Landkreisschüler sind Preisträger der TUM School of Education

Kirchseeon/Grafing · Kick des Luftlochs

Die ersten vier Preisträger der Schülerkonferenz: Johannes Rößler, Ludwig Fuhr, Melissa Lantelme und Maximilian Müller (v. l.).	Foto: TUM

Die ersten vier Preisträger der Schülerkonferenz: Johannes Rößler, Ludwig Fuhr, Melissa Lantelme und Maximilian Müller (v. l.). Foto: TUM

Kirchseeon-Grafing-München · Senfkörner enthalten ein natürliches Antibiotikum. Zu diesem Ergebnis kam Johannes Rößler (17) aus Kirchseeon in seiner Seminararbeit und erntete dafür den ersten Preis bei der Münchner Schülerkonferenz der TUM School of Education.

Die Einrichtung ist die erste Fakultät für Lehrerbildung in Deutschland der Technischen Universität München (TUM). Einmal jährlich veranstaltet sie eine Schülerkonferenz, eine Plattform für den Nachwuchs an bayerischen Gymnasien sowie Fach- und Berufsoberschulen in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) und Geographie.

Johannes’ Leidenschaft ist die Chemie. Fünf Monate lang experimentierte der Abiturient des Grafinger Gymnasiums mit Unterstützung des Helmholtz Zentrums München, bis er die antibakterielle Wirkung von Senfkörnern nachweisen konnte. Erst hat er zwei Bestandteile isoliert: das Senfölglukosid Sinigrin, ein Zuckermolekül, und das Enzym Myrosinase. In einem aufwendigen Verfahren fand er heraus, dass das Enzym in der Lage war, das Zuckermolekül in einen dritten Stoff umzuwandeln. Mit diesem experimentierte er weiter, bis er in Versuchen mit Bakterien sicher war, welcher Stoff im Senf das Wachstum der Erreger hemmt. »Die Natur hat das eingerichtet, damit die Keimlinge der Senfpflanzen in der Erde geschützt sind«, erklärt Rößler. Auf das Thema kam er zufällig: Er hat einen Artikel über Alexander Fleming gelesen, den Entdecker des Penicillins. Dabei ist er auf die Versuchsanleitung mit den Senfkörnern gestoßen. Das Ganze selbst zu machen sei jedoch noch einmal was Anderes. Doch dem 17-Jährigen wurde das Interesse an Forschung quasi in die Wiege gelegt: Beide Eltern sind Naturwissenschaftler. Dass er einmal Chemie studieren wird, steht für ihn außer Frage.

Genauso ist sich Melissa Lantelme vom Humboldt-Gymnasium in Vaterstetten sicher, dass sie Ingenieurwissenschaften studieren wird, entweder Richtung Luft- und Raumfahrt- oder Umwelttechnik. Mit ihrer Seminararbeit zur »Analyse des Flugverhaltens in verschiedenen Flughöhen bei Passagierflugzeugen am Beispiel des A 380« wurde sie Zweite bei der Schülerkonferenz. Worüber andere nur stöhnen, macht sie mit links: Physik und Mathematik sind ihre Lieblingsfächer. Und weil Flugzeuge sie schon immer fasziniert haben und sie gerne fliegt – »Luftlöcher geben einem so einen schönen Kick«, sagt sie – wählte sie das Thema, dessen Vorgabe »Modellbildung und Simulation« lautete. Ihr Ziel war, die optimale Flughöhe für den Airbus zu finden, in der er am wenigsten Treibstoff verbraucht. Zunächst holte sie bei Airbus und dem Triebwerkhersteller MTU Daten über das Langstreckenflugzeug ein und schrieb dann ein Softwareprogramm, in das sie die Zahlen und Formeln einfließen lassen konnte.

Bei den Simulationen musste sie die Atmosphäre in den verschiedenen Höhen, Luftdruck, Temperatur und Luftdichte berücksichtigen, dazu die Bedingungen bei Start und Landung. Sie kam dahinter, dass in etwa 13 Kilometern Flughöhe am wenigsten Treibstoff verbraucht wird. Doch der Auf- und Abstieg verschlingen am meisten Kerosin. Also wollte sie herausfinden, ab welcher Flugstreckenlänge es sich lohnt, in eine bestimmte Höhe aufzusteigen. Das Ergebnis: Für den Airbus, der nur weite Distanzen zurücklegt, sind die 13 Kilometer Flughöhe, die er tatsächlich auch fliegt, optimal. Kurzstreckenflüge hingegen sollten wesentlich niedriger angesiedelt sein. Nicht nur die Jury war sehr angetan. »Für eine Schülerin war es unglaublich beeindruckend, mit welcher Energie und Genauigkeit sie zu diesem Thema recherchiert hat«, sagt Melissas Physiklehrer, Wolfgang Guggenberger. Die Jury lobte außerdem ihr Vermögen, »komplexe Sachverhalte durch praxisnahe Beispiele auch für Fachfremde gut zu erklären«.

Ihre Facharbeit will sie einem großen Unternehmen vorstellen und hofft insgeheim, dort ein Praktikum absolvieren zu können. Doch nach dem Abitur will sie erst einmal eine Pause vom Lernen und ein Freiwilliges Soziales Jahr in Spanien oder Portugal machen. Denn eine soziale Ader hat die Jungwissenschaftlerin auch: Sie ist ehrenamtliche Jugendleiterin in der Petrikirche Baldham. Sybille Föll

Artikel vom 12.02.2013
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