Albert Ackerland im Münchner SamstagsBlatt zum Thema der Woche

München · „Da schau her!“ – Sparen macht arm

München · Jetzt hau ich das Internet bald zum Teufel. Es macht mich arm, weil sich durch das Internet so viel sparen lässt. Und plötzlich wird das ganze Sparen so teuer, dass man viel mehr Geld ausgegeben hat, als man wollte.

Aber ich hab ja gespart dabei. Es sind schon harte Zeiten mit dem Netz. Früher, da war das einfach. Da gab’s ein Geschäft und noch eins und noch eins. Manchmal gab’s ein Angebot. Das war’s. Gekostet hat sonst eh alles überall ungefähr das Gleiche. Und gebraucht hat man wenig, zuhause hat höchstens noch der Quellekatalog für Verlockungen gesorgt und Bedürfnisse geweckt, von deren Existenz man gar nichts wusste. Schöne Zeiten waren das. Schreckliche Zeiten aber auch. Es ist ja nicht so, dass so ein Konsum nicht Spaß macht, auch wenn er manche einigermaßen direkt ins Verderben führt, weil sie Geld ausgeben, das sie gar nicht haben.

Weitere Artikel zum Thema

In meinem Fall ist es so: Ich bin in die Schnäppchenfalle geraten. Die heiligen Seiten für diese sonderbare Religion sind sogenannte Schnäppchen-Blogs im Internet, stündlich, minütlich aktualisierte Zusammenstellungen der akut und aktuell besten Angebote, die es im Universum so gibt. Und plötzlich kann ich nicht anders, als den Toaster für 20 Euro zu bestellen, wo er doch sonst 70 kostet. Und von der Speicherkarte für die Kamera nehme ich zur Sicherheit gleich drei. So billig wird man sie nie wieder bekommen. DVDs zu dem Preis? Wahnsinn, Regal füllen! Wollte ich nicht schon immer einen Pizzaschneider? Das ist die Gelegenheit.

Ich kaufe wirklich nicht jeden Ramsch, im Gegenteil. Das Kreuz bei der Sache ist, dass man vor allem bei besserem Gerät und Tand und Material sparen kann. Und das kostet. Jetzt habe ich über die Jahre fantastische Produkte angehäuft, ich bin exzellent ausgestattet, feinste Markenware ziert meine Lebensbereiche. Alles waren Schnäppchen. Und mein Konto ist notorisch geringstellig. Vor Kurzem habe ich mir die Bremse verordnet. Ich war schon kurz davor, das Internet abzuschaffen, erst habe ich überlegt, das gleich für die ganze Menschheit zu erledigen, aber das schien mir dann doch zu weit gegriffen. Ich bin nun ein paar Stufen niedriger getreten, und spare mir die Schnäppchenseiten. Auf dass ich mich künftig nicht mehr arm spare. Sondern reich werde. Ich werde mir anschauen, was ich dann erst für Schnäppchen machen werde. Weitaus schärfere, als das Designermesser von letzter Woche, mit dem ich künftig mein Trockenbrot bebuttere.

Artikel vom 14.02.2013
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...