dem Moment, als sich der »Tatort« zu Ende neigte – zu ihren Gunsten. Es sei ganz knapp gewesen, sagte die Politikerin. Sie war erst gegen 18.45 Uhr ins Rathaus gekommen, weil man dann mit den ersten Ergebnissen gerechnet habe. Kaum im Saal, wurde sie zur Siegerin, hatte sie im letzten Moment doch noch die Stichwahl geschafft und vorläufig verhindert, dass ihr Kontrahent Erster Bürgermeister wird. Die Parteifreunde gratulierten voller Freude. »Es war ein Herzschlagfinale«, so ein Christsozialer. Die Politikerin gab sich gelassen. »Im Sport hat man das öfter einmal und im sonstigen Leben auch«, sagte Weinzierl, die sich ehrenamtlich im Sport engagiert. Sie gab sich ganz locker für die Stichwahl: »Das ist leichter, wenn man hinten ist.«

Sie hat 1751 Stimmen weniger als ihr Kontrahent von der SPD. Trotzdem geht sie optimistisch in die Stichwahl. Sie hofft, die Nicht-Wähler zu mobilisieren, rechnet aber auch auf Stimmen von der Freien Bürgerschaft (FB). »Die werden das Zünglein an der Waage sein«, prognostizierte Weinzierl. Sie ist 60 Jahre alt, Software-Entwicklerin, verwitwet, hat zwei Kinder und ist seit 2008 Stadträtin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CSU im Rathaus von Unterschleißheim. Ihr Herausforderer Christoph Böck gab sich trotz allem auch optimistisch für die Stichwahl: Er müsse nun eben auch noch diejenigen überzeugen, die ihn nicht gewählt haben. »Es ist die Frage, ob die Bürger in Unterschleißheim so weitermachen wollen oder ob sie frischen Wind wollen.« Und vielleicht gibt es bei der Stichwahl am Sonntag, 17. März, wieder einen »Tatort« in Unterschleißheim – noch spannender als der am vergangenen Sonntag. Wally Schmidt

Artikel vom 05.03.2013
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