Viktor Schenkel: Clown sein gegen »die Schwere im Kopf«

Schwabing · Von Beruf Pappnase

Zwei Tragikomiker unter sich: Viktor Schenkel hat den »Stenz« persönlich kennen gelernt – bei den Dreharbeiten für einen Werbespot.	Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Zwei Tragikomiker unter sich: Viktor Schenkel hat den »Stenz« persönlich kennen gelernt – bei den Dreharbeiten für einen Werbespot. Foto: Sylvie-Sophie Schindler

Schwabing · Wer kann schon ernst bleiben, wenn Viktor Schenkel Grimassen macht? Er setzt einen schwarzen Hut auf und eine rote Nase, er macht große Augen, verzieht den Mund. Keine Frage, das Clownsein liegt dem Schwabinger im Blut.

»Man sollte sich selbst nicht so ernst nehmen«, sagt der 58-Jährige. Überhaupt, ein bisschen mehr wie ein Clown zu sein, täte vielen Erwachsenen gut. »Viel zu viele rennen mit viel zu viel Schwere im Kopf herum. Der Clown hingegen nimmt´es leichter, er wagt einfach den Sprung ins kalte Wasser – und das belebt.« Den Sprung wagen können nun bald auch alle Kinder, die Lust darauf haben: In einem Clownkurs am Ackermannbogen zeigt Viktor Schenkel, wie das geht.

Von März bis Juli läuft das Angebot, einmal wöchentlich ab 16.30 Uhr, für Kinder ab fünf Jahren aufwärts. »Ich will damit auch eine Gegenwelt zur Erwachsenenwelt installieren«, sagt Viktor Schenkel. »Die Fantasie kommt heutzutage viel zu kurz, ihr will ich Raum geben.« Nicht zu vergessen die Poesie, die auch zum Clownsein gehöre. Auch wenn man über ihn lache, der Clown selbst sei im Grunde keine lustige Figur, sondern einer, der »verzweifelt den Alltag betrachtet, weil er die Welt ganz anders sieht«. Dass der gelernte Schauspieler und Grafiker der Zirkusluft nicht widerstehen kann, liegt wohl in der Familie. Richtung Zirkus zog es bereits seinen Großvater. Einst ein Jurist, machte er sich auf nach Moskau und wurde dort bald Zirkusdirektor. Dann aber wurde er von der »Säuberungswelle« durch Stalin erfasst und nach Sibirien verbannt. Für seinen Enkel begann der Traum von einem Leben im Zirkus, als er in einer Sinnkrise steckte. »Mein Studium in Grafikdesign war zwar beendet, doch ich konnte mir überhaupt nicht vorstellen, in diesem Job zu arbeiten, viel zu kapitalistisch, so dachte ich«, erzählt Schenkel. Und dann stand er eines Tages, es war Mitte der Siebziger Jahre, im Circus Roncalli, damals unter der Leitung von André Heller, der den Begriff des »Poetischen Zirkus« prägte und lebte. Schenkels Entschluss stand fest: »Da will ich hin.« Er bewarb sich und abends schon stand er als livrierter Requisiteur in der Manege.

Bald aber sollte ein anderer Wind wehen, denn André Heller, der den Circus Roncalli gemeinsam mit Bernhard Paul gegründet hatte, stieg noch im Gründungsjahr aus dem Gemeinschaftsprojekt aus. Als Ersatz für Heller sprang der österreichische Sänger Georg Danzer ein. In der Zwischenzeit hatte Schenkel für sich selbst einige Pausenclown-Nummern einstudiert und spielte sie dem neuen Chef vor. Und der war prompt begeistert. Und es hätte für Schenkel vielleicht der Anfang werden können für eine Karriere als Zirkusclown. Doch damit wurde es dann doch nichts, es gab andere ­Baustellen, der Zirkus hatte mit einer drohenden Pleite zu kämpfen.

Schenkel lernte wenig später seine zukünftige Ehefrau kennen, die sich ebenfalls für seine Leidenschaft begeistern konnte, als Clowntheater »Uno duo« tingelten sie durch Deutschland. »Na, das große Geld konnten wir damit nicht machen«, berichtet Schenkel. Dann kamen die Töchter, drei insgesamt. Schenkel war 30 Jahre alt, da ließ er sich privat zum Schauspieler ausbilden. Seither war er in zig TV- und Kinoproduktionen zu sehen, unter anderem in »Räuber Kneißl«, »Der Bulle von Tölz«, »Die Rosenheimcops« und »Café Meineid«. Auch für Werbespots wurde er regelmäßig engagiert. Einmal beispielsweise mit »Monaco Franze« Helmut Fischer in einem Spot für eine Automarke.

Nachdem er einmal spontan für seine Frau beim Kinderzirkus LiLaLu einsprang, wurde er dort jahrelang Workshopleiter. Dass ihm der Schalk kräftig im Nacken sitzt, schon in der Schule hätte man es mehr als ahnen können. »Im Grunde machte ich dort meine ersten Erfahrungen, ich war immer der Klassenclown, machte meine Kommentare, wenn die Lehrer etwas sagten, und meine Mitschüler lachten«, erzählt Schenkel. Nicht immer aber konnten alle mitlachen. Da war beispielsweise diese Sache mit den Schuhen. Während eines Turnunterrichts goss er jede Menge Klebstoff in die Schuhe zweier Klassenkameraden, die er überhaupt nicht mochte. »Das gab mächtig Ärger«, so Schenkel. »Mein Vater allerdings hat nur milde gelächelt. Der wusste schon, was ich für einer bin.« Wer Interesse hat an Viktor Schenkels Clownschule, kann sich unter Tel. 01 74/9 91 33 00 und per E-Mail unter Viktor-Schenkel@web.de mit ihm in Verbindung setzen. Sylvie-Sophie Schindler

Artikel vom 19.02.2013
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...