Steigender Bedarf für Wohnungsnotfallhilfe FOL

München · Es kann fast jeden treffen

Angela Pfister-Resch und Stefan Wallner sind engagierte Mitarbeiter der Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit und sorgen dafür, dass Mieter nicht auf der Straße landen. Foto: lp

Angela Pfister-Resch und Stefan Wallner sind engagierte Mitarbeiter der Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit und sorgen dafür, dass Mieter nicht auf der Straße landen. Foto: lp

München · Für viele Mieter scheint eine Kündigung vom Vermieter eine ausweglose Situation zu sein. Doch die Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit (FOL) leistet Abhilfe. Der gemeinnützige Verein AWO Kreisverband München-Land e.V. richtete 2007 die Fachstelle ein, deren oberstes Ziel ist, Mieter vor der Obdachlosigkeit zu schützen.

Wegen des steigenden Bedarfs wurde die Fachstelle um eine Stelle erweitert auf derzeit sechs Mitarbeiter. Die FOL bearbeitet Fälle aus den 27 Gemeinden und zwei Städten im Landkreis München. Für die Stadt München ist die Fachstelle zur Vermeidung von Wohnungslosigkeit in den jeweiligen Sozialbürgerhäusern zuständig.

„Viele meinen, dass es meist nur Ausländer treffen könnte oder Personen ohne Schulabschluss. Laut Statistik stimmt dieses Vorurteil nicht. Rund 60 Prozent der Betroffenen sind Deutsche und mehr als ein Drittel der 1.126 Fälle haben eine abgeschlossene Berufsausbildung“, erklärt Stefan Wallner, Leiter der Fachstelle. Arbeitslosigkeit, Sucht, Trennung oder Überschuldung – aus vielen unterschiedlichen Gründen kann der Verlust einer Wohnung drohen. Um dies vorzubeugen, kann man sich bei der FOL melden und sich beraten lassen.

2012 suchten in 325 Fällen Betroffene selbst die FOL auf. Im Jahr davor waren es „nur“ 240. „Das zeigt, dass wir uns im Landkreis als Anlaufstelle für Mieter in Not etabliert haben“, so Sozialpädagogin Angela Pfister-Resch, Zuständige für die Unterkunftsbetreuung und ebenfalls Leiterin der FOL. Von den 1.126 Fällen vergangenes Jahr meldeten sich 47 Prozent der Betroffenen, bevor es zu einer Kündigung gekommen ist. Je früher sich Mieter und auch Vermieter melden, desto höher ist die Chance, eine Lösung zu finden und den Wohnraum zu sichern. Präventionsarbeit ist bei der FOL ein wichtiger Punkt. Dementsprechend sank die Zahl der Zwangsräumungen. 2007 waren es noch 29 Prozent der Fälle, die schon vor einer Zwangsräumung stehen. 2012 waren es noch 21 Prozent.

Die Nationalität und die Schulausbildung sind nicht die Indikatoren für die bedrohte Wohnsituation. Meist stecken andere Gründe dahinter. Familiäre Probleme, Überforderungen, Sucht und Abhängigkeit oder eine Trennung. Über 50 Prozent der Hilfesuchenden sind Einzelpersonen, darauf folgen Alleinerziehende und Familien. Die Gruppe der 46- bis 55-Jährigen ist am auffälligsten und liegt mit etwa 24 Prozent weiter vorne. Der Grund für den drohenden Wohnverlust ist hier oftmals eine Trennung oder Scheidung vom Lebenspartner, und der eigene Lohn oder die Rente reicht nicht mehr aus, um die Miete zu begleichen.

Gilt ein Fall als „positiv“ beendet, heißt es, dass der Betroffene entweder die Wohnung behalten konnte, oder mit Unterstützung der Mitarbeiter eine neue Bleibe gefunden hat. Letztes Jahr konnte die FOL mehr als die Hälfte ihrer Fälle lösen. Von den Fällen konnte die Einrichtung 628 positiv beenden – eine Erfolgsquote von rund 56 Prozent. „Der angespannte Mietmarkt im Münchner Umland erschwert uns die Arbeit aber zunehmend, weil es immer schwieriger wird, alternative Wohnungen zu finden, die finanzierbar sind“, äußert sich Stefan Wallner. Negativ wurden etwa 4 Prozent der Fälle abgelegt. Das heißt, eine Unterbringung durch die zuständige Gemeinde war notwendig.

Der zunehmende Druck auf dem Wohnungsmarkt erschwert die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung. Das scheint sich in der teuren Stadt München auch nicht zu ändern. „Bis 2020 befürchtet die Stadt, dass es zu einer massiven Zuwanderung kommt, und somit der Wohnraum noch knapper wird“, berichtet Pfister-Resch. „Die Vermieter machen es den Suchenden nicht viel leichter. Höre ein Vermieter am Telefon, dass der Bewerber die Sprache kaum beherrscht, vertröste der ihn oder lehne gleich ab. Bewerber mit Kopftüchern oder einer anderer Hautfarbe hätten es oft schwer vom Vermieter eine Chance zu bekommen. Und auch diejenigen, die Schufa-Einträge hätten, von Arbeitslosengeld-II leben oder im Niedriglohnsektor seien, erschwere sich die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung, da die Vermieter auch eine Sicherheit haben möchten, dass die Miete rechtzeitig kommt. Von Linh Pham

Artikel vom 06.03.2013
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