Albrecht Ackerland im Münchner SamstagsBlatt: Das war wirklich zum Lachen, was sich da auf dem Nockherberg darbot …

München · „Da schau her!“ – Über das Derblecken am Nockherberg

München · Damit mein ich schon auch Luise Kinseher als Bavaria und das hinterhergeschobene Singspiel alter Schule, quasi mit neuem Rektor, der es wirklich geschafft hat, so etwas wie einen frischen Wind in diese nun wirklich bierernste Veranstaltung zu blasen.

Kaum etwas in der Stadt ist so bierernst wie der Nockherberg vor Ostern. Gut, es geht ja auch um ein Bier, das in Maßkrügen ausgeschenkt wird, von dem aber vermutlich schon die Menge von einem Liter die Kraft hat, bei zarteren Gestalten eine zünftige Alkoholvergiftung herbeizuzaubern. Ich weiß es nicht genau, weil erstens vertrage ich als Urenkel eines Brauereigehilfen etwas, und zweitens mag ich kein Starkbier nicht.

Das unterscheidet mich vom gemeinen Politiker der vorderen Ränge, der hat das Starkbier zu mögen, weshalb ja auch die Krüge irdern sind, damit man die erstaunliche Durchsichtigkeit, Klarheit des Politikerbiers nicht so gut erkennen kann. Der gemeine Politiker muss in Bayern auch an einem bestimmten Tag Gemeinheiten gut finden, die zwar meist keine sind, aber zumindest solche sein wollen. Das bringt ihn dann näher zum Wähler, weil der Bayer wählt immer am liebsten, wen er nicht ganz ernst nimmt.

Dass Markus Söder davon mehr als genug hat, darf er sich den ganzen Abend anhören. Die Kinsehersche Bavaria verdingt sich sowieso nicht als Nadelstecherin, es sind schon ausgewachsene Zimmerernägel, die da in die breitgesessenen Gesäße der Üblichen getrieben werden. Ich kenne Markus Söder nicht. Aber es hat mich so sehr beeindruckt, was dieser Mann da in der Starkbierhalle aufgeführt hat, dass ich ernsthaft überlege, Franke zu werden.

Seehofer wie Ude und alle anderen schalten ihr begeistertes Lachen spätestens beim Rotlicht der Kamera an, manch einer hat eine längere Reaktionszeit, was lustig werden kann, wenn er bereits seit einer Sekunde mit ernst-gelangweiltem Gesicht im Bild ist, um dann flugs ins Prusten zu wechseln. Das weiß Horst Seehofer, er lacht die ganze Veranstaltung mehr oder minder hysterisch durch, was nun aber in diesem Jahr zu einem gefährlich überhitzten Bierschädel geführt hat, der ein Rot aufwies, von dem die bayerische SPD nur träumen kann.

Da lobe ich mir den galanten Söder und wünsche ihn mir mindestens als künftigen Minister für Landwirtschaft und Ernährung, egal ob im Bund oder im Land. Denn dieser Job braucht echten Humor. Dass er ihn tief drinnen trägt, hat dieser Söder am Mittwoch bewiesen. Nötig hat er das ewige Gepruste jedenfalls nicht.

Man sollte von kommendem Jahr an nur noch echtes Starkbier an alle ausschenken. In der Hoffnung, dass mehr Ehrlichkeit und damit auch mehr Gaudi am Nockherberg Einzug halten. Denn dass es unlustig zugeht, liegt sicher nicht an den großartigen Darstellern und Texten und an der Inszenierung auf der Bühne. Sondern einzig am Personal unten, ob sie nun Reporter des Bayerischen Rundfunks sind oder die gesammelte politische Garde. Söder freilich ausgenommen.

Artikel vom 01.03.2013
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